Zwischen Neckar und Alb
Wurstfabrik Rehm wieder in der Spur

Rettung Nach der Insolvenz kämpft sich das Unternehmen aus Aichwald mit strafferen Strukturen aus der Krise heraus.

Aichwald. Bald acht Monate ist es her, dass Wolfgang Rehm als Geschäftsführer des traditionsreichen Aichwalder Familienunternehmens vor dem Esslinger Amtsgericht ein Insolvenzverfahren beantragte. Wegen Zahlungsproblemen hatte sich der 47-Jährige damals in Absprache mit den übrigen Gesellschaftern für den Schritt entschieden.

Jetzt, nach der Insolvenz, hat sich das Unternehmen, das bislang als Eugen Rehm Esslinger Fleischwaren firmierte, wieder aus der Krise herausgekämpft. „Wir haben alle Prozesse durchleuchtet und einiges verändert. Jetzt sind wir wieder gut unterwegs“, sagt der 47-Jährige. Das bestätigt auch Uwe Kassube, der im Auftrag des Insolvenzverwalters so gut wie jeden Tag im Betrieb ist, um den Zahlungsverkehr zu steuern.

In den vergangenen Monaten „haben wir einiges umstrukturiert und das Unternehmen wieder auf gesunde Füße gestellt“, berichtet Rehm. Die Mitarbeiter stünden in dieser bislang schwierigsten Phase der 82-jährigen Firmengeschichte zusammen und bewiesen eine hohe Motivation.

Ein wesentlicher Grund für die Insolvenz war ein enormer Preisanstieg für Schweinefleisch: innerhalb kurzer Zeit um bis zu 30 Prozent. Die Folge war eine Überschuldung, „was nicht gleichzusetzen war mit einer Zahlungsunfähigkeit“, wie Rehm betont.

Ab April wird der Geschäftsbetrieb der bisherigen Eugen Rehm Esslinger Fleischwaren von der Rehm Fleischwaren GmbH übernommen. Hinter dieser neu gegründeten Unternehmung steckt kein fremder Investor: „Wir sind und bleiben ein Familienbetrieb.“

Die Zahl der Mitarbeiter ist weitgehend gleich geblieben. Bislang waren in der Produktion rund 85 Mitarbeiter beschäftigt, in der Verwaltung waren es 15. Zur Restrukturierung gehört der Verzicht auf Zeitarbeiter, die bisher, je nach Arbeitsanfall, zehn bis 15 Prozent des Personals ausmachten. „Das machen wir künftig aus eigener Kraft“, erklärt der Firmenchef.

Seit Beginn des Insolvenzverfahrens habe man den Umsatz um rund 15 Prozent steigern können. Hinter diesem Erfolg stehe auch eine strategische Neuausrichtung: Man konzentriere sich mehr auf das Kernsortiment, sprich Maultaschen, Konserven und Ofenfleischkäse. Mehr Augenmerk werde man auf die Bioschiene und vegetarische Produkte richten. Außerdem will Rehm seine Aktivitäten auf dem Exportmarkt verstärken. Harald Flößer