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Wo Sterben nicht Scheitern bedeutet

Hospiz Annette Bloßfeldt ist Pflegefachkraft und begleitet schwer kranke Menschen auf ihrem letzten Weg.

Esslingen. „Ich kann hier Menschen so pflegen, wie ich es mir vorgestellt habe“, sagt Annette Bloßfeldt. Die 57-Jährige arbeitet seit sieben Jahren als Pflegefachkraft im Hospiz Esslingen. Die gelernte Krankenschwester und Mutter von zwei erwachsenen Kindern hat sich früh für die Arbeit im Hospiz und gegen das Krankenhaus entschieden. In der Onkologie eines Klinikums machte sie belastende Erfahrungen: „Hier wurde der Patient bis zum letzten Atemzug therapiert. Sterben bedeutete Scheitern.“

Nicht nur die Patientinnen und Patienten seien mit ihren Ängsten und Fragen alleingelassen worden, sondern auch die Pflegekräfte. Vor fast 30 Jahren entschied sie sich, im Hospiz zu arbeiten – und ging nach Großbritannien, der Heimat der Hospizbewegung. „Dort fand ich Arbeitsbedingungen, wie ich sie mir gewünscht hatte. Patienten wurden als Menschen angesehen und auf Augenhöhe behandelt.“

Annette Bloßfeldt blieb seit damals der Hospizarbeit treu. „Im Hospiz steht neben einer individuell angepassten Schmerz- und Symptomtherapie besonders auch das Zwischenmenschliche im Vordergrund“, erklärt sie. „Erfolg bedeutet hier, wenn jemand einigermaßen ruhig und schmerzfrei sterben kann und die Chance hatte, seine letzte Lebensphase gut zu gestalten.“ Dazu gehört, auch letzte Wünsche zu erfüllen. Das kann ein Ausflug, aber auch eine Mahlzeit sein. Und vor allem haben die Mitarbeitenden Zeit. Vieles kann so noch aufgearbeitet, Ungesagtes ausgesprochen werden.

Oft sind es auch die Angehörigen und Freunde, die Unterstützung benötigen, Rückhalt und Entlastung brauchen. Für all dies haben die Pflegekräfte im Hospiz Zeit. Das macht sie zufrieden. „Ich habe mich noch keinen Tag gefragt, ob es Sinn macht, was ich hier tue.“ Sterben und Tod täglich vor Augen zu haben, ist belas­tend. Vor allem, wenn junge Menschen sterben. Das Gespräch im Team, Supervision und regelmäßige Ethik-Gespräche mit Hospiz-Leiterin Susanne Kränzle stützen die Mitarbeitenden. Die Hospizarbeit hat auch den Blick auf das eigene Leben verändert: „Ich relativiere vieles und nehme nicht alles für selbstverständlich. Ich bin dankbar für das, was ich habe.“ Infos gibt es unter www.hospiz-esslingen.de. Ulrike Rapp-Hirrlinger