Nein, ich möchte das nicht – das ist ein Satz, den Rosemarie Bühler, die Leiterin des Sozialen Netzes Weilheim, oft zu hören bekommt. Wenn es ums Altern geht, scheint sich, egal, wo man hinschaut, dasselbe Bild abzuzeichnen: Angehörige, die ihren Lieben eine Hilfe zur Seite stellen möchten, und Betroffene, die diese Hilfe kategorisch ablehnen. Aber warum ist das so? Rosemarie Bühler hat eine Ahnung: „Die Menschen haben schlicht Angst, dass sie entmündigt werden.“ Eine ihrer Hauptaufgaben bestehe deshalb darin, zu vermitteln.
„Wenn man sie zwingt, machen die Menschen dicht, und es funktioniert gar nichts mehr“, sagt Bühler. Das sei ein regelrechter Teufelskreis. Rosemarie Bühler hat nicht nur für die älteren Menschen, sondern auch für die Angehörigen Verständnis – wollten sie doch meist nur helfen. Natürlich sind sie, so Bühler, der Überzeugung, dass sie die perfekte Lösung parat haben, so einfach sei das aber nicht. Entscheidungen könnten der betroffenen Person nicht einfach übergestülpt werden. Es gehe darum, eine Lösung zu finden, die für den älteren Menschen passt, auch wenn es vermeintlich nicht die beste Alternative ist. Da helfe nur eines: Fingerspitzengefühl und ganz viel Verständnis.
Jemanden zum Reden brauchen
„Es lässt sich nicht leugnen, die Hemmschwelle, sich Hilfe zu suchen, ist immens“, sagt Rosemarie Bühler. In der Praxis seien es in der Regel die Angehörigen, die den Weg in die Beratungsstelle finden, ehe es zu einem Besuch bei den Betroffenen kommt – mit deren Einverständnis. Dann erkläre sie ganz unverbindlich, was es für Möglichkeiten gibt, und verweise auf die Option, Verträge wieder kündigen zu können.
„Manchmal brauchen die Menschen jemanden zum Reden.“ Mit dem Alter werde der Freundeskreis einfach kleiner. Die Seniorinnen und Senioren seien oft auch nicht mehr so mobil, weshalb der soziale Kontakt zu kurz komme. Für solche Fälle bietet das Soziale Netz Weilheim Besuchsdienste, Spazierbegleitungen, Fahr- und Begleitdienste für Arztbesuche oder Einkaufsbegleitungen an – auch Beratungen für eine altersgerechte Wohnung sind möglich.
Der Großputz gehört nicht dazu
„Unser-Netz“ bietet Menschen aus ganz Lenningen und Owen Unterstützung im Alltag an. „Wir möchten auf der einen Seite den Menschen, solange es geht, ein selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden ermöglichen und auf der anderen Seite die Angehörigen entlasten“, sagt Gabriele Riecker, die Leiterin von „Unser-Netz“. Die Hilfe im Haushalt werde besonders gerne in Anspruch genommen. Der Großputz fällt zwar nicht darunter, aber alles, was im Alter Schwierigkeiten bereitet, wie etwa das Wischen von Böden, das Putzen von Küche und Bad oder das Rasenmähen. Aber auch eine Unterstützung beim Bügeln und Wäschewaschen ist möglich.
Ein weiterer zentraler Punkt sei die Aktivierung. „Wir schauen, dass die Menschen aus dem Haus kommen, Treppen steigen, in den Garten gehen oder Sitzgymnastik machen, damit sie ihren Bewegungsradius wieder erhöhen und unter Menschen kommen“, sagt Gabriele Riecker. So soll verhindert werden, dass die Einsamkeit überhandnimmt, damit die Menschen ein gutes Lebensgefühl behalten.
Gesprächskreise für pflegende Angehörige
Auch dem Kirchheimer Verein buefet ist es wichtig, dass die Seniorinnen und Senioren möglichst lange und selbstbestimmt zu Hause in vertrauter Umgebung bleiben und am gesellschaftlichen Leben teilhaben können, sagt die Mitarbeiterin Christa Doll. Um das zu bewerkstelligen, übernimmt der Verein die Koordination der im Einzelfall nötigen Leistungen. Dazu gehören die Information und die Beratung über Angebote im pflegerischen Bereich. Das geschehe, so Doll, in enger Zusammenarbeit mit Arzt- und Therapiepraxen sowie Kranken- und Pflegekassen. Die Begleitung bei der Beantragung von Pflegegraden und die Vermittlung anderer Dienstleister wie Essen auf Rädern gehören zum gerne in Anspruch genommenen Repertoire. Aber auch Bewegungsangebote und eine Wohnberatung, die die Sicherheit und den Komfort in den eigenen vier Wänden erhöhen soll, gehören zum Angebot. Nicht vergessen werden die pflegenden Angehörigen: Gesprächskreise sollen sie stärken und entlasten.
Die aufgeführten Dienstleistungen sind nur beispielhaft und nicht abschließend. Wer sich Hilfe im Alltag wünscht, kann sich an die genannten Einrichtungen wenden, diese beraten gerne. Soziales Netz Weilheim 0 70 23/74 33 07 7; Unser Netz Lenningen 0 70 26/37 01 98; buefet Kirchheim 0 70 21/50 23 34.