Landkreis bezahlt 360 000 Euro für Nacht-S-Bahnen, -busse und -taxen
Nachtschwärmer noch mobiler

Ab 9. Dezember fahren S-Bahnen an Wochenenden nach Mitternacht im Stundentakt aus der Landesmetropole in Richtung Kirchheim. Im Anschluss chauffieren Nachtbusse, etwa im Raum Esslingen, und Nachttaxen in den Räumen Fils, Kirchheim, Filder und Nürtingen die Nachtschwärmer nach Hause.

Kreis Esslingen. Für den Landkreis Esslingen ist dies der Einstieg in ein neues Verkehrsangebot, das erhebliche Kosten auslösen kann, machte Landrat Heinz Eininger auf die fi­nanziellen Konsequenzen aufmerksam und grummelte in Richtung Verband Region Stuttgart (VRS). Der hatte nämlich, ohne sich mit dem Kreis abzusprechen, Ende 2011 beschlossen, ab dem Fahrplanwechsel im kommenden Dezember die regionalen Nachtbusse durch S‑Bah­nen zu ersetzen und in den Nächten auf Samstag und auf Sonntag drei Nacht-S-Bahnen fahren zu lassen.

Den Landkreis Esslingen kosten die Nacht-S-Bahnen, Nachtbusse und Nachttaxen ab 2013 jährlich rund 360 000 Euro. Und weil es sich dabei laut Eininger um ein „nachfrageorientiertes Angebot“ handelt, kann aus dem „moderaten Einstieg“ leicht ein teures Vergnügen werden. Bisher bezahlte der Kreis lediglich 132 000 Euro für die Nachtbusse.

Auch die Kommunen im Kreis müssen dafür ihre Haushaltskassen öffnen. Die Anschlüsse an die Nacht-S-Bahn im Neckartal und auf den Fildern kostet insgesamt 415 000 Euro. 14,5 Prozent übernimmt der Verband Region Stuttgart. Von den restlichen 355 000 Euro zahlt der Kreis 30 Prozent. An den Kommunen bleiben knapp 250 000 Euro hängen.

Während Landrat Heinz Eininger das Verhalten des VRS als ein Negativbeispiel einer Zusammenarbeit brandmarkte, war er von den Gesprächen über die neue Konzeption mit
den Kreiskommunen, den Verkehrsunternehmen und den Fraktionen des Kreistags sehr angetan und bezeichnete sie als mustergültig.

Das Kreisparlament beschloss die Nachtverkehrskonzeption bei zwei Gegenstimmen der Republikaner, die von einem „pädagogisch falschen Signal“ sprachen.

Damit die Umstellung im Dezember funktioniert, müssen jetzt die Gemeinderäte in den Kommunen über das Konzept befinden und zwar bis spätestens Ende September.

Hintergrund der Umstellung auf die Nacht-S-Bahnen ist die stetige Zunahme der Fahrgastzahlen seit Mai 2000. Damals setzte der Verband Region Stuttgart entlang der S-Bahnstrecken erstmals Nachtbusse ein. Derzeit wird der Landkreis Esslingen unter anderem von der Nachtbuslinie N 10 – Stuttgart-Esslingen-Plochingen-Wendlingen-Kirchheim-Nürtingen – bedient.

Nachdem 2000 noch rund 15 000 Nachtschwärmer die Busse nutzten, stieg die Zahl bis 2006 kontinuierlich bis auf 105 000 Fahrgäste an – mit der Tendenz nach oben. Ab 2007 wurden vier Nachtfahrten angeboten, wodurch sich die Passagierzahlen weiter erhöhten. 2010 waren es 212 000. Der Verband Region Stuttgart hätte da­raufhin neue Busse einsetzen müssen, zusätzliche Parkplätze am Stuttgart Schlossplatz aber fehlten. Da die Nachtbusverträge ohnehin Ende 2012 auslaufen, beschloss der VRS, die regionalen Nachtbusse durch Nacht-S-Bahnen zu ersetzen, die an Wochenenden und in den Nächten auf Feiertage verkehren. Dabei werden drei Abfahrten im Stundentakt in jeweils beide Richtungen bis zu den Endhaltestellen Kirchheim beziehungsweise Bernhausen auf dem Fahrplan stehen.

In Kirchheims Bahnhof werden deshalb ab dem neuen Fahrplan die Nachttaxis um 3.08, 4.08 und 5.08 Uhr auf die Nachtschwärmer warten, um je nach Bedarf in die Innenstadt und die Vororte oder nach Notzingen, Lenningen, Schopfloch, Bissingen, Ochsenwang, Erkenbrechtsweiler, Ohmden und Neidlingen zu fahren. Für die Fahrten stehen derzeit fünf Taxis und ein Neunsitzer parat.