Kirchheim. „Warum wird der Wald im Herbst bunt?“ Neugierig blicken die zwölf Dritt- und Viertklässler der Kirchheimer Freihof-Grundschule zu Elke Rimmele-Mohl, während sie zwischen großen Eichen, Linden und Buchen in der Nähe der Kirchheimer Bürgerseen auf ihrem selbst gebauten „Wald
sofa“ aus Ästen und Baumstämmen sitzen. „Die Natur weiß, wann die kalte Jahreszeit kommt. Dann lagern die Bäume das Grün ihrer Blätter in den Baumstämmen ein. Ist das Grün erst einmal verschwunden, kommt die bunte Farbenpracht“, erklärt die Försterin.
Elke Rimmele-Mohl, die beim Forstamt des Landkreises Esslingen in Kirchheim arbeitet, führt häufig Schulklassen durch die Wälder rund um die Teck und bringt ihnen die erstaunlichen Phänomene der Natur näher. „Es ist toll, wenn man Kinder dafür begeistern kann“, betont die 44-Jährige, die im Forstamt als einzige Frau mit forstwirtschaftlicher Ausbildung unter 23 Männern heraussticht. Neben den Waldführungen, die auch ihre männlichen Kollegen anbieten, unterstützt die Försterin die Revierleiter des Kreises bei unterschiedlichen forstbetrieblichen Arbeiten. So legt sie zum Beispiel fest, welche Bäume gefällt werden sollen, und hilft beim „Holz aufnehmen“. „Dabei erhält jeder Stamm eine Nummer, unter der die Baumart, die Länge, der Durchmesser und die Qualität erfasst werden“, informiert Elke Rimmele-Mohl. Anhand all dieser Informationen wird das Holz schließlich verkauft.
Die Försterin, die ihren Beruf mit Leib und Seele ausübt, hat aber noch weitere Aufgaben inne: Sie entscheidet darüber, ob Waldbesitzer zum Beispiel für die Wiederaufforstung ihres Areals Subventionen erhalten. Und ein Mal im Jahr organisiert sie die „Holzsubmission“: Dabei bringt das Forstamt die besten Hölzer des Kreises an einem bestimmten Ort zusammen, erstellt einen Katalog und versendet diesen an poten
zielle Kunden – was folgt, ist eine schriftliche Versteigerung des Holzes.
Vor 20 Jahren begann Elke Rimmele-Mohl in Rottenburg am Neckar das Studium der Forstwirtschaft. „Zuvor hatte ich einen kleinen Umweg eingeschlagen“, verrät sie schmunzelnd. In Tübingen studierte sie zunächst Politik und empirische Kulturwissenschaft – und bemerkte schnell, dass sie „etwas Habhafteres“ braucht. „Das habe ich jetzt gefunden“, unterstreicht die 44-Jährige, die in einem kleinen Weiler von der Natur umgeben im Landkreis Ludwigsburg aufwuchs. Auch ihr Vater, den sie oft in den Wald begleitete, war Förster. Nach dem Studium arbeitete Elke Rimmele-Mohl, die jetzt in Aichwald lebt, als Büroleiterin des Forstamts in Sindelfingen – auch hier hatte sie nur männliche Kollegen. Anschließend war sie als Forstamtsassistentin in Esslingen tätig. Seit fünf Jahren kümmert sie sich in der Teckstadt mit um Pflege und Bewirtschaftung der Wälder.
„Die Vielfalt ist das Schöne an meinem Beruf. Und es ist ein Privileg, draußen in der Natur sein zu dürfen. Das ist etwas Lebendiges, Echtes. Zum Beispiel mit Aktien zu handeln, wäre für mich nichts Reales“, sagt die 44-Jährige. „Noch nie“ hätten sich die anderen Förster negativ über ihre einzige weibliche Kollegin geäußert. „Ich fühle mich sehr wohl, wir sind ein gutes Team.“
Nie vergessen wird Elke Rimmele-Mohl aber das Praxisjahr, das sie während ihres Studiums absolvieren musste. „Wir haben Waldarbeitern geholfen und mussten auch mit der Motorsäge arbeiten. Das war ein schwieriges Jahr und eine sehr harte körperliche Arbeit.“ Diese Zeit brachte die Försterin dennoch tapfer zu Ende.
Durch Fernsehserien wie „Forsthaus Falkenau“ werde den Menschen zum Teil eine falsche Welt vorgegaukelt, gibt sie zu bedenken. „In diesem Beruf muss man es aushalten, bei jedem Wetter draußen zu sein und dreckig zurückzukommen“, weiß die 44-Jährige. „Es ist kein Stubenhocker-Beruf.“