Kirchheim. Die Vorgabe der erfolgreichen Premiere vor zwei Jahren war schon ungemein hoch. Die mit Spannung erwartete Neuauflage konnte aber doch eine neue spekta-
kuläre Marke setzen. 59 Arbeiten von 33 Künstlern spielten knapp über 12 000 Euro ein. Das zu schlagen wird künftig zweifellos sehr schwer fallen.
Eigentlich stimmte dieses Mal tatsächlich alles. Die Unsicherheiten einer Premiere waren nach den vor zwei Jahren gemachten guten Erfahrungen – und entsprechenden Modifikationen im Prozedere – kein Thema. Die fast schon voller Ungeduld nach moderaten Änderungen auf die Rampe geschobene Neuauflage war daher eigentlich kein Risiko.
Die aktuell von fast genau doppelt so vielen Kunstinteressenten wie im Vorjahr wahrgenommenen Vorbesichtigungstermine am vorangegangenen Donnerstag- und Freitagnachmittag waren dann auch ein vielversprechend gutes Zeichen für ein zu erwartendes Erfolgserlebnis zu Gunsten des Treffpunkts Alleinerziehend in Kirchheim (TRAM) und des Freundeskreises des Henriettenstifts. Entsprechend mutig fielen daher auch die Erfolgsprognosen aus.
Landschaftsarchitektin Marion Thiede, die dem versammelten Auktionspublikum zum Auftakt der gut besuchten Auktion im Kornhaus überzeugend versichert hatte, dass sie „überhaupt nichts mit Kunst“ zu tun habe, war aber schon vor Beginn der Benefiz-Auktion überzeugt davon, dass an diesem Abend garantiert „die 10 000 Euro-Marke geknackt wird“.
Als zweite Vorsitzende des „Freundeskreises Henriettenstift“ sprach die ehrenamtlich engagierte und ambitionierte Auktionskunst-Sammlerin deutlich aus, was ihre beiden Mitinitiatoren – Dr. Christoph Miller als Erster Vorsitzender und Bertl Zagst als erneut aktives Verbindungsglied der Kirchheimer und Nürtinger Kunstszene – wohl kaum zu hoffen wagten. Marion Thiede sollte freilich nicht nur recht bekommen, sondern wurde selbst von dem die 12 000 Euro-Hürde knapp überspringenden Ergebnis der Benefiz-Veranstaltung absolut überrascht, die schon beim zweiten Anlauf die Hürde zur Serienreife übersprungen hat.
Ihre heimliche Hoffnung, dass sich der enorme Aufwand der schon einmal durchgespielten Aktion bei der auf vielfachen Wunsch gerne gewährten Neuauflage verringern wird, war aber trügerisch und das wird wohl auch immer so bleiben.
Im Rahmen des Projekts „Künstler helfen Menschen“ gilt es schließlich immer wieder neu anzufragen, ob die „üblichen Verdächtigen“ einmal mehr bereit sind, sich zu beteiligen, und zudem neue Interessenten zu finden, die sich ebenfalls gerne in den Dienst der guten Sache stellen möchten.
Das längst schon erfolgreich in Angriff genommene Ziel des Freundeskreises des Henriettenstifts ist es, nicht zuletzt auch über in öffentlichen Räumen aufgehängte Bilder mit den Bewohnern ins Gespräch zu kommen, und gerade auch durch Arbeiten bekannter Kirchheimer Künstlerinnen und Künstler möglicherweise lange verborgene Erinnerungen wieder wecken zu können.
Zielsetzung der von den beiden mit blanker Hammergewalt unbarmherzig „zuschlagenden“ Auktionatoren – Andreas Kenner und Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker – war es, einerseits möglichst viel für die beiden begünstigten Organisationen zu tun, und andererseits auch dafür zu sorgen, dass interessante Arbeiten von Künstlern aus Kirchheim und der näheren Umgebung zu einem vertretbaren Preis an die Frau oder an den Mann gebracht werden können.
Neben einer unverkennbar die Handschrift Jürgen Macks Anfang der 90er Jahre tragenden – und wie Auktionator Kenner überzeugend vorrechnete wertsteigerungsmäßig weit über jedem aktuellen Zinssatz liegenden – Collage in Mischtechnik waren beispielsweise auch zwei bislang unbekannte Lithografien von Franz Frank auf der neben aktuellen Arbeiten unterschiedlichster Künstler aus der Region immer wieder mit absoluten Raritäten auftrumpfenden Werkliste zu finden.
Zu den vielen wertvollen Schätzen gehörten beispielsweise auch zwei aus dem Jahr 2004 stammende Mischtechniken ohne Titel des verstorbenen Kunstvereinsmitglieds Boba Cvorkov. Mit einem exklusiv nur im Rahmen dieser Auktion angebotenen Aquarell von Kirchheim aus dem Jahr 1979 und einer Radierung aus dem Jahr 1949 sorgten nicht zuletzt auch zwei Arbeiten des legendären Kirchheimer Künstlers Konrad Raum für Furore und reges Kaufinteresse.
Den größten Spagat zwischen vorab festgelegtem Mindestgebot schaffte eine Arbeit von Hannelore Weitbrecht, deren Ausstellung mit Papierobjekten und Installationen am gestrigen Sonntag endete. Ihr unter dem Titel „Zwischen den Zeilen“ angebotenes „Objekt zu Goethe“, das mit einem moderaten Einstiegspreis auf den von vielen kunstsinnigen Interessenten belebten Markt kam, wurde nach spannenden Intermezzi und sich gegenseitig in die Höhe treibender Geboten ein von Andreas Kenner garantierter „echter Goethe“ letztlich für das Dreifache des Mindestgebots verkauft.
Die geniale Idee der Benefizaktion wurde hier – leicht nachrechenbar – optimal in Szene gesetzt. Eine die Aktion unterstützende Künstlerin trennt sich hier zu einem schon als großzügige Spende zu verstehenden Betrag von einer ihrer Arbeiten. Das von ihr festgesetzte und als erhoffte Spendenvorgabe zu verstehende Mindestgebot wurde in diesem Idealfall nicht nur gehalten, sondern von den potenziellen Spendern auch rigoros in die Höhe getrieben.
Letztendlich konnte damit eine einzige Arbeit nicht nur ein für die gemachte Spende einigermaßen entschädigendes „Honorar“ erzielen, sondern zugleich auch eine Spende in gleicher Höhe für die beiden durch diese Benefizaktion begünstigten Einrichtungen „Förderkreis des Henriettenstifts“ und „Treffpunkt alleinerziehende Mütter – TRAM“ erwirtschaften.