Schon als Kinder haben wir uns nicht mit Pokémon und Co. beschäftigt, sondern uns vielmehr für neue technische Errungenschaften begeistert“, erinnert sich Tim Ostmann. So ist es nicht verwunderlich, dass die beiden schon im Grundschulalter an einem VHS-Programmier-Kurs für Kinder teilnahmen. Immer weiter haben die Freunde ihr Wissen und Können bis heute ausgebaut. „Das ist vor allem Learning by Doing. Unter anderem helfen uns Youtube-Tutorials, und wir können dank spezieller Lizenzen für Schüler für die aktuelle Programmierung unserer eigenen Plattform Entwicklungsprogramme von Microsoft nutzen“, so Tim Ruppert.
Er besucht das Landesgymnasium für Hochbegabte in Schwäbisch Gmünd, Tim Ostmann das private Peter-Härtling-Gymnasium in Nürtingen. Ihre technische Neigung spiegelt sich auch im Schulalltag der beiden Jugendlichen wider. Tim Ruppert etwa macht im kommenden Jahr bereits sein Abitur, seine Leistungsfächer sind Mathematik, Physik und Wirtschaft. Parallel dazu hat der 15-Jährige noch Informatik als Zusatzkurs gewählt. Auch einen einsemestrigen Online-Juniorstudiengang in Computerorientierter Mathematik, Algorithmen und Strukturen der Uni Rostock hat er absolviert.
Nach dem Abitur möchte Tim Ruppert gern Mathematik mit dem Schwerpunkt Data Science studieren, Tim Ostmann, der ein Jahr später sein Abi machen wird, kann sich als Studienfächer Informatik, Wirtschaftswissenschaften oder als Kombi aus beiden die Wirtschaftsinformatik gut vorstellen.
Während der Corona-Lockdownphasen 2020 haben die damals 13-jährigen Programmiertalente angefangen, ihr eigenes Start-up „Wrire“ zu kreieren, an dem sie nach wie vor arbeiten, wann immer es die freie Zeit im Schulalltag zulässt. „Wrire setzt sich aus den englischen Begriffen write (schreiben) und read (lesen) zusammen“, erklärt Tim Ruppert. Die Online-Plattform, die nach ihrer Fertigstellung unter www.wrire.com nutzbar sein wird, ist ein soziales Netzwerk, auf dem man eigene Artikel oder Blogs verfassen kann, ohne dafür eine eigene Homepage einrichten zu müssen. Die Kernintention von „Wrire“ ist, dass den Autoren mehr Platz zur Verfügung steht als auf gängigen sozialen Netzwerken wie Twitter, Instagram und Co. und dass vor allem auch der Diskussion zu den Texten mehr Raum gegeben werden soll. „Die bisher vorhandenen Plattformen bieten dafür wenig Spielraum und sind meistens von Kurzlebigkeit und teils undifferenzierten, wenn nicht gar polemischen oder populistischen Beiträgen und Kommentaren geprägt. Zur Unterhaltung ist das ja in Ordnung. Bei uns wird man die Möglichkeit haben, auf die publizierten, fundierten Artikel mit einem ausführlichen Beitrag zu antworten. So kann ein reger und auch kontroverser Meinungsaustausch entstehen“, erklärt Tim Ostmann das Konzept. „In den sozialen Netzwerken gibt es aktuell oft nur ein Schwarz-Weiß-Denken, die Graubereiche dazwischen fehlen bei den Meinungsäußerungen oft“, kritisiert der 15-Jährige. Twitter hat der politisch interessierte Jugendliche ausprobiert, „mit maximal 280 Zeichen kann man aber schlicht nicht diskutieren.“
Thematisch wollen die Freunde die künftigen Nutzer ihrer Plattform nicht einschränken, „das können zum Beispiel wissenschaftliche Texte oder Artikel zu aktuellen Themen sein“, so Tim Ruppert. Wichtig sei zudem die Monetarisierung, damit sich die Arbeit der Autoren auch lohne. „Auf Wrire wird jeder Autor im Unterschied zu anderen sozialen Netzwerken selbst entscheiden können, wo und wie viel Werbung sein Text enthalten soll.“ Einen fixen Termin für den Startschuss ihrer Plattform haben die beiden Notzinger aktuell noch nicht, arbeiten aber in jeder freien Minute daran. „Dazu kommen eben auch die bürokratischen und rechtlichen Hürden wie das große Thema Datenschutz, die es erst zu überwinden gilt“, so Tim Ostmann. Bereits jetzt kann man sich auf www.wrire.com für den Newsletter registrieren, sodass man den Start des neuen sozialen Netzwerks nicht verpasst.