Nürtinger Oberbürgermeister Otmar Heirich regt per Brief eine weitere Debatte im Kreistag über die Rückkehr zu NT an
Neuer Vorstoß für das frühere Autokennzeichen

Eine Delegation des Kreises Esslingen mit Landrat Heinz Eininger und dessen Vize Matthias Berg war kürzlich in Schwäbisch Gmünd. Ob sie sich vom Riesenerfolg der Wiedereinführung des Autokennzeichens GD überzeugen wollten? Sie hätten es auf jeden Fall gekonnt, auch wenn ihr Besuch primär der Landesgartenschau galt. Derweil gibt es einen neuen Vorstoß für NT.

Kreis Esslingen. Unternommen hat den Vorstoß Nürtingens Oberbürgermeister Otmar Heirich, der für den neuen Kreistag nicht mehr kandidiert hatte. Er richtete einen Brief an alle neuen Kreisräte und bat, das Comeback des alten Autokennzeichens, das für viele noch eine Identifikation mit ihrer Heimat bedeutet, nun doch zu ermöglichen. Darin bezieht er sich unter anderem darauf, dass mittlerweile 270 von theoretisch 380 möglichen alten Autokennzeichen wieder eingeführt seien – was fast eine Dreiviertelmehrheit ausmacht. Und selbst Kreistage, die wie Esslingen zunächst „Nein“ gesagt hätten, hätten ihre Position mittlerweile revidiert: Freudenstadt und Schwäbisch Hall, der Main-Tauber-Kreis und Rastatt. Und zuletzt Ludwigsburg. Rund um die einstige Residenz hatte das Kreisparlament im Mai den Weg für die Rückkehr des VAI frei gemacht.

Und das bedeutet auch: Nürtingen wäre der einzige Altkreis in der ganzen Region Stuttgart, in dem die Bürger nicht wählen können, ob sie das Autokennzeichen von vor der Verwaltungsreform des Jahres 1973 wieder zurückhaben möchten oder nicht. Ein aus Sicht der NT-Freunde rechtschaffen merkwürdiges Alleinstellungsmerkmal. Es stellt sich auch immer mehr heraus, dass das von Landrat Eininger immer wieder vorgetragene Argument, die Sache führe zu enormen Mehrkosten, wohl jeder Grundlage entbehrt. Der Ostalbkreis, Vorreiter in dieser Beziehung, hat zum Beispiel ein Jahr nach Wiedereinführung des GD aufgehört, Statistik zu führen. Aber laut Doris Forstenhäusler, der Leiterin des dortigen Straßenverkehrsamts, war sie auch so aussagekräftig genug: 13 376 Autos wurden binnen dieser zwölf Monate mit dem neuen alten Kennzeichen versehen. 2 306 davon trugen zuvor AA – und das riss kein Loch in die Ostalb-Kasse. Sondern im Gegenteil: „Wir hatten Zusatzeinnahmen von rund 91 000 Euro.“

Wird sich also der Esslinger Kreistag nunmehr erneut mit dem Thema befassen, nachdem er im Dezember 2012 dem NT eine schwere Abfuhr erteilt hatte? Damals schlugen sich ganze 15 Kreisräte auf die Seite Nürtingens.

„Bisher liegt uns noch kein Antrag vor“, sagte Peter Keck, Pressesprecher im Landratsamt, auf Anfrage. Paragraf 29 der Landkreisordnung sehe indes vor, dass ein Thema in der nächsten Sitzung behandelt werden müsse, wenn das ein Viertel des Gremiums verlange. Das wären 24 Räte.

Die Freien Wähler könnten das mit ihren 30 Sitzen also im Alleingang stemmen. Nürtingens Stimmenkönigin Claudia Grau will sich bei ersten Treffen im September in dieser Fraktion dafür einsetzen, aber noch nicht verraten, wie sie dann letztlich abstimme, wenn es zum Schwur kommen sollte: „Das werde ich intern besprechen.“ Eins lässt sie indes durchblicken: „Die Beratungsgrundlage hat sich seit dem ersten Beschluss verändert. Über die Erfahrungswerte anderer Landkreise kann man durchaus diskutieren.“

Ähnlich sieht das Thaddäus Kunzmann (CDU). Auch er will eine neue Debatte: „Aber ich weiß nicht, wie die Mehrheitsverhältnisse sind.“ Er habe vor, sich nach der Sommerpause erst einmal mit den Nürtinger Kreisräten zu besprechen. Denn ein Recht, etwas auf die Tagesordnung zu bringen, hat im Grunde jeder Kreisrat, auch wenn das Quorum nicht erreicht wird. Nur eben nicht sofort: „So eilig, dass es dazu eines Dringlichkeitsantrags bedarf, ist das dann doch nicht“, gibt sich der Christdemokrat gelassen.