Gut 100 Zuhörer und Zuhörerinnen kamen in den Herzog-Konrad-Saal in der Teckhalle – Owener und Auswärtige, überwiegend nicht mehr ganz jung und am Geschehen im Land interessiert. Denn die Fälle, in die Schorlaus Privatermittler Dengler verwickelt wird, sind nicht nur privater Natur. Der Autor verknüpft die Handlung seiner Krimis mit gesellschaftlichen und politischen Themen, ob Stuttgart 21, NSU-Terror, Spekulation mit Immobilien oder Intensivtierhaltung. Er wurde mehrfach ausgezeichnet und stand auch mit „Black Forest“, der elften Geschichte um Georg Dengler, weit oben auf der Spiegel-Bestsellerliste.
Erstmals Ich-Erzähler
Der Band „Black Forest“ ist persönlicher als seine Vorgänger. Denn Georg Dengler fährt in seine Heimat, auf den elterlichen Schwarzwaldbauernhof, und er muss sich mit dem Altern seiner Mutter auseinandersetzen. „Wie zur Hölle findet man heraus, ob die eigene Mutter noch richtig im Kopf ist?“, fragt sich der Privatermittler, der in diesem Buch erstmals als Ich-Erzähler auftritt.
Wolfgang Schorlau schildert seinen Fans in Owen, wie es dazu kam: Die Dialoge zwischen Mutter und Sohn wollten ihm nicht so recht gelingen. Erst als er in die Ich-Perspektive wechselte und die Mutter Schwarzwälder Dialekt sprechen ließ, fand er den gesuchten Ton. Wobei der Autor eine „Einheimische“ bat, die alemannischen Passagen für ihn zu „übersetzen“. Sie spricht diese Passagen auch, wenn er Lesungen im Schwarzwald hat; in Owen traute er sich das zur Freude des Publikums selbst zu.
Wenn Schorlau erzählt, wie er seine Personen und seinen Plot entwickelt, ist das so spannend wie die Krimihandlung selbst. So half ihm ein Ranger auf dem Feldberg, den perfekten Schauplatz für ein Verbrechen auszugucken, und über seine Figuren spricht der Schriftsteller, als ob sie persönliche Bekannte wären. Man fühlt sich nah dran an Denglers Mutter und ihrem Enkel Jakob, die keine Angst vor kontroversen Meinungen haben und bislang immer einen Kompromiss fanden, selbst bei veganem Essen. Beim Thema Windkraft wird es nun allerdings schwierig zwischen den beiden.
In diesen Rahmen ist die Geschichte eingebettet, Windkraft-Gegner und -Befürworter prallen in Denglers Heimatdorf aufeinander. Außerdem bekommt er es mit einer Leiche im Wald und mit seltenen Wildtieren zu tun, mit Verschwörungstheorien und Wirtschaftsinteressen – und die Familiengeschichte holt ihn ebenso ein wie die eigene Vergangenheit. Wolfgang Schorlau hat eine Menge Aspekte in dieses Buch gepackt; manchmal doziert er auch ein wenig, wenn er beispielsweise Argumente gegen Windkraft Punkt für Punkt widerlegt. Ob das Windrad schließlich aufgestellt wird oder nicht, das bleibt an diesem Abend offen. Dafür muss man den Krimi schon lesen; die Schlange am Bücher- und Signiertisch war beachtlich.
Der Autor zeigte sich aber auch noch von einer anderen Seite, auf der Bühne zusammen mit den Gitarristen Werner Dannemann und Paul Lawall. Die beiden rahmten den Abend musikalisch ein, teils begleitet von Harry von Schild mit seinem Flügelhorn – und schließlich von Schorlau selbst mit der Mundharmonika: eine Weltpremiere, wie zu hören war.
Er fühle sich wohl in Owen und komme sehr gern, bestätigte der 74-jährige Schriftsteller, der auch vor drei Jahren schon einmal auf Einladung des AK Stadtmarketing Owen zu Gast war. Dass die Bühne passend zum Schwarzwald-Thema dekoriert ist, dass er von der Bürgermeisterin begrüßt wird und diese dann auch den ganzen Abend dableibt – das ist auch für ihn durchaus ungewöhnlich.

