Benefiz-Aktion
Zwei Wirte aus Kirchheim und Weilheim helfen Kollegen nach Hochwasser-Schock

Udo Kälberer vom Teckkeller und Harald Hartmann, ehemals Zähringer Stuben, kochen für den Gosbacher „Hirsch“. Dort ist beim Hochwasser ein hoher Schaden entstanden. 

Sie sind an beiden Tagen am Start: Harald Hartmann, ehemaliger Inhaber der Zähringer Stuben, und Udo Kälberer (re.) vom Teckkeller kochen für einen guten Zweck und helfen damit einem Kollegen in Gosbach. Foto: Tobias Tropper

Am Samstag und Sonntag lässt Udo Kälberer im „Teckkeller“ die Küche kalt. Dafür hat der Kirchheimer Gastwirt einen guten Grund: Gemeinsam mit seinem Freund und Kollegen Harald Hartmann, dem ehemaligen Betreiber der Zähringer Stuben in Weilheim, sowie sieben weiteren Köchen steht er am Wochenende in Gosbach für einen guten Zweck an den Kochtöpfen und Pfannen. Sie alle helfen ihrem Kollegen, Gastwirt Andreas Kottmann. Dessen Traditionslokal „Hirsch“ ist beim Hochwasser am 1. Juni extrem in Mitleidenschaft gezogen worden. 

Auf rund 300.000 Euro beziffert Andreas Kottmann gegenüber dem Teckboten den Schaden. „Unser komplettes Lager wurde nahezu vollständig vom Wasser zerstört.
 

„Wir stehen vor einem großen Scherbenhaufen.

Andreas Kottmann, der Inhaber des Gasthof Hirsch beziffert den Schaden auf 300.000 Euro.

 

Ein großer Teil der Ausstattung wurde zerstört, viele Geräte, Lebensmittel, Gewürze, Materialien, Kühlhäuser, das Wein-Getränkelager – alle Etiketten sind zerstört –, die Wäscherei und die Brennerei. „Über die Bausubstanz wissen wir aktuell selbst noch nicht Bescheid“, schreibt er auf der Website.

Das Untergeschoss, das als Lager für Geräte, Getränke und Essen diente, war beim Hochwasser am 1. Juni komplett vollgelaufen.  Foto: pr

Was besonders dramatisch für den Hirschen ist: Der Ort Gosbach liegt zwischen Mühlhausen und Bad Ditzenbach am Zufluss des Baches Gos in die Fils und gilt als Hochwasser-Risikogebiet. Dadurch kann der Betrieb keinen Schutz für Elementarschäden bekommen, was bedeutet: Keine Versicherung kommt für diesen Schaden auf. „Das ist eine Existenzfrage für ihn“, sagt Udo Kälberer. Am Telefon erläutert Andreas Kottmann die Details: „Eine Gebäudeversicherung haben wir, aber die übernimmt nichts, was im Keller gelagert oder auch nur an die Wand geschraubt ist.“ Dem Wasser zum Opfer fielen auch unbezahlbare Werte: etwa die alten Kochbücher und Rezeptsammlungen aus Familienbesitz.

 

Ex-Azubi startet Aufruf

Doch der 200 Jahre alte Familienbetrieb Kottmann, den Andreas in sechster Generation führt, ist nicht nur gastronomisch eine feste Größe, sondern auch in der regionalen Gastronomie bestens vernetzt. Andreas’ Vater August Kottmann war jahrelang „die gute Seele“ der Meistervereinigung der Küchenmeister im Land, hat unter anderem auch Andreas Kälberer und Harald Hartmann ausgebildet. Gemeinsam war man auf zahlreichen Wettbewerben und gewann auch schon mal die „Koch-Olympiade“. Als Gerhard Wahl, ein ehemaliger Schüler Kottmanns, unter dem Motto „Freunde für Freunde“ zur Hilfe für die vom Hochwasser gebeutelte Wirtsfamilie aufrief, musste keiner lange überlegen. 

Neun Köche-Kollegen, ehemalige Kochkunst-Aussteller der Meis­tervereinigung Gastronom, werden dort an Samstag von 16 bis 23 Uhr und am Sonntag von 11 bis 17 Uhr insgesamt 1500 Essen zubereiten. „Und ich natürlich auch“, sagt Andreas Kottmann, der sich sehr über die Unterstützung freut. „Schon beim Hochwasser war die unmittelbare Hilfe danach der Wahnsinn“, sagt er. Bier und Kaltgetränke kommen vom Stammlieferanten, der Kaiser-Brauerei Kumpf aus Geislingen, der Musikverein spielt auf und die Landfrauen verkaufen frischen Kuchen. Und natürlich kommt dann der gesamte Erlös dem Hirschen zugute. 

Links: Das Untergeschoss, das als Lager für Geräte, Getränke und Essen diente, war beim Hochwasser am 1. Juni komplett vollgelaufen.  Foto: pr

 

Senior-Chef August Kottmann selbst, ein begeisterter Obst- und Brandwein-Experte, hat noch etwas Besonderes am Start: „Hochwasser-Destillate“. „Da wurde nach dem Hochwasser ein Fass mit Kirschbrand oder Ähnlichem ein Ort weiter wiedergefunden. Das war wie ein Hoffnungsschimmer, dass auch mal etwas zurückkommt“, erzählt Udo Kälberer lächelnd. Er kann mit dem Kollegen gut mitfühlen: Sein eigener Betreib ist seit 1920 in Familienbesitz und wird in vierter Generation geführt.

Aber nicht nur deswegen helfen er und sein Weilheimer Freund und Kollege Harald Hartmann der Familie Kottmann gerne. „Der August ist immer da, wenn du Problem hast. Der nimmt sich für dich Zeit und erklärt dir auch mal bei zwei Schnäpsen, was man machen kann“, erzählt er. Als Azubi habe man viel von ihm lernen können – fachlich und menschlich. 

Seinen Einsatz für andere bekommt August Kottmann nun in schwierigen Zeiten zurück. „Wir kämpfen dafür, dass die Geschichte Gasthof Hirsch weitergeschrieben wird“, verkündet Andreas Kottmann auf der Website des Gasthofes. Und dabei ist er nicht allein, denn auch die „Ehemaligen“ seines Vaters wie Udo Kälberer und Harald Hartmann leisten dafür an diesem Wochenende einen wichtigen Beitrag.