Natur
Zündende Ideen in der Teckregion

Mit innovativen Projekten setzen sich Betriebe für eine nachhaltige Regionalentwicklung ein. Der Verein Biosphärengebiet Schwäbische Alb unterstützt sie. 

Eine neue Obstsammelmaschine soll die Ernte des Streuobsts im Lenninger Tal erleichtern. Symbolfoto: Carsten Riedl

Im Biosphärengebiet tut sich was. Schon bald holpern die Räder der neuen Auflesemaschine der Destillerie Bosch über die Streuobstwiesen im Lenninger Tal. Grund dafür ist das Förderprogramm des Bio­sphärengebiets Schwäbische Alb. Insgesamt unterstützt der Verein 19 Projekte mit einer Gesamtsumme von rund 240.000 Euro. Damit würden Inves­titionen in der Region von über 480.000 Euro ins Rollen gebracht, teilt der Verein mit.

Auflesemaschine in Lenningen

Die Destillerie Bosch ist ein Familienbetrieb in Unterlenningen, der Obstbrände, sortenreine Destillate und Liköre aus dem Obst der heimischen Streuobstwiesen herstellt. Auch Apfelsaft, Birnensecco sowie Apfel- und Birnenmost gehören zum Repertoire. Der Betrieb setze sich für den Schutz alter Obstsorten ein, wie der „Betzles Birne“ und des „Gelben Wintertaubenapfels“, teilt der Verein Biosphärengebiet Schwäbische Alb mit. 

Außerdem bewirtschafte das Familienunternehmen selbst Streuobstwiesen im Lenninger Tal, ernte aber auch das Obst anderer Streuobstbewirtschafter mithilfe einer Obstauflesemaschine. Die alte Maschine hatte 25 Jahren auf dem Buckel, ehe sie den Geist aufgab. Es sei nicht möglich, die großen Obstmengen auf dem teils schwer zugänglichen Gelände ohne eine professionelle Maschine zu ernten. Weil die Nachfrage nach Fördergeldern in diesem Jahr wieder sehr hoch war, hat das Umweltministerium die Förderung der Sammelmaschine übernommen.

Kühlanhänger zum Verleihen

In Unterlenningen unterstützt das Biosphärengebiet die Anschaffung eines Kühlanhängers. Gero Konrad ist Landwirt, Metzger und zudem Teil eines Netzwerkes von rund 25 Landwirtinnen und Landwirten aus den Landkreisen Reutlingen und Esslingen, die Rinder, Schafe und Ziegen auf Weiden halten, teilt der Verein mit. Die Arbeit sei besonders wichtig, da die Weidewirtschaft einen elementaren Beitrag zum Erhalt und Förderung der Artenvielfalt leiste.

Mit einem neuen Kühlanhänger soll die Gemeinschaft unterstützt werden. Gero Konrad möchte diesen anschaffen und an die Landwirtinnen und Landwirte aus dem Netzwerk verleihen, um ihnen die Direktvermarktung zu erleichtern. Denn: Ohne diesen Nebenerwerb würde sich für viele Betriebe eine Beweidung der Grünlandflächen nicht mehr lohnen und sie würden die Beweidung mit hoher Wahrscheinlichkeit aufgegeben.

Förderung für Mosterei in Owen

Auch Owen geht nicht leer aus: Die Mosterei Schilling besteht seit 30 Jahren und bewirtschaftet insgesamt sieben Hektar Streuobstwiesen. Künftig möchte der Inhaber Hans-Otto Schilling Führungen, inklusive Schaubrennen und Verkostungen, organisieren, um über die Herstellung von regionalen Produkten aufzuklären, teilt der Verein mit. Die Wertschätzung des Streuobsts zu fördern, sei die Grundlage, um für den Erhalt der hiesigen Kulturlandschaft zu sorgen. Die Abfindungsbrennereianlage des Betriebs sei inzwischen 25 Jahre alt und müsse erneuert werden, um die zukünftig wohl steigenden Mengen wieder zuverlässig verarbeiten zu können. Der Verein fördert dies.

In Westerheim hat die Schlachtgemeinschaft um Unterstützung bei der Öffentlichkeitsarbeit und beim Marketing gebeten. Die bäuerliche Schlachtgemeinschaft im Biosphärengebiet Schwäbische Alb wurde im April 2024 gegründet. Sie hat im Oktober desselben Jahres das Schlachthaus Westerheim angepachtet und saniert. Nun gelte es einzelne Schritte für eine zielgerichtete Öffentlichkeitsarbeit umzusetzen. Das Ziel sei, eine Website zu erstellen und ein Logo zu entwickelt, mit dem die beiden Anhänger beklebt werden können.

Neuer Kochkessel in Beuren

Auch die Edelbrennerei Huber in Beuren hat sich an das Biosphärengebiet gewandt: Ein Marmeladenkochkessel mit einem Füllinhalt von 80 Litern und einem Abfüller soll her. Die von der Brennerei geernteten Kirschen würden zum Großteil zu Spirituosen weiter veredelt. Das solle sich ändern: Ein Bio-Kirsche-Fruchtaufstrich soll die Produktpalette ergänzen. Um die Herstellung des Fruchtaufstrichs wirtschaftlich betreiben zu können, unterstütze der Verein den Kauf des Kessels.

Römerstein hat doppelt Glück

In Römerstein fördert das Biosphärengebiet eine Mischanlage zur Herstellung von Pellets und ein NIR-Messgerät. Die Mühle Römerstein verarbeite zu 80 Prozent Bio-Getreide. Das NIR-Messgerät dient zur Schnellbestimmung von Inhaltsstoffen in Getreide, Ölfrüchten und Mehl, teilt der Verein Biosphärengebiet Schwäbische Alb mit. NIR ist die Abkürzung für Nahinfrarot. Es untersuche ganze Körner, Ölsaaten und Hülsenfrüchte in weniger als einer Minute auf etwa Feuchtigkeit, Protein- und Aschegehalt.

Aus Wolle Dünger herstellen

Das Pelletzentrum Alb wurde 2022 gegründet, dort wird regionale Schafwolle zu Langzeitdünger verarbeitet. Die verwendete Wolle stamme überwiegend aus dem Biosphärengebiet Schwäbische Alb oder dem direkten Umland. So könnten im Jahr mehrere Tonnen Restwolle, die nicht in eine textile Weiterverarbeitung gehen, zu organischem Dünger verarbeitet werden. Für die Weiterentwicklung der Düngeprodukte ist eine entsprechende Mischanlage erforderlich, deren Anschaffung das Biosphärengebiet Schwäbische Alb fördert.

Info
Das Förderprogramm „Biosphärengebiet Schwäbische Alb“ erstreckt sich auf ein 85.300 Hektar großes Gebiet, bestehend aus den 29 Städten und Gemeinden im UNESCO-ausgezeichneten Biosphärengebiet Schwäbische Alb. Jährlich stehen in der Regel 200.000 Euro Fördermittel zur Verfügung. Seit 2008 wurden über vier Millionen Euro Zuschüsse über das Programm „Biosphärengebiet Schwäbische Alb“ vergeben.