Welcher Trainer hat sie nicht schon einmal aus der Mottenkiste gekramt? Die alte Binsenweisheit, wonach man mit Defense Spiele gewinnt. Seit Samstag ließe sich aus Kirchheimer Sicht ergänzen: Ohne Offense verliert man sie. Das Leistungsgefälle vom einen zum anderen Ende des Spielfeldes sticht im Moment ins Auge. Saisonweit liegen die Knights auf Platz vier der offensivstärksten Teams in der Pro A. In den vergangenen drei Spielen erzielten die Ritter im Schnitt allerdings nur klägliche 70 Punkte. Damit lassen sich Spiele selbst dann schwer gewinnen, wenn das Messer in der eigenen Hälfte zwischen den Zähnen steckt. So wie am Samstag.
Cool bleiben ist bekanntermaßen das Mantra von Kirchheims Coach Igor Perovic und von seinen Jungs erwartet er offenbar dasselbe. Eine heraufziehende Offensiv-Krise jedenfalls raubt Perovic des nächtens nicht den Schlaf. „Wir müssen wieder besser treffen,“ lautet seine schlichte Analyse. „Das ist alles.“ Soll heißen: nix passiert. Was schwer zu widerlegen ist. Ob es nach dem 10. April für Kirchheim mit den Play-offs weitergeht, entscheiden noch immer die Knights und sonst keiner. Mit zwei Punkten in Hagen und einer Trierer Niederlage am Mittwoch in Tübingen wäre das Thema durch gewesen. So braucht die Perovic-Truppe aus den verbleibenden drei Spielen noch zwei Siege, um auf der sicheren Seite zu sein. Allerdings nur dann, sollte Verfolger Trier alle seine sechs noch ausstehenden Begegnungen gewinnen. Dann wären beide Mannschaften punktgleich und der direkte Vergleich griffe zugunsten der Knights.
Nicht auszuschließen, aber eher unwahrscheinlich, zumal auf diesem langen Weg der Römerstädter noch Gegner wie Rostock und Bremerhaven lauern. Allerdings wird die Zielgerade auch für die Knights zu keinem Terrain für Spaziergänge. Mit Bremerhaven am Samstag und Leverkusen eine Woche später warten zwei Schwergewichte. Damit ist nicht auszuschließen, dass es am letzten Spieltag zuhause gegen Karlsruhe zu einem echten Endspiel um die Play-offs kommt. Was für Kirchheim spricht: Neun Heimsiege in Folge. Die letzte Niederlage in eigener Halle datiert vom 5. Dezember vergangenen Jahres. Da gab es ein 73:85 gegen Schwenningen. „Ich schaue nicht auf die Tabelle,“ sagt deshalb Knights-Sportchef Chris Schmidt. „Wir haben noch zwei Heimspiele und allen Grund, unsere Serie auszubauen.“
Dabei wäre es allerdings wichtig, mit dem Besten auflaufen zu können, das der Kader derzeit hergibt. Andreas Kronhardt ist vor allem gegen großgewachsene Gegner wie Bremerhaven und Leverkusen kaum zu ersetzen. Auch wenn Max Mahoney, der am Samstag in Hagen sein zweites Double-Double in dieser Saison erzielte, an beiden Enden des Feldes zurzeit der überragende Mann bei den Kirchheimern ist. Kronhardt musste am Samstag wegen einer Schulterprellung, die er sich im Training zugezogen hat, passen. Ob es für Samstag reicht, ist fraglich. „Andi wäre enorm wichtig für uns,“ sagt sein Trainer. Falls nicht müssen es andere richten: Till Pape beispielsweise, der an Bremerhaven trotz Niederlage zuletzt beste Erinnerungen knüpft. Im Hinspiel war er mit 13 Punkten und zehn Rebounds einer der Lichtblicke auf Seiten der Knights.