Lenningen. Sich zur Ruhe zu setzen, kam dem Macher und schwäbischen Original, das stets einen lockren Spruch auf den Lippen hatte, auch im Rentenalter nicht in den Sinn. Bis zuletzt wirkte Werner Gollmer als Geschäftsführer von Gollmer Formen. Als Berater war er nach wie vor für zwei Firmentöchter der Sommer-Gruppe in Deutschland und den Niederlanden tätig, betreute ein Bauprojekt in Karlsruhe und selbstverständlich das Bauvorhaben seines Unternehmens in Kirchheim.
Die Ausbildung zum Mechaniker bei Bölkow in Nabern markierte Werner Gollmers Start ins Berufsleben. Der exzellente Techniker war sowohl Industrie- als auch Handwerksmeister. 33 Jahre lang gehörte er der Firma elero an. Dort arbeitete er sich Schritt für Schritt nach oben: Aus dem Meister wurde der Betriebsleiter und schließlich der technische Leiter und Prokurist beim deutschen Marktführer für Rolladen- und Markisenmotoren. 2005 gründete er sein eigenes Unternehmen: Gollmer Innovation & Technik. Daraus entstand die heutige 18-köpfige Gollmer Formen mit Sitz in Lenningen. Bis 2017 fungierte er zudem für sieben Jahre als Geschäftsführer der Firma Sommer Antriebe und Funk in Kirchheim mit 580 Mitarbeitern und weltweiten Vertriebsniederlassungen.
Doch Werner Gollmer war mehr als ein gewiefter Firmenchef: Wichtig war ihm die Unterstützung gemeinnütziger Einrichtungen: Jährlich spendete er für den Kinderhospizdienst und das Frauenhaus in Kirchheim sowie das Bewegungszentrum Pfulb. Er sponserte die HSG OLE, brachte sich beim Verein „Unser Netz“ ein und ließ eine Bank zwischen der Alten Steige und Krebsstein renovieren – „einfach, weil es ein wunderschöner Platz ist“. Wie beharrlich er für seine Ziele kämpfte, wurde vor zwei Jahren deutlich, als es an FFP-2-Masken mangelte. Der Unternehmer setzte alle Hebel für eine Zollfreigabe von Masken in Bewegung, die er in China geordert hatte, um sie an Ärzte, Polizisten und DRK-Personal übergeben zu können.
In Erinnerung bleiben wird er aber einfach auch als Duzkumpel „Werner“, der Freundschaften pflegte, auf dem E-Bike im Lenninger Tal unterwegs war, gutes Essen liebte, Kräutertees braute und jedes Jahr zum Nachbarschaftshock auf sein Wiesle einlud. Zu vorgerückter Stunde durfte der „Gredda“ mit edlen Tropfen nicht fehlen. Erinnern werden sich an ihn auch die Kinder, die sich zur Kastanienzeit im Garten von Werner und seiner Frau Ute Gollmer die Taschen füllen durften und darüber das Mittagessen vergaßen. Anke Kirsammer