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Zusammenhalt gibt Züfle Zuversicht

Zehntweintrunk In der Limburghalle hat sich die Weilheimer Stadtgesellschaft zum Gedankenaustausch getroffen – bei einem Schluck heimischen Bertoldweins und bei Bätschern aus dem Hepsisauer Backhaus. Von Andreas Volz

Zuversicht war das Thema, an dem sich Weilheims Bürgermeister Johannes Züfle in seiner Rede zum Zehntweintrunk abrackerte. Überwiegend war seine Analyse der aktuellen Zeitläufte vom Gegenteil geprägt, denn schon seine Eingangsworte lauteten: „Krise, Krise, Krise – Krise überall.“

Nach zwei Jahren coronabedingter Unterbrechung des Zehnweintrunks sprach Johannes Züfle in der Limburghalle von Ängsten, die das öffentliche Leben beherrschen. Die Schlagworte, die er beim Zehntweintrunk gerne gebraucht, seien „Frieden, Freiheit und Wohlstand“. Aktuell sehe es in allen

 

Wir sind noch nicht ganz durch.
Johannes Züfle
über die nächsten Schritte auf dem Weg zum Gewerbegebiet Rosenloh
 

drei Bereichen schlecht aus: Am Krieg in der Ukraine sei auch Deutschland mit Waffenlieferungen beteiligt, die Pandemie habe zu Einschränkungen der Freiheit geführt – und der Wohlstand? „Der ist für einen zunehmenden Teil der Bevölkerung zu einem Fremdwort geworden.“

Wem das nicht schon genug war, für den hatte Weilheims Bürgermeister bei der Beschreibung der politischen Großwetterlage auch noch finstere Ausblicke parat: „Militärisch sind wir von den USA abhängig, energiepolitisch von einer ganzen Reihe autoritärer Staaten und wirtschaftlich von Asien, weil dort – insbesondere in China – wichtige Kleinstteile produziert werden.“

Spielräume bei Flächen fehlen

Der Blick auf die Kommunen war kaum angenehmer. „Immer noch kommen Flüchtlinge aus aller Herren Länder nach Deutschland. In Weilheim gehören wir zu nur vier Kommunen im Landkreis, die ihr Soll bei der Aufnahme von Flüchtlingen erfüllt haben.“ Das sind aber Lorbeeren, auf denen sich das Rathaus-Team keinesfalls ausruhen kann. Johannes Züfle appellierte an die Politik, grundsätzlich etwas zu ändern: „So kann es nicht weitergehen.“ Im Außenbereich stoße Weilheim schon lange an Grenzen, und auch bei der Innenverdichtung gebe es nicht mehr viel Spielraum. Auch hier sei die Politik gefordert, neue Wege zu ermöglichen: „Wohnen muss für alle machbar bleiben, und die Preise dafür dürfen niemandem die Luft zum Leben nehmen.“

Die Stadt Weilheim investiere viel Geld in erneuerbare Energien. „Aber die Heizungen für 63 kommunale Gebäude lassen sich eben nicht in kürzester Zeit auf erneuerbare Energien umstellen.“ Johannes Züfle hält auch nichts davon, Bäder zu schließen und Warmwasser in Sporthallen abzudrehen: „Wir können nicht auf Kosten der Kinder, der Jugendlichen und der Vereine Energie sparen.“

Hohe Standards hinterfragen

Trotzdem forderte der Bürgermeister, hohe Standards zu hinterfragen – etwa bei der Kinderbetreuung. Wenn die Standards so verschärft werden, dass jede Gruppe um drei Kinder zu verkleinern ist, haben alle Kommunen ein Problem, auch Weilheim: „Wir haben 15 Gruppen. Also haben wir dadurch automatisch 45 Kindergartenplätze weniger. Solche Regelungen bringen die Kommunen um ihre Handlungsfähigkeit.“

Johannes Züfle wollte aber „nicht nur jammern“. Der Landespolitik und dem Ministerpräsidenten dankte er für den Einsatz beim Gewerbegebiet Rosenloh. „Wir sind noch nicht ganz durch“, setzte er hinzu. Auf den Grundstückskauf folge das Bauleitplanverfahren. Danach stünden die Erschließungsarbeiten an – „und das alles unter hohem Zeitdruck“.

Damit kam der Bürgermeister aber doch noch auf die Zuversicht zu sprechen. Beim Zehntweintrunk treffen sich Haupt- und Ehrenamt, Wirtschaft und Zivilgesellschaft – „und alle setzen sich für ihre Stadt ein, für Weilheim.“ Manche machen den Zehntweintrunk erst möglich, allen voran die Weingärtner, denen der Bertoldwein zu verdanken ist. Pfadfinder aus Hepsisau – das seit 50 Jahren zu Weilheim gehört – backen Bätscher, und selbst das musikalische Begleitprogramm war hausgemacht: Unter der Leitung von Andreas Baumann sorgte der Frauenchor „Salto Vocale“ für fetzige Rhythmen. Züfles Fazit: „Der Zehntweintrunk und seine Gäste sind ein Grund zur Zuversicht.“