Die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie sind eindeutig. Eine Verlängerung der S-Bahn-Linie 1 über Kirchheim hinaus bis nach Weilheim würde sich in Relation zu den Kosten lohnen. Für die Weiterführung des Schienenstrangs bis nach Göppingen fällt das Urteil je nach Teilabschnitt unterschiedlich aus. Wirtschaftlich und damit nach heutigem Stand förderfähig ist keiner davon. Der Grund: Die Baukosten, etwa für eine nötige Untertunnelung im Ortsbereich Bad Boll, wären zu gewaltig.
Die politischen Gremien im Kreis Göppingen lassen trotzdem nicht locker und wollen nun gemeinsam mit Regionalverband und dem Partnerkreis die Untersuchungen weiter vertiefen. Dabei geht es um mögliche Einsparpotenziale, aber auch um die Frage, wie sich gesteigerte Fahrgastzahlen durch das 49-Euro-Ticket oder eine mögliche Anschlussförderung für das geplante Weilheimer Gewerbegebiet Rosenloh positiv auf den Kosten-Nutzen-Index auswirken könnten. Zum Bremsklotz für die S-Bahn-Variante Weilheim oder die geplante Schnellbusverbindung zwischen Kirchheim und Göppingen soll das Nachschärfen des Gutachtens nicht werden, das betonen alle Seiten.
Doch genau das fürchtet Weilheims Bürgermeister Johannes Züfle. Zumal für die einzelnen Teilabschnitte bis Göppingen noch nicht einmal geklärt ist, wer – je nach Schienensystem – Aufgabenträger sein könnte. Gleichzeitig will der Verband Region Stuttgart parallel auch eine Verknüpfung mit der kleinen Teckbahn durchs Lenninger Tal prüfen lassen. Eine Untersuchung,
Rückendeckung erhalten die Freien Wähler aus Reihen der CDU. Deren Fraktionschef Sieghart Friz zeigte sich ebenfalls verwundert über die neuerliche Debatte. Der Teilabschnitt zwischen Weilheim und Göppingen sei so weit von einem förderfähigen Urteil entfernt, dass sich hier nur von einer „Totgeburt“ reden lasse. Es dürfe deshalb keinerlei Zweifel geben: „Die S-Bahn bis Weilheim ist Priorität eins mit Stern.“ SPD und Grüne pochen zwar ebenfalls darauf, keine weitere Zeit zu verlieren, wollen sich jedoch solidarisch zeigen. „Wir im Kreis Esslingen hätten umgekehrt auch nicht anders reagiert“, äußerte SPD-Fraktionschef Michael Medla Verständnis für den Vorstoß der Kollegen aus dem Nachbarkreis, und Grünen-Sprecher Rainer Moritz war sich sicher: „Wir kämen auf anderem Weg auch nicht schneller ans Ziel. Mehrheiten muss man anerkennen.“
Immerhin: Die Vertiefung der Studie kostet den Kreis nicht mehr Geld. Weil der Förderrahmen für das Gutachten bisher nicht ausgeschöpft wurde, bleibt es beim vereinbarten Kostenanteil von 30 000 Euro. Für Stefan Tritschler, den Geschäftsführer des Verkehrswissenschaftlichen Instituts in Stuttgart (VWI), das die Studie erarbeitet hat, könnten sich die weiteren Untersuchungen am Ende auch an anderer Stelle auszahlen: Es gebe durchaus Punkte, etwa bei der Neubewertung von Fahrgastzahlen, sagt Tritschler, „die könnten sich auch auf die Bewertung des Weilheimer Streckenabschnitts positiv auswirken.“