Zusammenhalt
Zwischen Ablaufplan und Wetterbericht

Kleiner Verein, großes Fest: Mit seinem Jubiläumswochenende hat sich der MV Unterlenningen auf ein Abenteuer eingelassen. 

Das Orga-Team - hier der Vorsitzende Simon Knabel, Mario Hanssum und Monja Volz - hat ein intensives Jahr hinter sich. Foto: Karin Ait Atmane

Der Countdown läuft. Wenn dieser Text gedruckt erscheint, wird wahrscheinlich gerade das große Festzelt aufgebaut – und die Verantwortlichen des MV Unterlennigen hoffen, dass bei der Abnahme durchs Landratsamt am morgigen Freitag alles gut geht. Sicher sein kann man sich da nicht; auch wenn die detaillierten Pläne längst eingereicht wurden, wisse man „bis am Tag der Abnahme nicht, ob alles so bleiben kann“, sagt Mario Hanssum, Musikervorstand und Mitglied des Festausschusses. Aber das Orgateam ist guter Dinge, nachdem ein Jahr lang geplant und alles immer wieder durchdacht wurde. Hatte man sich zunächst einmal monatlich getroffen, „manchmal bis in die Nacht“, wie Jugendleiterin Monja Volz sagt, wurden die Abstände gegen Ende immer kürzer. Auch ein komplettes Planungswochenende war dabei. „Wir haben uns elf Stunden lang eingeschlossen und sind jedes Detail noch mal durchgegangen“, erzählt Simon Knabel, der Vorsitzende des Musikvereins.

Unterstützung von zahlreichen Seiten

Dabei sind die Unterlenninger „nicht blauäugig an das Thema rangegangen“, wie sie betonen. Knabel als Vorsitzender stellte in der Mitgliederversammlung die Frage zur Diskussion, ob überhaupt ein Festwochenende gemacht werden soll, mit dem Zusatz: „Wenn, dann müssen alle mitziehen.“ Am Ende entschied sich die Mehrheit dafür, und auch die, die gern verzichtet hätten, waren bereit, sich einzubringen. Das zeichnet den Verein aus und spricht aus Sicht der Verantwortlichen auch für den Zusammenhalt „auf dem Land“. Diesen haben die Aktiven an vielen Stellen gespürt: in der Unterstützung durch Firmen und Betriebe, aber auch durch andere Vereine, bei denen sie sich revanchieren wollen. So steht schon fest, dass der MV Owen nächstes Jahr beim Jubiläum Hilfe bekommt.

Ebenso werden die Unterlenninger Bläser in mancher Firma bei entsprechenden Anlässen zu hören sein. Das ist Bestandteil des umfangreichsten der drei Sponsorenpakete: Je nach Höhe der Unterstützung bekommen die Sponsoren bestimmte Leistungen zugesichert. Dieses Konzept kam gut an, man sei wirklich „mega zufrieden“ mit der Resonanz, erklärt Mario Hanssum. Ohne Sponsoren sei so ein Event heute unmöglich, darüber sind sich alle einig. Die Unterstützung kommt dabei aus dem ganzen Lenninger Tal bis hin nach Kirchheim. Dafür haben sich die Engagierten ins Zeug gelegt und professionelle Unterstützung genutzt. Ihr Webauftritt lag in Händen eines Profis, was man den digitalen wie den gedruckten Ergebnissen durchaus ansieht. Vom Bierdeckel bis hin zur Fest-Website ist alles aus einem Guss, und Ideen wie der Hashtag #zammakrachalassa wecken viel Aufmerksamkeit. Wobei der nichts mit Zusammenbrechen zu tun hat, sondern das Versprechen gibt, dass der Musikverein mit dem ganzen Ort und allen Freunden so richtig Party feiern möchte.

#zammakrachalassa

Die Vereinsmitglieder, vor allem die Aktiven, werden allerdings ziemlich beschäftigt sein. 350 Arbeitsschichten à vier bis fünf Stunden fallen allein fürs Festwochenende an. Das ist bei rund 190 Mitgliedern, davon gut 90 aktive, eine große Herausforderung. Aber es helfen auch Verwandte, Freunde und Mitglieder anderer Vereine mit. Die Jugend des MV trägt ebenfalls einen beachtlichen Teil bei; sie hat vom Tischabräumen übers Waffelbacken bis hin zur Moderation des Kinderfestes vieles weitgehend selbstständig in der Hand.

Die Excel-Tabelle mit den Arbeitsdiensten ist ellenlang, der detaillierte Ablaufplan fürs Wochenende ebenso. Tabellen und digitale Plattformen zum Austausch waren bei der Vorbereitung enorm wichtig, von den Notizzetteln der ersten Sitzung musste man sich schnell verabschieden. „Die regulatorischen Dinge im Hintergrund sind schon der Wahnsinn“, sagt Simon Knabel: Genehmigungen, Abnahmen, Versicherungen, Verträge, Regelungen zum Jugendschutz, verkehrsrechtliche Anordnungen, die Vorgabe des Finanzamts, mit einem externen Datenspeicher die Kassenvorgänge zu dokumentieren … „Ich habe zum Teil nächtelang juristische Sachen im Internet gelesen“, sagt der Vorsitzende. Manchmal habe er schon das Gefühl, „eine Anwaltskanzlei zu leiten und keinen Verein“. Jetzt freut er sich aber wie die anderen Organisatoren aufs Fest und schaut, wie alle, „gefühlt fünf Mal am Tag in den Wetterbericht“.

 

Durchgezählt bis ins Detail

Vorgesorgt: Schon ein bisschen schwindlig wurde es Simon Knabel, als er die verschiedenen Bestellungen unterschrieb. Dazu gehören zum Beispiel 2000 Liter Bier, 2500 Rote Würste und 300 Kilogramm Pommes. Für Notfälle der kleineren Art warten mehr als 1000 Kabelbinder in diversen Größen ebenso wie reichlich Panzertape.

Bezahlung: Ziemlich genau 107 Kilo Hartgeld zum Wechseln wird der MV Unterlenningen fürs Festwochenende bereitlegen. Auf die Möglichkeit der Kartenzahlung verzichtet der Verein, denn das wäre mit großem zusätzlichen Aufwand verbunden. Der Cannabiskonsum ist auf dem Fest grundsätzlich verboten, weil die damit verbundenen Regeln kaum handhabbar wären.

Party: Gefeiert wird von Freitagabend bis Sonntag, mit SWR3-Party am Freitag, Kinderfest und Blasmusik (unter anderem Berthold Schick und seine Allgäu6) am Samstag und Föhrenberger Blasmusik sowie befreundeten Kapellen am Sonntag. aia