Für den Owener Maientag bereitet die Sibylle von der Teck-Schule den „Zirkus Teckolino“ vor
„Zur Ergötzlichkeit der Jugend“

„Wir müssen das abgeben, das ist für uns ganz komisch“, sagt Christa Hils, Rektorin der Sibylle von der Teck-Schule. Diesmal sind die Lehrkräfte vor dem Maientag etwas entlastet. Der Förderverein sponsert den ­Schülern ein mehrtägiges Training mit dem Kinderzirkus Teckolino aus Kirchheim.

Owen. Beim Schnuppertraining in der Teckhalle waren 75 muntere, aber recht disziplinierte Zweit- bis Viertklässler dabei. Zuerst einmal durften alle Schüler in Ruhe ganz verschiedene hohe Zirkuskünste ausprobieren: Sie konnten auf dem Seil laufen und auf mehrere Leitern steigen, das Vertikaltuch hinaufklettern, mit dem Diabolo jonglieren und mit dem Ringtrapez Kunststücke probieren. Dazu standen Pferde- und Löwenvorführungen und natürlich Clownerie zur Auswahl – wobei der dressierte Löwe natürlich aus einem verkleideten Kind bestand. Am Ende des Schnuppertrainings mit den fünf Kirchheimer Zirkusprofis – von denen drei auf den Nachnamen Mischner hören – durfte jedes Kind entscheiden: Was will ich weiter trainieren, welche Nummer beim Maientag aufführen?

Hatte die Rektorin denn keine Bedenken, dass am Ende ganz viele Kinder dasselbe machen möchten? Nein, überhaupt nicht, sie sah das ganz gelassen. „Die meisten Kinder haben drei oder vier Sachen gern“, sagte sie. „Es kann auch eine Nummer doppelt geben, oder wir losen aus.“ Sie freut sich sehr über die große Unterstützung durch den Förderverein. „Qualität kostet immer Geld.“

Die Planungen für den diesjährigen Maientag, dem Kinderfest mit langer Tradition, begannen im Januar. „Vorher ist das tabu“, beschrieb Hils die konsequente Selbstbeschränkung der Planer. Die Themensuche ist nicht immer ganz einfach. Schließlich soll das Thema Erst- bis Viertklässler gleichermaßen ansprechen, und jedes Kind soll seine Rolle finden. Im Vorjahr war das Thema „Eines Nachts im Museum“, diesmal ist der Zirkus dran. Während die Größeren den ganzen Vormittag beim Schnuppertraining waren, bemalten die Erstklässler in der Schule ihre Zirkus-Teckolino-T-Shirts. Zuerst bemalten sie eine Papiervorlage und testeten die Textilstifte auf einem separaten Stück Stoff. Um die Farben dauerhaft zu machen, musste das T-Shirt nach dem Bemalen noch gebügelt werden, ein Job für die Mama zu Hause.

Auf das Schnuppern folgten und folgen natürlich weitere große Proben, bis zur Generalprobe am Schluss. „Die Kinder lernen da ja gar nichts“, zitierte Hils eine Befürchtung, die sie von ahnungslosen Zugezogenen gehört hatte. Und widersprach vehement: „Wir alle kriegen so was hin zusammen“ sei für Kinder eine ganz wichtige Erfahrung. Verständlicherweise gibt es neben einem solchen Großereignis kein extra Schulfest mehr.

Beim Maientag ist alles selbst gemacht, es gibt keine auswärtigen Karussells oder dergleichen. Termin ist immer der dritte Dienstag im Mai, außer, dieser fällt in die Schulferien. „Früher nahmen alle Urlaub und die Läden waren zu“, sagte Hils. Auch heute noch nähmen sich viele Eltern frei. Der Brauch des Maientags ist jahrhundertealt. In einem Dokument aus dem Jahr 1752 heißt es: „Auch heuer haben wir wieder einen Maientag gemacht zur Ergötzlichkeit der Jugend, wie es seit unerdenklichen Zeiten her Brauch und Sitte ist.“ Jeder Schüler bekam für einen Kreuzer Weißbrot und einen Schoppen Wein. Alle, die am Fest mitgearbeitet hatten und sämtliche Armen wurden mit einer Gabe bedacht. Der Wein für die Kinder wurde im Lauf der Geschichte irgendwann gestrichen, doch es gibt für sie heute Brezeln und eine heiße Wurst.

Nicht geändert hat sich, dass die Stadtkapelle spielt, auch die früher bezeugten „Reigen und Spiele“ der Kinder gibt es noch. Und wie immer findet der Maientag bei jedem Wetter statt, entweder auf dem Maienwasen, einer Waldlichtung außerhalb der Stadt, oder in der Teckhalle. Viele Erwachsene und ehemalige Owener Schüler wissen noch ganz genau, welche Rolle sie einst in welcher Klassenstufe übernommen hatten. Jedes Jahr beim Maientag werden ihre Erinnerungen wieder aufgefrischt.