Kirchheim. Er ist jung, verheiratet, hat einen vier- und einen neunjährigen Sohn und sitzt in seiner Freizeit gerne auf seiner Suzuki Bandit. Von Berufs wegen aber bevorzugt Tobias Krause den Chefsessel im zweiten Stock der Geschäftsstelle der Kirchheimer Arbeitsagentur. „Ich habe mich bewusst für diese Stelle hier entschieden“, sagt der neue Mann an der Spitze der Kirchheimer Agentur für Arbeit. In seiner Zeit als Vermittler habe er sich in der Kirchheimer Geschäftsstelle wohl gefühlt. Er kennt die Mitarbeiter bereits, und es bestehe ein gewisses Vertrauensverhältnis.
Die Arbeitsvermittlung lernte Tobias Krause von der Pike auf. Nach seiner dreijährigen Ausbildung zum Fachangestellten für Arbeitsförderung 1997 in der Arbeitsagentur Göppingen waren die Geschäftsstellen Nürtingen, Esslingen und Kirchheim weitere Stationen in seiner Berufslaufbahn. Er vermittelte nicht nur Arbeitslose, sondern betreute ab 2000 Arbeitgeber und danach Jugendliche unter 25 Jahren, zog im Rahmen der Arbeitgeberorientierung in Ausbildungsbetrieben der Region Kirchheim-Nürtingen Lehrstellen an Land und brachte Bewerber in Ausbildungsplätze. Bis Ende 2009 arbeitete Tobias Krause in der Arbeitsstellenvermittlung und Arbeitsförderung der Agentur Göppingen. Anschließend leitete er die Geschäftsstelle Backnang. „Dabei habe ich völlig neue Erfahrungen sammeln dürfen.“ Im Sommer 2010 kam er dann wieder nach Kirchheim zurück und leitete das Team des Arbeitgeberservices im Bereich Kirchheim-Nürtingen. Im Januar 2011 ging Tobias Krause für ein halbes Jahr in die Regionaldirektion nach Stuttgart, um mit einem Blick auf Baden-Württemberg zu sehen, wie andere Agenturen arbeiten.
Der neue Agenturleiter versteht sich als Netzwerker und Chef, der ein kooperatives Verhältnis mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern pflegt, um gemeinsam Ziele zu erreichen. Und deren gibt es etliche, selbst bei einer Arbeitslosenquote von nur 4,1 Prozent wie im Bereich Kirchheim. Da sind zum Beispiel die vielen freien Ausbildungsstellen quer durch alle Branchen, die es zu besetzen gilt. Da sind Jugendliche, die trotz sinkenden Einstellungskriterien nicht die entsprechende Reife mitbringen. Da sind Firmen, die händeringend Facharbeiter suchen, die selbst der geöffnete Ostmarkt nicht hergibt. Da sind die über 50-jährigen Arbeitslosen, die nicht von heute auf morgen vermittelt werden können, und deren Chancen, wieder in den ersten Arbeitsmarkt zu kommen, erst recht gegen
null tendieren „mit einem Sechser davor“. „Eine große Herausforderung für uns“, weiß der neue Agenturleiter aus Erfahrung. Dennoch stellte er erfreut fest, dass die Arbeitslosigkeit bei über 50-Jährigen zurückging und wertet dies als ein wichtiges Signal. „Arbeitgeber sind bereit, auch Bewerber mit 50 Plus einzustellen, weil sie deren Berufserfahrung schätzen.“
Tobias Krause sieht jetzt ebenso für schwächere Schüler Chancen, einen Ausbildungsplatz zu ergattern. „Die Firmen sind kompromissbereiter“, so seine Erfahrung. Und weil Facharbeiter gefragt sind, kommen Jugendliche mit einer abgeschlossenen Ausbildung in der Tasche innerhalb kürzester Zeit wieder unter.
Langzeitarbeitslosen rechnet Tobias Krause eine Chance aus, wenn es einen entsprechenden Bedarf auf dem Arbeitsmarkt gibt oder „wenn wir deren Defizite beheben können“. Hier erlebt der Agenturleiter nur einen „punktuellen Rückgang“.
„Themen, die uns zukünftig beschäftigen, würde ich gerne gemeinsam mit Arbeitgebern, Bildungsträgern, Stadtverwaltung und sozialen Einrichtungen angehen“, weist der neue Spitzenmann in einem entsprechenden Netzwerk der Arbeitsagentur Kirchheim weiterhin einen aktiven Part zu.
Auf die arbeitsmarktpolitische Großwetterlage angesprochen, meint Tobias Krause, eine Prognose sei zwar schwierig, doch gehe er von einem weiterhin stabilen Arbeitsmarkt in der Republik aus. Auch rechnet der Agenturleiter mit einer rückläufigen Arbeitslosenquote. „Es gibt keine Anzeichen, dass es mit der Wirtschaft wieder schnell nach unten geht“, ist Krause optimistisch.