Entsorgung
Wo sind die Gelben Säcke abgeblieben?

Die dünnen Tüten sind im Kirchheimer Rathaus ein rares Gut – seit Wochen sind sie vergriffen. Der AWB-Chef Michael Potthast zeigt mögliche Gründe für eine hohe Nachfrage auf.

Die Rollen mit den dünnen Beuteln sind im Kirchheimer Rathaus zur Seltenheit geworden. Foto: Carsten Riedl

„Oh – ein sehr schwieriges Thema“, schallt es aus dem Kirchheimer Bürgerservice. Die Rede ist von Gelben Säcken, die dort seit Wochen vergriffen sind – zur Enttäuschung und teils auch zum Ärgernis vieler Bürgerinnen und Bürger, wie Pressesprecher Giacomo Mastro mitteilt. „Aktuell haben wir aufgrund von Lieferengpässen keine Gelben Säcke“, steht auf einem Schild an der eigentlichen Ausgabestelle im Rathaus. Kirchheim ist damit nicht alleine: In Lenningen hat Frauke Siemsglüß, Mitarbeiterin der Gemeinde, lange auf die bestellten Beutel warten müssen. Nach zwei Monaten seien zehn Pakete „auf wundersame Weise“ angekommen. „Es haben sich viele beschwert. Es war ein ständiges Jammern und Klagen“, sagt sie.

Ein grundsätzliches Problem mit der Verfügbarkeit von Gelben Säcken haben wir nicht.

Michael Potthast, Geschäftsführer des AWB

 

In Kirchheim dauert dieser Zustand seit Dezember an, als die Umstellung auf den neuen Entsorgungsdienstleister des Landkreises stattfand. Statt der Firma Remondis ist jetzt die Firma RMG Rohstoffmanagement für die Leerung der Gelben Tonnen und Mitnahme der Säcke verantwortlich. Die Verteilung von Gelben Säcken hat in den meis­ten Kommunen rund um die Teck gut geklappt, wie beispielsweise die Gemeinden Bissingen, Weilheim sowie auch Notzingen bestätigen. Sie bekommen auf Bestellung zuverlässig neue Säcke geliefert. Auf dem Kirchheimer Rathaus sind bis Dezember alle zwei Wochen 35 Kartons mit den dünnen Tüten angekommen – in den letzten zweieinhalb Monaten haben sie jedoch lediglich zwei Lieferungen je zehn Kartons erhalten. „Die Nachfrage kann damit bei Weitem nicht gedeckt werden“, bestätigt Giacomo Mastro. Der Entsorger RMG teilt auf Anfrage mit, die genannten Probleme nicht bestätigen zu können. „Die Haushalte im Auftragsgebiet sind mit ausreichenden Mengen versorgt worden. Auch die Verteilstellen haben eine angemessene Anzahl von Gelben Säcken erhalten“, schreibt das Unternehmen. Ob Kirchheim zukünftig mehr geliefert bekommt, so wie es sich in den Vorjahren bewährt hat, bleibt unklar.

Göppingern fehlen mehr Säcke

„Ein grundsätzliches Problem mit der Verfügbarkeit von Gelben Säcken haben wir nicht“, sagt Michael Potthast. Der Chef des Abfallwirtschaftsbetriebs (AWB) argumentiert, dass sich möglicherweise die Wege der Bestellung noch nicht ganz eingespielt haben. „Neulich kam vor, dass einige Kartons gelbe Säcke an eine Grundschule statt an den Wertstoffhof geliefert wurden. Es war die falsche Adresse hinterlegt“, erzählt der Geschäftsführer. Eine erhöhte Nachfrage nach den Beuteln ist ihm zufolge jedoch auf alle Fälle zu spüren. Mögliche Gründe dafür sieht er an zwei Stellen: Der Austausch der Gelben Tonnen ist zuletzt nicht ganz so zügig vorangegangen wie geplant, wodurch die Bürger teilweise auf die Alternative zurückgreifen mussten. Ein anderer Aspekt ist, dass im Nachbarkreis Göppingen tatsächlich eine Knappheit besteht. Zuständig ist dort der Entsorger „Gebr. Braig“, der sich weigert, weitere große Mengen der gelben Tüten zu schicken – zu hoch sei der Verbrauch. Potthast kann sich gut vorstellen, dass der eine oder andere Göppinger sich an Gelben Säcken bedient hat, die eigentlich für den Kreis Esslingen bestimmt waren.

 

Randnotiz: Sind Säcke das neue Klopapier?

Während die einen ihre Garage als heimlichen Bunker für Gelbe Säcke nutzen, können andere allein schon beim Gedanken an die nächste Plastikmüll-Abholung nicht mehr ruhig schlafen. Egal wie groß die Ängste sind – niemand muss im Internet Unsummen für einen 50er-Pack Gelbe Säcke ausgeben. Es ist lediglich eine kleine Erkundungstour durch den Landkreis notwendig. Auf der Homepage des RMG sind über 100 Verteilstellen aufgelistet, an denen die begehrten Tütchen ausgegeben werden. Aber Achtung: Hamstern kann gravierende Folgen haben. Das hat die Klopapier-Krise vor fünf Jahren gezeigt, als tagtäglich die Gefahr bestand, von einem weißen Berg an Klopapierrollen im Badezimmer erschlagen zu werden. Der Mister Sicher-ist-Sicher hat eben lieber mal 30 Rollen zu viel, als eine zu wenig im Haus. Damit sich die Geschichte nicht wiederholt, ein Vorschlag für den Kirchheimer Bürgerservice: Ab der nächsten Lieferung die leeren Beutel nur noch einzeln abgerissen herausgeben. Schließlich sind wir nicht nur Deutsche, sondern dazu auch noch Schwaben – die sind bekanntlich bei allem, was kostenlos ist, recht schnell zu Stelle.