Zwischen Neckar und Alb
Wohnmobil-Trend:Camper ärgern Anwohner

Verkehr Geparkte Fahrzeuge sorgen häufig für Unmut, weil sie Parkplätze blockieren und ein Sicherheitsrisiko darstellen. Wo Camper jetzt verbannt werden. Von Dominic Berner

Für Anwohner ist es ärgerlich, wenn sie mit dem Auto keinen Parkplatz finden, weil der Straßenrand in der Umgebung mit Wohnwagen und Wohnmobilen zugestellt ist. Doch die sperrigen Fahrzeuge sorgen auf den öffentlichen Parkflächen im Kreis Esslingen nicht nur deshalb für Unmut. Sie bergen auch Gefahrenpotenzial, weil sie deutlich breiter sind als Personenwagen und mancherorts weit in die Straße hineinragen. Teils stellen die Besitzer ihre Campingbusse auch so ab, dass sich der Gehweg verengt – zum Leidwesen von Fußgängern.

Klagen kommen in jüngster Zeit aus den Wernauer Wohngebieten Adlerstraße Ost I und II. Dort werden offenbar immer häufiger Reisemobile und Caravans abgestellt. „Solche Parksituationen bedeuten für andere Verkehrsteilnehmer ein erhebliches Sicherheitsrisiko, was insbesondere bei ausgewiesenen Schulwegen nicht hinnehmbar ist“, sagt der Wernauer Bürgermeister Armin Elbl. Der Gemeinderat hat nun beschlossen, dass in dem Gebiet keine größeren Wohnmobile und Anhänger mehr parken dürfen.

Die Parkplatzprobleme sind die Kehrseite eines deutschlandweiten Campingtrends. Immer mehr Menschen legen sich ein Reisemobil zu, das belegen Zahlen des Statistischen Bundesamtes. So stieg der Bestand an Wohnmobilen in Deutschland zwischen den Jahren 2015 und 2020 um etwa 50 Prozent, von rund 390 000 auf knapp 590 000 Fahrzeuge. In der Coronapandemie nahm die Zahl sogar noch weiter zu. Viele der Neubesitzer stehen nun vor der Frage: Wohin mit dem Wohnmobil oder Caravan, wenn man gerade nicht damit unterwegs ist? Kostenlose Abstellplätze sind rar – bleibt für viele der Straßenrand als naheliegende Option.

Länger parken als erlaubt

Ein flächendeckendes Problem sind die Stellplätze, die dadurch blockiert werden. „Grundsätzlich dürfen Wohnmobile und Wohnwagen auf öffentlichen Parkplätzen abgestellt werden“, sagt der Pressesprecher der Stadt Ostfildern, Dominique Wehrle. Dabei unterscheidet der Gesetzgeber zwischen Wohnwagen und Reisemobilen: Demnach dürfen abgekoppelte Anhänger maximal zwei Wochen an einer Stelle stehen, dann muss die Fläche frei gemacht werden.

Wehrle sagt: „Problematisch ist, dass viele Anhänger über den gesetzlich eingeräumten Zeitraum hinaus parken.“ Um das zu überwachen, kontrollieren Polizei und kommunale Ordnungsdienste den Ventilstand der Räder. „Aber es ist sehr schwierig, diesen Verstößen beizukommen“, sagt Juliane Kunz, die Sprecherin der Stadt Nürtingen. Der Kontroll- und Dokumentationsaufwand sei erheblich. Laut Kunz gibt es im Stadtgebiet eine große Anzahl von Anhängern, die länger als zulässig abgestellt werden. „Das Problem ist, dass der ohnehin knappe Parkraum durch unberechtigt parkende Anhänger genutzt wird“, sagt sie.

Andere Regeln gelten für Campingmobile und Wohnwagen, die an Autos gekoppelt sind. Sie dürfen ohne Zeitbegrenzung abgestellt werden, sofern das nicht durch ein Verkehrsschild verboten ist. Aber: „Dort, wo eine sehr starke Verknappung von Parkplätzen für Personenfahrzeuge stattfindet, kann gegebenenfalls verkehrsrechtlich eingegriffen werden“, sagt Wehrle. Er verweist auf die Sackgassen Nelly-Sachs- und Ricarda-Huch-Straße im Scharnhauser Park. Dort habe man festgestellt, dass vermehrt Wohnwagen und Campingmobile geparkt wurden. Autofahrer hatten so gut wie keine Stellplätze mehr zur Verfügung. „Durch die dortige neue Wohnbebauung ist ein erheblicher Parkdruck entstanden“, sagt der Sprecher der Verwaltung. In Nürtingen gelte dies unter anderem in der Waldhäuser Straße und der Hauffstraße.

Kinder sind gefährdet

Und seit Kurzem auch in den Wohngebieten Adlerstraße Ost I und II in Wernau. Dort spielt laut der Stadtverwaltung auch die Sicherheit eine maßgebliche Rolle. Wie der Leiter des Bürgeramts, Fabian Deginus, berichtet, haben die Fahrzeuge eine Breite, mit der sie zum Teil auf die Gehwege ragen. Das sei besonders für Kinder gefährlich. Ihnen ist auf dem Schulweg unter Umständen der Gehweg versperrt. Zudem würden die überbreiten Fahrzeuge Gefahren für den Straßenverkehr bergen. So könne es passieren, dass Autofahrer einen geparkten Wohnwagen beim Abbiegen zu spät bemerkten und hängen blieben. Oder dass das Gefährt die Sicht versperre.

Laut dem ADAC sind die Campingmobile nicht alleine schuld an dem Parkplatzmangel. Auch immer größer werdende Personenwagen sowie Zweit- und Drittwagen würden das Problem verschärfen. Aber: „Jeder sollte beim Parken seines Fahrzeuges auf ein Miteinander mit anderen Verkehrsteilnehmern achten“, appelliert der Autoclub.