Dieses Vorhaben kann sich sehen lassen. Rund 14 Hektar sollen auf Dettinger Markung LEV-Projektgebiet, also im Sinne des Natur- und Landschaftsschutzes aufgewertet werden. Ohne die vielen Eigentümer der Streuobstwiesen in den Bereichen Mannsbergtal und Hintere Wiesen geht es aber nicht. Deshalb war für den 26. März eine Informationsveranstaltung geplant - die, wie könnte es anders sein, wegen der Corona-Pandemie abgesagt wurde.
Vorgeschlagen hat die Maßnahme der Dettinger Arbeitskreis Biotop-, Umwelt- und Naturschutz. Grundlage dafür waren der Landschaftspflegeplan sowie die Ergebnisse der Untersuchungen von Professor Dr. Christian Küpfer. Beides war im Oktober vergangenen Jahres dem Gemeinderat vorgestellt worden. Daraufhin setzte sich der Arbeitskreis (AK) Anfang Dezember zusammen. In der Sitzung gab es einen Überblick über die geplanten Maßnahmen, die auf dem Landschaftsplan aufbauen. Dazu zählen weitere Projekte, etwa der Jauchertbach und die Lauter. Das Urteil der AK-Mitglieder: Ziele, Maßnahmen und Umsetzung sind gut. Außerdem kam vom Arbeitskreis die Anregung, dass auch Vorhaben von Gruppen, Vereinen und Privatpersonen gefördert werden sollen. So kam es zu der Idee, die 14 Hektar große Fläche in Angriff zu nehmen und die Eigentümer mithilfe eines Infoabends mit ins Boot zu holen.
Mannsbergtal und Hintere Wiesen sind Streuobstwiesen, mitunter recht zugewachsen, die sich weit in den Talwald hineinziehen. Es sind für streng geschützte Vogelarten wie Halsbandschnäpper oder Neuntöter ideale Brutgebiete, weil sie eine Mischung aus Streuobstwiesen, Hecken und Feldgehölzen benötigen. Beide Gebiete liegen deshalb nicht ohne Grund im Vogelschutzgebiet „Vorland der mittleren Schwäbischen Alb“ sowie im europäischen Schutzgebietsnetz Natura 2000. „Es ist eine halboffene, reich strukturierte Kulturlandschaft“, beschreibt Uwe Hiller, Geschäftsführer des Landschaftserhaltungsverbands Landkreis (LEV) Esslingen, die beiden Habitate.
Die Streuobstbestände sind landesweit in den vergangenen zehn Jahren um 20 Prozent zurückgegangen. Ihre Erhaltung sowie die Optimierung ehemaliger Bestände ist deshalb aus Naturschutzsicht ausgesprochen wichtig. Mancher Brennesselwald findet sich unter den Obstbäumen, und einstmals liebevoll gepflegte Stückle benötigen weder Zaun noch abgeschlossenes Tor - durch die Dornenhecken wagt sich sowieso niemand. Andererseits gibt es sie noch, die gepflegten Wiesen, auf denen sich die Besitzer um Baum- und Grasschnitt kümmern.
Ziel ist es deshalb, langfristig wieder alle Streuobstwiesen in alter Schönheit erstrahlen zu lassen. Das heißt Offenhaltung sowie Wiederherstellung von Lebensräumen und Erhalt der traditionellen Kulturlandschaft.
Wichtige und dabei äußerst umweltfreundliche Helfer sind Ziegen. Die fressen sich auch durch Dornengestrüpp und halten durch Verbiss von nachwachsenden Jungpflanzen ihre Weide frei. Da die Tiere sich aber auch gerne an Baumrinde laben, muss der Ziegenhalter - es hat schon einer Interesse bekundet - die Obstbäume schützen. In drei Weidegängen à drei Wochen pro Jahr sollen die Ziegen in Koppeln ihren gefräßigen Dienst leisten. Am Einsatz von Maschinen führt allerdings kein Weg vorbei. Ein Forstmulcher wird die von den Ziegen geöffneten Flächen weiter bearbeiten. Langfristig soll Brombeere, Brennessel und Co. ein Schafbeweidungskonzept dauerhaft den Garaus machen. „Die Öffnung und Offenhaltung der verbuschten Streuobstwiesen wird kostenlos für die Flurstückseigentümer übernommen“, verspricht der LEV.
Ohne das Einverständnis der Eigentümer passiert auf den Grundstücken nichts. Bis zum 30. April kann gegen die Planung bei der Gemeinde Dettingen Einspruch erhoben werden. Noch in diesem Jahr soll es eine Testphase geben. Auf einzelnen Flächen können sich die Ziegen durch Gras und Gestrüpp fressen. Bereits Anfang Mai wird mit der Einzäunung begonnen, damit Ende Mai die Beweidung starten kann. Im Herbst wollen sich die Verantwortlichen dann das Resultat der Ziegenaktivitäten anschauen und das weitere Vorgehen für das kommende Jahr festlegen.