Zwischen Neckar und Alb
Zwei Kreise planen Vergärung

Biomüll Aus den Grünabfällen soll in weiterer Anlage in Leonberg Biogas gewonnen werden.

Region. Seit 24 Jahren kooperieren die Landkreise Esslingen und Böblingen bei der Verwertung von Biomüll. Diese Zusammenarbeit wollen sie nun aus­bauen: In Leonberg soll eine weitere Vergärungsanlage entstehen, die den größten Teil des Esslinger Biomülls energetisch verwertet, bevor die Reste anschließend ins Kirchheimer Kompostwerk wandern.

Im Dezember soll es grünes Licht für die Erweiterung und für den Neubau geben. Aufgrund der langen Zusammenarbeit bei der Kompostierung - Böblingen ist mit 20 Prozent an der Kirchheimer Anlage beteiligt - bereiten die Partner den nächsten Schritt bereits geräuschlos vor. Im Verwaltungs- und Finanzausschuss des Esslinger Kreistags gab Landrat Heinz Eininger lediglich bekannt, dass die erweiterte Kooperation der Landkreise grundsätzlich in der Rechtsform einer GmbH weiterverfolgt werde. In diese Gesellschaft werde die bestehende Kompostwerk Kirchheim GmbH eingebracht.

Manfred Kopp, Geschäftsführer des Abfallwirtschaftsbetriebes (AWB) des Landkreises Esslingen und der Kompost-GmbH, steckt gerade mitten in dieser komplizierten Rechenaufgabe. Für die Bewertung brauche er Fachbüros, sagt er. Außerdem führe er viele Gespräche mit dem Finanzamt. „Das dauert alles länger als geplant“, berichtet Kopp. Der politische Wille sei aber eindeutig: „Die beiden Landkreise wollen zusammenarbeiten, und ich suche nach den Wegen.“

Kirchheimer Werk nicht geeignet

Landrat Eininger, Aufsichtsratsvorsitzender der Kompostwerk GmbH, sieht großes Potenzial in der Zusammenarbeit: „Damit kann die Energieausbeute aus dem Biomüll weiter optimiert werden und die Behandlung des Bioabfalls ökologisch zukunftsfähig entwickelt werden.“ Erste Grundlagen für den Bau der Vergärungsanlage in der Nähe der A 8 bei ­Leonberg sind erhoben worden. Als Wirtschaftsform haben die Berater klar die GmbH favorisiert. Außerdem gab es ein Standortgutachten, das sich eindeutig für die Erweiterung in Leonberg ausgesprochen hat. In Kirchheim hätte es Hürden bei der Genehmigung gegeben, und die Leonberger wissen schon, wie man vergärt. Seit 2005 betreiben sie ihre Anlage. Bei der Vergärung wird Biogas erzeugt, das drei Blockheizkraftwerke antreibt, die jährlich 8,2 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugen. Das reicht zur Versorgung von etwa 7 000 Personen. Wegen dieser energetischen Verwertung von Biomüll drängen die Grünen im Esslinger Kreistag seit Jahren auf die Kombination von Vergärung und Kompostwerk.

Künftig soll der größte Teil des Bioabfalls aus dem Kreis Esslingen nach Leonberg gefahren werden. Einen Teil der 37 500 Tonnen Bioabfall, die jährlich anfallen, will Kopp jedoch in Kirchheim behalten. Er brauche Strukturmaterial für die Kompostierung. Bislang ist die Anlage des Landkreises Böblingen für 35 000 Tonnen ausgelegt. Durch die Erweiterung soll die Kapazität um 20 000 Tonnen erhöht werden. Ob dies jedoch endgültig das letzte Wort ist, ist noch offen. Roland Kurz