Zwischen Neckar und Alb
Zukunft der Autoindustrie: Drei große „D“ als Herausforderung

Technologie In Esslingen ist die Zukunftswerkstatt 4.0 eingeweiht worden. Künftig sollen dort Unternehmen der Autobranche Lösungen für Digitalisierung, Dekarbonisierung und Demographiewandel zeigen. Von Johannes Aigner

Knapp ein halbes Jahr ist es her, dass die Landeswirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) mit den Partnern und Verantwortlichen der Zukunftswerkstatt 4.0 auf dem Gelände der Esslinger Busworld den Spatenstich gesetzt hatte. Etwa 2,5 Millionen Euro kostete der Umbau des ehemaligen Busdepots, das fortan ein „Innovationsschaufenster“ und Anlaufstelle für die Automobilbranche sein sollte. Jetzt hat sie die Werkstatt mit einem symbolischen Knopfdruck in Betrieb genommen. Auf über 450 Quadratmetern sollen künftig Lösungen für Autohäuser, Werkstätten und Branchendienstleister ausgestellt werden. In den Räumen kann die gesamte „Customer-Journey“ abgebildet und geschult werden, also die Kundenreise von der Kaufentscheidung bis zum Service nach dem Kauf.

„Die Automobilbranche steht vor drei großen Herausforderungen: Digitalisierung, Dekarbonisierung und Demographiewandel“, sagte Hoffmeister-Kraut. Die „drei großen D“, wie die Ministerin die zu meisternden Hürden nannte, setzten Deutschlands Vorzeigeindustrie stark zu: Sowohl die Welt, als auch das Auto von morgen, würden vernetzter sein denn je. Das zwinge die Unternehmen zu hohen Investitionen. Neue Antriebe müssten entwickelt werden, um die angestrebten Klimaziele zu erreichen. Und durch den Demographiewandel fehlten der Branche zahlreiche Fachkräfte.

Fast 100 Unternehmen beteiligt

Es brauche daher Orte wie die Zukunftswerkstatt, in denen gemeinsam Antworten auf diese Herausforderungen gefunden werden könnten, so Hoffmeister-Kraut. Sie sei überzeugt davon, dass dies in einem solchen Umfeld funktionieren könne. Die hohe Nachfrage bestätige das: Knapp 100 Partner stellten die Verantwortlichen bei der Eröffnungsfeier vor. „Ich gratuliere allen Beteiligten, dass das Vorhaben in so kurzer Zeit realisiert werden konnte“, sagte die Ministerin: „Das ist ein großes Projekt für unser Land.“

Professor Dr. Andreas Frey, Rektor der Nürtinger Hochschule (HfWU), zeigte sich ebenfalls angetan: „Die Automobilindustrie befindet sich in einem historischen Wandel. Das schlägt auch in den Dienstleistungsbereich durch.“ Dass dieser ebenfalls Teil der Zukunftswerkstatt ist, sei daher sinnvoll.

Hohe Nachfrage nach Studium

Die Bachelor- und Masterstudiengänge der HfWU, die sich mit der Branche befassen, genießen derzeit eine hohe Nachfrage. Die Nürtinger Hochschule sei daher „natürlicher Partner“, erläuterte Frey.  Die Studentinnen und Studenten der HfWU sollen künftig ebenfalls von dem Projekt profitieren: „Ich denke, dass wir hier öfters mit den Studenten vorbeikommen werden, um Seminare oder Schulungen abzuhalten“, sagte Professor Dr. Stefan Reindl, Direktor des Instituts für Automobilwirtschaft (IfA) an der Nürtinger Hochschule und Mitglied der Betreibergesellschaft der Zukunftswerkstatt. Den Standort Esslingen habe man ausgewählt, weil hier die Voraussetzungen für ein solches Projekt am besten zusammengepasst hätten: Die Räume seien bezahlbar, gut erreichbar und gut in die Region eingebunden. Durch das angrenzende Industriegebiet sei außerdem eine Wasserstoffarbeitsstelle verfügbar. Diese hätte man sonst neu errichten müssen.