Zwischen Neckar und Alb
Wolfgang Oettle ist gestorben

Nachruf Sehr gefragt und immer feinsinnig: Der ehemalige Geschäftsführer der IHK-Esslingen-Nürtingen ist tot.

Kreis Esslingen. Er war das Gesicht der Wirtschaft im Kreis Esslingen. Sein Rat war gefragt, sein Humor geradezu sprichwörtlich. Wolfgang Oettle, der sich mehr als 35 Jahre lang für die Belange der Wirtschaft eingesetzt hat, ist am Mittwoch vergangener Woche gestorben. Der ehemalige Leitende Geschäftsführer der IHK Esslingen-Nürtingen hat sich mit seiner pragmatischen und augenzwinkernden Art große Anerkennung erworben. Viele trauern noch heute, lange Zeit nach seinem Eintritt in den Ruhestand im Jahr 2009, dem jeweils guten Ende zahlloser IHK-Neujahrsempfänge nach. Wolfgang Oettle hielt es mit Eugen Roth und nahm dessen Gedichte als Vorlage für eigene dichterischer Schöpfungen, mit denen er regelmäßig das Publikum zum Ende der eher steifen IHK-Neujahrsempfänge begeistert hat. Oettle war geradeaus, kritisch und hielt auch als Esslinger FDP-Stadtrat mit seiner Meinung nicht hinter den Berg.

Im April 1944 in Esslingen geboren, nahm er, nach Abi im Schelztor-Gymnasium und einem kurzen Exkurs ins Germanistikstudium, den Weg ins Wirtschaftsleben über ein Studium der Volkswirtschaftslehre. Nebenher schrieb der begeisterte Liebhaber von Literatur und klassischer Musik für das Hohenzollerische Volksblatt, bevor es zunächst zur IHK nach Würzburg und dann nach Stuttgart ging. Von 1974 an war er bei der Esslinger IHK, ab 1993 als Geschäftsführer. Sein ehemaliger Chef, der frühere IHK-Präsident Wolfgang Kiesel, wusste, was er an seinem Geschäftsführer hatte. „Herr Oettle war ein kluger IHK-Geschäftsführer, auf den ich mich jederzeit verlassen konnte. Sein Wissen, sein feinsinniger Humor und seine Menschenkenntnis haben bereichert“, sagt Kiesel.Voller Einsatz für die Ausbildung, für das Esslinger Life Science Center, oder für die Fusion der IHK Bezirkskammern Esslingen und Nürtingen: Wolfgang Oettle hat Spuren hinterlassen und trotz seines zu frühen Todes werden sich manche mit einem Schmunzeln an ihn erinnern. Das würde ihn freuen. Christian Dörmann