Matthias Keppler ist begeisterter Paraglider: Ein bis zwei Mal die Woche geht er am Hohenneuffen in die Luft und lässt sich von der Thermik und den Winden tragen. Über sein Hobby kam der Dettinger auf eine Idee, die mittlerweile vielen Menschen auf zahlreichen Pazifikinseln vermutlich das Leben gerettet hat. Warum gerade im Pazifik?
Für die Organisation PMA –Pacific Mission Aviation. – bringt Matthias Keppler per Flugzeug zu mehr als 100 entlegenen Inseln in der Pazifikregion Mikronesien lebenswichtige Medikamente und Lebensmittel. Da es dort keine Landemöglichkeiten gibt,
muss man die Hilfsgüter abwerfen. Bislang behalfen sich die Piloten dabei meistens mit zusammengeknoteten Leinentüchern. „Damit lassen sich aber nur 10 bis 15 Kilogramm schwere Pakete abwerfen“, erklärt Matthias Keppler.
Nun hat aber jeder Gleitschirmflieger einen Rettungsfallschirm, der ihm im Notfall – etwa bei Sturm oder Beschädigungen am Gleitschirm – das Leben retten kann. „Diese Schirme müssen nach Herstellerangaben alle zehn Jahre erneuert werden“, erklärt Keppler. Das mache auch jeder, schließlich können sie durch UV-Strahlung in großer Höhe von 4000 Metern oder mehr in Mitleidenschaft gezogen worden sein. „In aller Regel sind sie aber noch voll funktionsfähig“, sagt Keppler. Daher fing er 2018 an, ausrangierte Schirme seiner Flugkollegen zu sammeln und rief zu Spenden aus. Mehr als 40 Schirme kamen zusammen und sind seitdem der fernen Südsee im Einsatz.
Dank der Spenden aus der Teckregion können dort Pakete mit bis zu 200 Kilogramm Gewicht abgeworfen werden und dementsprechend vielfältig sind die Möglichkeiten geworden. „2019 erhielten wir von der Küstenwache einen Anruf, dass ein modernes Auslegerkanu 400 Seemeilen nördlich von der Insel Yap gekentert und in Seenot geraten war. Sofort machten wir uns auf den zweieinhalbstündigen Fug, um das Boot zu finden“, erzählt Matthias Keppler. Sie fanden das Kanu und mit einem Fallschirm ließen sie Trinkwasser, Lebensmittel und ein Funkgerät und Leuchtpistolen abwerfen, damit die Besatzung die Nacht bis zum Eintreffen eines Rettungsbootes überleben konnte.
Die Herausforderung besteht nun darin, die Flugkurve des Fallschirms neu zu bestimmen, je nachdem, wie viel Gewicht er hat. Aber auch das haben die PMA-Piloten mittlerweile unter Kontrolle. Der größte Vorteil: „Nun kann auch empfindliches medizinisches Gerät abgeworfen werden, weil es dann sanft auf dem Boden landet“, sagt Keppler.
In der Gleitschirm-Szene ist er überzeugt, noch weitere Spenden generieren zu können, denn das Potenzial ist enorm. „Im DHV, dem Deutschen Gleitschirm- und Drachenflugverband, sind 30 000 Mitglieder registriert“, sagt er. Die hätten alle eine „second chance“ – „zweite Chance“ nennt man die Notfall-Fallschirme. Auch in der Region sieht er ein großes Potenzial: Zu den 300 Vereinsmitgliedern im DHC, dem Drachenflieger-Club Hohenneuffen, kämen jährlich 3000 Gastflieger, die sich über der Alb in die Lüfte begeben. Und die können nun auch Gutes tun, indem sie ihre ausrangierten Fallschirme spenden. „Da haben viele den Keller voll“, ist Matthias Keppler überzeugt.
Wer spenden möchte, kann sich bei Matthias Keppler melden unter 07021/8797878 oder per Email an:
matthias.keppler@pmadeutschland.de