Es ist zwar ein kompletter Neubau. Aber dennoch dürfte der Name „Alter Schafstall“ bleiben für das markante Gebäude am Randecker Maar, das zur Jugendhilfeeinrichtung Ziegelhütte gehört. Auch wenn in dem Haus keine Tiere
mehr gehalten werden, bleibt die Erinnerung an den Schafstall erhalten – im Namen und in der Form. Vor allem der Walmdachgiebel an der Nordseite wäre niemals so gebaut worden, hätte es nicht das historische Vorbild gegeben – das im November 2017, kurz vor Fertigstellung der Sanierung, bis auf den Grund abgebrannt war.
Bis zur geplanten Eröffnung des Neubaus am 4. Mai bleibt noch ein halbes Jahr Zeit, um den Innenausbau zu bewerkstelligen. In Teilen aber soll der Alte Schafstall schon sehr viel früher genutzt werden: In der ersten Januarwoche, also noch in den Weihnachtsferien, wird die Verwaltung der Ziegelhütte ihre neuen Büros im ersten Stock beziehen. „Ich höre im Sommer auf und kann somit noch ein paar Monate im neuen Büro arbeiten“, sagt Ziegelhüttenleiter Hendrik van Woudenberg. Sein Ziel, das er nach dem verheerenden Brand vor sechs Jahren neu in den Blick genommen hat, wäre dann erreicht: erst dann in den Ruhestand zu gehen, wenn der Schafstall wieder komplett aufgebaut ist.
Die Eröffnung des Schafstalls soll gleich wochenlang gefeiert werden: „Einen Kunst- und Aktionspfad in der bisherigen Form gibt es nicht. Wir wollen ja den Neubau in den Mittelpunkt stellen.“ Deswegen sollen die Eröffnungswochen „Kulturtage im Alten Schafstall heißen“ – auch wenn sich große Teile des Geschehens rund um den Schafstall abspielen, im Freien, aber auch im gegenüberliegenden Gebäude, auf der anderen Straßenseite.
Zum umfangreichen Programm zählen Open-Air-Kino und Open-Air-Konzerte, Ausstellungen, Alphornmusik, Kaffee und Kuchen an den Wochenenden, eine Tango-Matinee oder auch ein Diner mit Produkten aus dem Biosphärengebiet. Außerdem ist eine Auktion vorgesehen. Außer diversen Kunstwerken kommt eine Kawasaki Retro unter den Hammer. Die Eröffnung des Alten Schafstalls wird zugleich zu einer Auftaktveranstaltung der Biosphärenwoche Anfang Mai.
Nicht zu vergessen sind auf der Ziegelhütte die Jugendlichen. So gehören zu den Schafstall-Eröffnungswochen auch Ausstellungen, die in Gemälden und Fotografien Schüler der Ziegelhütte vorstellen. Schließlich diente das Schafstallprojekt von Anfang an auch der Berufsorientierung: „Wir haben unsere Jugendlichen mitarbeiten lassen, wo es nur möglich war. Und das war ein voller Erfolg. Wir hatten nicht nur einige, die Zimmerleute werden wollten. Es gab auch viele andere, die nach dieser Erfahrung gesagt haben, dass sie generell ein Handwerk lernen wollen.“ Zu Jugendhilfethemen soll es im Mai außerdem eine Fachtagung geben. Zudem sind Workshops und Vorträge zur Solidarischen Landwirtschaft vorgesehen.
Die Ziegelhütte öffnet sich
Workshops und Vorträge sollen schon einmal auf eine der künftigen Nutzungen des Alten Schafstalls vorausweisen. Ob private Feste oder Firmenfeiern, öffentliche Vorträge, Konzerte oder Tagungen – die Ziegelhütte will sich mit ihrem neuen Gebäude auch nach außen öffnen. Zu diesem Zweck gab es bereits drei Veranstaltungen zur Bürgerbeteiligung. „Das waren richtig konstruktive Termine“, sagt Hendrik van Woudenberg. Dabei ging es darum, dass sich ein Gremium bilden sollte, das sich um die externe Nutzung des Alten Schafstalls kümmert. „Ich gehe zwar in den Ruhestand, aber ich würde hier trotzdem noch gerne etwas machen.“ Allerdings will er nicht den „Alleinunterhalter“ spielen, sondern allenfalls in einer Gruppe tätig sein, die selbst von außen kommt und sich um das Thema kümmert.
Ein anderes Thema, das bis Sommer geklärt sein muss, ist die Nachfolgereglung für Hendrik van Woudenbergs Leitungsfunktion. „Bei meiner Nachfolge wird getrennt zwischen Schulleitung und Heimleitung. Für die Schulleitung haben wir schon jemanden gefunden – meine bisherige Stellvertreterin Simone de Picciotto. Wer die Heimleitung übernimmt, ist noch nicht klar.“ Nur eins ist vollkommen klar: Der Alte Schafstall übernimmt ab 2024 eine wichtige Rolle im Gebäudekonzept.