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Zum besten Fliesenleger gekürt

Goldmedaille Robin Liebler aus Bad Boll siegte beim Bundesentscheid in Berlin. Der 20-Jährige lebt für seinen Beruf. Schon von klein auf hat er im elterlichen Betrieb mitgeholfen. Nächstes Ziel: Meister werden. Von Sabine Ackermann

So alt wie die Kultur der Menschheit ist auch die Geschichte der Keramik. Ob riesige Platten oder kleinste Mosaiksteinchen, Fliesenleger Robin Liebler ist in seinem Beruf gleich in zweifacher Hinsicht eine Ausnahme. Zum einen war ihm bereits in jungen Jahren klar, dass er eine Ausbildung im Handwerk absolvieren möchte. Und zum anderen, holte er sich mit gerade mal 20 Jahren bei der „71. Deutschen Meisterschaft in den Bauberufen“ in Berlin die Goldmedaille und ist somit der beste Fliesenleger Deutschlands.

Genaugenommen hat ihm sein Vater das Handwerk vorgelebt: Jürgen Liebler betreibt in Bad Boll mit seiner Frau Sandra und dem Gesellen Andreas Gutwillinger seit Jahren einen Fliesen- und Natursteinhandel. „Schon von klein auf habe ich im Betrieb mitgeholfen, später sammelte ich erste Erfahrungen auf den Baustellen“, erzählt Robin und verrät: „Besonders fasziniert haben mich die Mosaikarbeiten.“ In der Herman-Hesse-Realschule Göppingen schloss er als Klassenbester mit der Note 1,6 ab und für ihn passte es auch, dass Technik, Mathematik und Physik seine Lieblingsfächer waren – nicht zuletzt gehören die Grundlagen der Bauphysik zum Basiswissen.

Der Schreibtisch ist nicht sein Ding

Noch bevor der Goldmedaillengewinner seine Ausbildung im September 2019 im elterlichen Betrieb begann, absolvierte er ein einwöchiges Praktikum im Warenhandel bei der Firma Artfliesen in Nürtingen. „Schreibtischarbeit, Einkauf, Verkauf, das alles war nicht so mein Ding, fand ich zu langweilig“, verrät Robin Liebler und bekräftigt: „Mir gefällt es, dass ich am Ende des Tages sehe, was ich mit meinen Händen geschafft habe.“

Für seinen Traumberuf besuchte er das „Duale Berufskolleg Bauchtechnik“ an der Steinbeisschule Stuttgart. Um 5.30 Uhr ging es mit Bus, Regionalzug und U-Bahn von Bad Boll zum fachtheoretischen und allgemeinbildenden Blockunterricht, die fachpraktische Ausbildung als Fliesen-, Platten- und Mosaiksteinleger fand in den überbetrieblichen Ausbildungszentren sowie im Ausbildungsbetrieb statt. Ab dem zweiten Lehrjahr, inzwischen hatte Robin Liebler auch den Führerschein, besuchte er das „Bildungszentrum Bau Geislingen – Kompetenzzentrum der Fliesenleger“ und kam so zu Ausbildungsleiter Roland Filkorn. Der Salacher Fliesenlegermeister, der bis 2020 Bundestrainer war, erkannte recht schnell das Talent seines Azubis. „Robin war ein ungeschliffener Diamant. Der Kerle wollte arbeiten, wollte gefördert und gefordert werden.“

Und es hat sich ausgezahlt. Beim dreistufigen Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks konnte sich Robin Liebler, der auch in der Berufsschule Klassenbester war, nach den Siegen beim Kammer- und Landeswettbewerb, nun auch auf Bundesebene mit seinen Arbeiten gegen die starke Konkurrenz durchsetzen. Und schön, dass ihn Roland Filkorn als moralische Unterstützung nach Berlin begleitete.

Auf Maßgenauigkeit kommt es an

Am ersten Tag galt es, ein dreifarbiges Fliesenbild zu legen, das den Berliner Bären zeigt. Die Außenmaße betrugen 1,79 x 1,49 Meter, für Rundungen durfte der Zirkel benutzt werden. Am zweiten Tag mussten Fliesen geschnitten und gelegt werden in Form des Berliner Fernsehturms. Die Aufgaben der Werkstücke, bei denen die Maßgenauigkeit der wichtigste Faktor war, wurden vorgegeben und das Tagesziel musste in einem Zeitfenster von sechs Stunden erreicht werden. Viel Schnitttechnik, Ausklinkungen und schmale, millimetergenaue Fugen. „Wir durften keine elektrischen Werkzeuge verwenden und hatten eine abgezählte Anzahl an Fliesen, insofern musste jede Fliese auf Anhieb sitzen“, erklärt Robin Liebler und betont: „Im Wettbewerb habe ich dann sofort losgelegt“.

Und der 20-Jährige hat nicht nur beim Erzählen die Ruhe weg. Ohne eine Spur von Überheblichkeit verrät er: „Ich hatte mich für diese Meisterschaft sehr gut vorbereitet, insofern hatte ich ein gutes Gefühl und behielt während des Wettbewerbs immer im Blick, zu gewinnen.“ Und was sagt sein Blick in die Zukunft? Die Meisterschule zu besuchen und als Ausbilder einen Betrieb zu führen.

 

Rund um den Wettbewerb und das Handwerk

Ausrichter Der Wettbewerb zur Deutschen Meisterschaft wird vom Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB) ausgerichtet. Ziel der Deutschen Meisterschaft ist die Förderung von Nachwuchskräften in der Bauwirtschaft. Der Leistungswettbewerb fand im Lehrbauhof Berlin, Berufsförderungswerk der Fachgemeinschaft Berlin und Brandenburg, statt.

Anzahl Geprüft wurden bei der deutschen meisterschaft knapp 60 Nachwuchskräfte aus acht Gewerken: Darunter waren Beton- und Stahlbetonbauer, Brunnenbauer, Estrichleger (Gold, Pfaffenweiler), Fliesen-, Platten- und Mosaikleger (Gold, Bad Boll), Maurer, Straßenbauer, Stuckateure (Gold, Fronreute) und Zimmerer (Bronze, Dornstadt).

Wettbewerb Drei Tage lang wurde um Medaillenplätze gekämpft. Drei Gold- und eine Bronzemedaille konnten die baden-württembergischen Teilnehmer holen.

Ausbildung In der baden-württembergischen Bauwirtschaft verzeichnet sich zur Jahresmitte 2022 ein leichter Anstieg. Im Vergleich zum Vorjahr absolvierten 0,8 Prozent mehr junge Menschen eine Bau-Ausbildung, angesichts der Fachkräftesituation eine wichtige Entwicklung.

Mangel Seit 2012 hat die Bauwirtschaft mehr als 200 000 Beschäftigte zusätzlich eingestellt und die Ausbildungszahlen um rund 20 Prozent gesteigert. Trotzdem fehlen dem Bau bis 2030 altersbedingt 120 000 Fachkräfte. ack