Um 19.02 Uhr brandete im Foyer des Weilheimer Rathauses Applaus auf. Denn da stand fest: der alte Bürgermeister wird auch der neue sein. Nach Auswertung der Stimmzettel aus den acht Wahllokalen konnte Johannes Züfle 72,56 Prozent der Stimmen auf sich vereinen. Sein Herausforderer, der Unternehmer Ralf Kwiatkowski, erhielt 18,51 Prozent der Stimmen. Die Wiederwahl fiel somit deutlich aus.
Ein besonderes Augenmerk widmeten die Anwesenden der „freien Zeile“. Denn im Vorfeld der Wahl hatte es Gerüchte gegeben, dass nach dem Bissinger „Vorbild“ ein weiterer Kandidat gepusht werden soll, der gar nicht zur Wahl stand. Dabei soll es sich um einen Mitarbeiter der Verwaltung gehandelt haben. Doch ein „Bissingen 2.0 blieb aus. Nach Auswertung aller Stimmen standen in der „freie Zeile“ dann 8,93 Prozent.
„Ich bin dankbar über das deutliche Ergebnis.
Johannes Züfle, alter und neuer Bürgermeister
So groß war der Anteil der Wählerinnen und Wähler, die einen anderen Namen auf den Wahlschein geschrieben haben.
Für einen Lacher sorgte dann noch der frisch fusionierte Musikverein Holzmaden-Weilheim. Gerade als Wahlleiter Markus Oelschläger von „technischen Problemen“ sprach und das offizielle Ergebnis verkünden wollte, setzte die Musik ein. Doch den Gästen gefiel‘s und so konnten schon die ersten Gratulanten die Hand des alten und neuen Bürgermeisters schütteln. „Ich bin dankbar über das deutliche Ergebnis und leite einen deutlichen Auftrag für die nächsten acht Jahre ab und ganz viel Motivation!“, freute sich Johannes Züfle gegenüber dem Teckboten.
In seiner Ansprache gegenüber den Gästen zeigte er sich nachdenklich. Er betonte erneut – wie schon bei der Kandidatenpräsentation – die Bedeutung freier Wahlen, und dass die Demokratie immer mehr unter Druck gerate. „Es ist immer etwas besonderes hier zu stehen, das erfüllt mich mit Dankbarkeit und Freude, auch die Tatsache, dass so viele ins Rathaus gekommen sind. Lassen sie es uns pflegen“, lautete sein Appell an die Gäste mit dem Gut „Demokratie“ behutsam umzugehen. Er wolle nun allen die Hand reichen für die gemeinsamen Aufgaben. „Auch denen, die nicht gewählt haben.“
Wahlbeteiligung lag bei 48,1 Prozent
Und das waren gar nicht so wenig: Die Wahlbeteiligung lag dieses Mal bei 48,1 Prozent. „Schön, dass sie wählen waren“, zeigte sich der alte und neue Schultes trotzdem dankbar. Bei der letzten Wahl vor acht Jahren waren es mehr als 63,3 Prozent. Damals standen allerdings auch insgesamt fünf Kandidaten zur Wahl, die auch im gesellschaftlichen Leben der Stadt eine größere Rolle spielten. Züfle musste damals in die Stichwahl gegen Hendrik von Woudenberg, den damaligen Leiter der Jugendhilfeeinrichtung Ziegelhütte.
Der dieses Mal im ersten Wahlgang unterlegene Gegenkandidat Ralf Kwiatkowski war dagegen im Städtle relativ unbekannt und hatte bei den beiden Kandidatenvorstellungen auf seine Erfahrung als Unternehmer gesetzt und trotz kommunaler Unerfahrenheit 18,51 Prozent eingesammelt. Er stand für eine Stellungnahme am Wahlabend nicht mehr zur Verfügung und hat auch an der Wahlparty nicht mehr teilgenommen.
So bildete sich vor Johannes Züfle eine lange Warteschlange aus Gratulanten, zu denen auch Landrat Marcel Musolf, die Amtskollegen- und kollegin benachbarter Gemeinden gehörten wie Pascal Bader (Kirchheim), Florian Schepp (Holzmaden), Jürgen Ebler (Neidlingen), Barbara Born (Ohmden), Michael Schlecht (Lenningen) und Jens Fritz, seines Zeichens vor einer Woche neu gewählter Bissinger Schultes. Dort hatte es zwei Wahlen gebraucht, um den passenden Kandidaten zu finden, nachdem in der ersten Wahl keiner der Kandidaten die Stimmenmehrheit bekam, sondern ein Dritter im „freien Feld“, der die Wahl aber nicht annahm. „Was die Zukunft da bringt, werden die nächsten Wahlen zeigen“, kommentierte Johannes Züfle das Kuriosum, das in seinem „Städtle“ zur Erleichterung der meisten Anwesenden nicht eingetreten ist.