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Zwischen Bratsche und Modelleisenbahn

Leidenschaft Gerhardt Löffler, der an den Musikschulen in Reichenbach und Esslingen unterrichtet, ist dem Streichinstrument total verfallen. Privat hat der Musiker vielerlei Interessen. Von Rainer Kellmayer

Schon mein Urgroßvater spielte das Streichinstrument. Mein Vater war Solobratschist am Staatstheater in Karlsruhe, meine Mutter ist Gründungsmitglied des Württembergischen Kammerorchesters Heilbronn. Und auch ein Großonkel ist Bratschist gewesen“, erzählt der Musiker. Bei dieser erblichen Vorbelastung verwundert es nicht, dass auch Gerhardt Löffler nach anfänglichem Geigenspiel auf die größere Schwester der Violine, die Bratsche, gewechselt hat. Heute unterrichtet er an den Musikschulen in Reichenbach und Esslingen.

Auch als Dirigent ist er aktiv: Seit einigen Jahren leitet er das gemeinsame Sinfonieorchester der Musikschulen Reichenbach, Ebersbach und der Schurwald Musikschule in Rechberghausen. „Die Arbeit mit den jungen Orchestermitgliedern macht riesigen Spaß“, sagt der vielseitige Musiker, der großen Wert auf anspruchsvolle Literatur legt. Er ist überzeugt: Nur mit Qualität kann man den Nachwuchs für die klassische Musik gewinnen und den musikalischen Geschmack junger Menschen bilden. Neben seiner Musikschultätigkeit spielt Löffler im Kammerorchester Esslingen und im Orchester des Oratorienvereins. Dort leitet er auch Streicherproben, in denen er die Amateurmusiker in die Feinheiten des Orchesterspiels einführt. Dabei hilft, dass Löffler einige Jahre Bratschist in einem professionellen Sinfonieorchester war: „Bei der Württembergischen Philharmonie Reutlingen habe ich unter bekannten Dirigenten und mit renommierten Solisten gespielt“.

Die Anfänge indes waren bescheidener. Der 1968 in Karlsruhe geborene Gerhardt Löffler startete mit sechs Jahren mit dem Geigenspiel. Zunächst hatte er Unterricht bei Adam Kostecki, dem Konzertmeister der Badischen Staatskapelle, und später bei Thomas Schröckert, der ebenfalls im Karlsruher Orchester gespielt hat. Nach dem Abitur und anschließendem Zivildienst im Diakonissenkrankenhaus Karlsruhe führte der Weg an die Stuttgarter Musikhochschule. Dort begann Löffler das Studium bei Gunter Teuffel, dem Solobratschisten des Radiosinfonieorchesters Stuttgart. Später betreute ihn Hermann Voss – Bratscher des international bekannten Melos-Quartetts – der ihn auch zum Orchester-Diplom geführt hat. Bereits während des letzten Semesters erhielt er die Stelle in Reutlingen. „Der Orchesterdienst hat anfänglich Spaß gemacht, doch ich spürte, dass meine Neigungen eher im pädagogischen Bereich liegen“, erinnert sich Löffler. Die Arbeit an den Musikschulen ist für ihn sehr erfüllend.

Besondere Bedeutung hat für Gerhardt Löffler die Kammermusik. Seit 15 Jahren ist er Bratschist des Staufer-Quartetts, mit dem er die hohe Kunst des Streichquartettspiels pflegt. Darüber hinaus hat er eine starke Affinität zur im Barock gebräuchlichen Viola d’amore, die er vom Vater geschenkt bekam. Er habe das Instrument autodidaktisch erlernt und sich damit von 1991 bis 2003 im „Residenz Collegium Durlach“ der Musik aus Renaissance und Barock gewidmet.

Zu den vielseitigen Interessen des Musikers gehören auch musikwissenschaftliche Forschungen. Umfassend hat er sich mit dem Lebenswerk seines Urgroßvater Alexander Theodor Presuhn beschäftigt. Nicht nur beruflich ist der Musiker auf vielen Feldern unterwegs. Auf seinen Wanderungen hat er stets den Zeichenblock dabei. „Wenn ich nicht Musik studiert hätte, wäre ich Bühnenbildner geworden“, sagt Löffler, der einst sogar die Aufnahmeprüfung an der Stuttgarter Kunstakademie geschafft hat. Vom Vater hat er neben dem musischen Talent auch die Begeisterung für Modelleisenbahnen geerbt. Der Eisenbahn-Freak moduliert nicht nur faszinierende Landschaften für seine Bahnen – manchmal bastelt er auch die Waggons seiner Züge selbst. Er schwärmt: „Es gibt nichts schöneres, als sich nach einem anstrengenden Tag mit Zügen, Weichen und Schienen zu beschäftigen“.