Susanne Jakob blickt auf ihre ersten hundert Tage als Bürgermeisterin von Holzmaden zurück
Noch immer in Holzmaden verliebt

Nach hundert Tagen als Oberhaupt der Urweltgemeinde zieht Susanne Jakob eine erste Bilanz. In ihre neue Rolle hat sie sich gut eingefunden. Besonders von der Herzlichkeit der Holzmadener war sie positiv überrascht.

Holzmaden. Susanne Jakob ist 29 Jahre jung und weiblich. Damit erfüllt sie nicht gerade das Klischee vom schwäbischen Bürgermeister. Dennoch ist die ehemalige Naberner Ortsvorsteherin im Februar auf Anhieb gegen vier Konkurrenten gewählt worden und trat im April offiziell die Nachfolge von Jürgen Riehle in Holzmaden an. Damit ist sie die jüngste Frau an der Spitze eines Rathauses im Verbreitungsgebiet des Teckboten.

Der Wahlabend ist ihr auch Monate später noch sehr präsent. „Das war ein ganz besonderer Tag. Ich war natürlich sehr angespannt“, erinnert sie sich. „Es war ein seltsames Gefühl, der Dinge harren zu müssen und nach dem Wahlkampf das Heft nicht mehr in der Hand zu haben“, sagt sie. Als ihr Vorgänger Jürgen Riehle um 18.32 Uhr das Wahlergebnis verkündete, war sie noch keine fünf Minuten im Raum. Mit 67,5 Prozent aller Stimmen schenkten ihr mehr als zwei Drittel der Holzmadener ihre Stimme und ihr Vertrauen. „Nervlich möchte ich so etwas nicht oft erleben müssen – auch wenn mich das Ergebnis natürlich sehr gefreut hat“, strahlt die gebürtige Heilbronnerin über ihren Erfolg.

An ihrem neuen Arbeitsplatz, dem Holzmadener Rathaus, hat sich Susanne Jakob nicht zuletzt durch Riehles ordentliche Amtsübergabe gut eingefunden. Sie habe ein sehr aufgeräumtes Feld von ihm übernommen, betont sie. Durch ihre Haus-zu-Haus-Touren im Wahlkampf kannte sie bereits viele der Themen, Gesichter und Geschichten der Urweltgemeinde, die ihr in ihren ersten hundert Tagen im Amt wieder begegneten. „Besonders überrascht hat mich aber vor allem die Herzlichkeit, mit der die Holzmadener mich im Amt empfangen haben“, sagt Jakob.

Dasselbe gelte uneingeschränkt auch für den Gemeinderat und die Verwaltung. Auf ihrem Schreibtisch im Rathaus blühen weiße Orchideen – ein Geschenk ihres Rathaus-Teams. „Ich habe hier eine tolle Mannschaft, auf die ich mich verlassen kann. Die Damen haben alle viel Erfahrung“, lobt sie. Auch der Gemeinderat habe ihr den Einstieg leicht gemacht. „Den guten persönlichen Umgang und das positive Miteinander im Gremium schätze ich sehr.“ Sie freut sich bereits auf die Zusammenarbeit mit dem neuen Gemeinderat. „Wir haben in Holzmaden beste Voraussetzungen, um gute Ergebnisse hervorzubringen. Jugend und Alter, Erfahrung und neue Ideen – alles, was die Kommunalpolitik interessant und spannend macht.“ Sehr erfreut zeigt sie sich auch über die Unterstützung als „Neue“, die sie von den Bürgermeisterkollegen und vor allem ihrem Amtsvorgänger erfahren hat.

All dies trägt dazu bei, dass Susanne Jakob auch Monate später ihre Aussage bei der Kandidatenvorstellung guten Gewissens bestätigen kann und noch immer in Holzmaden verliebt ist. Ihren Wohnort von Nabern dorthin zu verlegen, ist ihr aber noch nicht gelungen. „Ich habe einerseits das passende Plätzchen noch nicht gefunden“, sagt sie. „Ich bin andererseits aber jemand, der gerne einen Schritt nach dem anderen macht und möchte mir erst noch Zeit nehmen, um fachlich richtig Fuß zu fassen.“

Jakobs erste Bilanz nach hundert Tagen im Amt fällt positiv aus. „Es wäre schlimm, wenn ich nach hundert Tagen noch gar nichts bewegt hätte – schlimmer wäre aber, ich hätte schon etwas vermasselt“, sagt die Bürgermeisterin selbstbewusst. Eine Handvoll wichtiger Themen konnte in ihrer bisherigen Amtszeit bereits erfolgreich angegangen oder vorangebracht werden: „Bei der Gemeinschaftsschuppenanlage ist die Gemeinde einen großen Schritt weitergekommen. Was die Akustik in der Gemeindehalle betrifft, sind wir mittlerweile auch auf einem guten Weg“, zählt sie auf. Die Sanierung des Vereinszimmers in der Holzmadener Grundschule schreite ebenfalls gut voran. „Natürlich gibt es im Tagesgeschäft einer Bürgermeisterin auch aktuelle Entwicklungen, die einen einholen“, fügt sie hinzu. Als Beispiel nennt sie das Thema Asyl und Sammelunterkunft, das letzte Woche in Holzmaden diskutiert wurde, und nicht nur Holzmaden, sondern das gesamte Kreisgebiet betrifft.

Ihre Prioritätenliste unterscheide sich nach hundert Tagen dennoch nicht allzu sehr von ihrem Wahlprogramm, sagt die 29-Jährige. Eines der Ziele, die sich Jakob für die Zukunft gesteckt hat, ist nach wie vor das Thema Dorfentwicklung. „Nahversorgung und Wohnen für Ältere sind wichtige Bereiche, denen ich meine Aufmerksamkeit widmen möchte“, erklärt sie. Auch Themen wie die Parkplatzproblematik in der Holzmadener Ortsmitte und die bauliche Entwicklung darf man ihrer Ansicht nach nicht aus den Augen verlieren. „Da gibt es durchaus einige Themen, die noch zu wälzen sind.“

Auch privat ist Susanne Jakob glücklich, wie sie verrät. Es sei zwar nicht immer leicht, da ihr Beruf häufig auch dann stattfinde, wenn andere Feierabend haben. „Man nimmt oft etwas mit nach Hause“, gibt sie zu. Ihre Familie, ihr Partner und ihr privater Freundeskreis geben ihr Rückhalt und Unterstützung, erzählt Jakob. Gerne geht sie zum Ausgleich Joggen – „am liebsten morgens und mit Musik auf den Ohren“. Außerdem ist sie Mitglied im Reitverein Weilheim.

Momente, in denen sie sich das Leben als Bürgermeisterin anders vorgestellt hat, gab es bisher nicht. Mit einem FH-Studium in Ludwigsburg, einem berufsbegleitenden Studium als Wirtschaftsförderin, ihrer mehrjährigen Erfahrung als Hauptamtsleiterin der Gemeinde Eberstadt im Kreis Heilbronn und als Ortsvorsteherin der Ortschaft Nabern sieht Jakob sich für ihre Aufgabe bestens gerüstet.

„Wenn man etwas will, muss man es auch sagen“, erklärt sie. „Ich wollte Bürgermeisterin werden und bin glücklich darüber, dass es in meiner Wunschgemeinde Holzmaden geklappt hat.“ Die 29-Jährige ist zuversichtlich, ihre Aufgaben meistern zu können. „Als Frau in die Kommunalpolitik gegangen zu sein, habe ich nie als Nachteil empfunden“, betont Jakob. „Ich blicke den künftigen Herausforderungen gelassen entgegen.“