Man kann sich streiten: War das nun die reifste Leistung der Kirchheimer Mannschaft in dieser Saison? Ganz sicher war es der Beweis, dass das Vertrauen in die eigenen Möglichkeiten intakt ist. Der Trierer Start am Samstag in Kirchheim jedenfalls glich einer Heimsuchung. Acht Distanzversuche, acht Treffer, die meisten davon aus der Kategorie „kann - muss aber nicht.“ Es gibt Gegner, die packen bei solchen Gelegenheiten ihre sieben Sachen vorzeitig ein und ziehen sich in die Schmollecke zurück. Kirchheim hat einen Gang höher geschaltet und klargestellt: mit uns nicht!
Den Zuschauern - so sie denn dort gewesen wären - hätte das wohl lauthals gefallen. So blieb es vergleichsweise still und die Genugtuung fast einzig Igor Perovic vorbehalten. Und der neigt, wie man weiß, nicht unbedingt zu Temperamentsausbrüchen. Spiel gedreht, der erste Heimsieg überhaupt gegen eine Trierer Mannschaft, den direkten Vergleich gegen einen Konkurrenten im Kampf um die Play-offs eindrucksvoll erobert - und was macht Kirchheims Headcoach? Er lobt den Gegner. „Trier ist mit dieser Mannschaft ein klarer Kandidat für die Play-offs“, lässt Perovic verlauten. Im wahren Leben sind die Römerstädter Tabellenneunter. Nach aktueller Lesart würde das im Umkehrschluss bedeuten: Weiter oben hängt einer zu viel am Seil.
Für Chris Schmidt steht fest: Wir sind es nicht. „Unser Ziel ist nicht, Achter zu werden“, erklärt der Geschäftsführer der Knights die Zurückhaltung für beendet. Obwohl mit Leverkusen und Bremerhaven noch zwei dicke Brocken im Weg liegen und auch Hagen und Karlsruhe zurzeit alles andere als Laufkundschaft sind. Wie viele Fehltritte in den verbleibenden vier Spielen lässlich sind? Schwer zu sagen, nachdem die Tabelle weiterhin schief hängt. Der Achte Bremerhaven ist noch immer sechs Spiele in Verzug. Die Frage wird sein, wie das Team von Michael Mai die Belastung von zehn Begegnungen innerhalb von vier Wochen wegstecken wird. Leverkusen ist seit vier Partien ungeschlagen, hat zu Hause bisher erst einmal verloren und das gegen Jena. Für Schmidt der schwerste der vier Gegner. Gleichzeitig ist das Bayer-Team das einzige unter den schärfsten Konkurrenten, gegen das der direkte Vergleich - nüchtern betrachtet - greifbar ist. Das Hinspiel in der Sporthalle Stadtmitte gewannen die Knights mit 17 Punkten Differenz.
Was Bremerhaven fehlt, haben die Artland Dragons zu viel: Das Team aus Quakenbrück hat als einziges der acht vorderen nur noch drei Versuche. Doch die haben es mit Trier, Jena und Tübingen in sich. Für Knights-Coach Igor Perovic sind die Drachen aus dem Artland die Mannschaft mit dem schwersten Restprogramm. Schwer ist aus Kirchheimer Sicht zurzeit ein dehnbarer Begriff. Die Kirchheimer Defensive, die den Trierern am Samstag nach der Halbzeitpause fast sechs Minuten lang keinen einzigen Punkterfolg gestattete, kann für jeden Gegner zum ernsthaften Problem werden. Im Gegenzug nimmt man in Kauf, dass offensive Leerlaufphasen es immer wieder verhindern, den Sack beizeiten zuzumachen. „Dass die Defensive in dieser Saison unser Rückgrat sein würde, wussten wir“, sagt Chris Schmidt. „Ich feiere einen Defensiv-Stopp immer mehr als jeden Scorer.“ Oder knapper gesagt: Man kann nicht alles haben.