Seit Oktober sitzt Marcel Musolf als neuer Landrat auf dem Chefsessel der Kreisbehörde. Zeit für einen Besuch in der Redaktion. Zeit, ihn etwas näher kennenzulernen.
Herr Musolf, Lust auf ein Spielchen? Entweder-oder-Fragen, frei interpretierbar. Sind Sie bereit?
Marcel Musolf: Immerzu.
Alb oder Neckar?
Beides schön. Beides tolle Facetten unseres Landkreises. Wenn ich es auf den Urlaub mit unseren Kindern übertrage, stimmen wir immer ab: Berge oder Meer?
Florett oder Säbel?
Keines von beiden. Ich habe in meiner Zeit als aktiver Fechter nur noch Degen gefochten. Wenn Sie es auf den politischen Diskurs beziehen wollen, auch da bleibe ich beim Degen, den da ist die ganzheitliche Betrachtung wichtig.
Kumpel oder Dienstherr?
Ich würde sagen Dienstherr mit ganz klarem Anspruch auf eine sehr wertschätzende und dialogorientierte Zusammenarbeit mit der Belegschaft. Im Miteinander unterwegs zu sein, war mir auch bei meiner früheren Aufgabe als Bürgermeister ein großes Anliegen. Ich glaube ich bin da ein ganz offener Mensch.
VfB oder Bayern?
Nicht so leicht zu beantworten. Zum einen freue ich mich sehr, dass der VfB nach so langer Zeit wieder einen attraktiven und erfolgreichen Fußball spielt. Ich verfolge auch gerne die Entwicklung in Heidenheim, wenn man sieht, wie man mit harter Arbeit und viel Kampf erfolgreich in der Rolle des Underdogs unterwegs sein kann. Drittens muss jeder, der über viele Jahre die Dominanz deutschlandweit und auch international verfolgt hat, gestehen, dass der FC Bayern immer einen Blick wert ist. Fußball beschäftigt mich und auch meinen Sohn an den Wochenenden durchaus sehr. Für die Vater-Sohn-Gemeinschaft ist das eine schöne Entwicklung.
Pilcher oder Hegel?
(Zögert) Weder noch. Ich muss zugeben, dass ich ein gewisses Faible für Mittelalter-Romane habe. Ken Follett beispielsweise mit seiner Kingsbridge-Reihe sind Bücher, die mich immer fasziniert haben. Lesen kommt aus Zeitmangel im Moment leider viel zu kurz. Aber Bücher können helfen, den Kopf frei zu bekommen.
Familie oder Dienstplan?
Wissen Sie, mein erstes Wahlamt hatte ich vor der Familie. Insofern bin ich sehr geübt darin, den Spagat zu meistern, beide Hälften meines Lebens unter einen Hut zu bekommen. Das fällt mir auch deshalb leicht, weil meine Familie Kraftquelle ist und mir soviel Rückhalt gibt, dass ich jede gemeinsame Stunde genieße. Alles weitere müssen Sie wohl meine Frau fragen.
Büro oder Homeoffice?
Das ist relativ egal. Hauptsache, die Leistung stimmt.
Anzug oder Jogginghose?
Ich erinnere mich da an den Spruch von Karl Lagerfeld, wonach jeder, der Jogginghose trage, die Kontrolle über sein Leben verloren hat. Ganz so streng sehe ich das nicht. Ich würde sagen, die Jogginghose bleibt zuhause, der Rest in der Außenwelt ergibt sich dann von selbst.
Filet Mignon oder Tellerschnitzel?
Ganz ehrlich: Ich bin, was das Essen angeht, ganz einfach und bodenständig strukturiert. Das schwäbische Wirtshaus mit Flädles-Suppe, Rostbraten oder Schnitzel ist mir das Allerliebste. Meine Kinder freuen sich immer, wenn es heißt, der Papa kocht. Dann gibt es Döner, Pizza vom Italiener am Ort oder Maultaschen. Sie sehen, dass die Kompetenzen bei uns im Haus klar verteilt sind. Ich esse gern, bin in der Küche aber mit zwei linken Händen ausgestattet.
ARD oder Netflix?
Streamingdienste haben sicher ihre Berechtigung. Im Fußball kommt man ohne gar nicht mehr aus, und auch für einen Familienabend kann das mal ganz nett sein. In Sachen Politik und Tagesgeschehen setze ich auf Formate wie Tagesschau oder Tagesthemen. Es ist wichtig, dass Streaming nicht alles überlagert. Mit einem gesunden Mix ist man ganz gut aufgestellt.
Landrat oder mehr?
Landrat oder nix.
Karriere im Leistungssport
Marcel Musolf, aufgewachsen in Schwenningen, war in seiner Jugend ein erfolgreicher Fechter. Bereits als Zwölfjähriger sicherte er sich seinen ersten Deutschen Meistertitel im Degenfechten. Als 14-Jähriger wechselte er nach Heidenheim, wo er im Bundesleistungszentrum des Deutschen Fechterbundes das Sportinternat besuchte. Als Bundeskader-Athlet durchlief er sämtliche Jugend-Nationalmannschaften. Er nahm an mehreren Welt- und Europameisterschaften teil, zuletzt auch als EM-Teilnehmer im Aktivenbereich. Nach dem Abitur gab er den Leistungssport zugunsten eines Studiums an der Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen in Ludwigsburg auf. 2011 wurde er als jüngster Rathauschef im Land zum Bürgermeister in Bissingen gewählt. bk