Die Dettinger Firma Schneider Form feiert 50-jähriges Jubiläum – Richtungsweisende Entwicklungen im Formenbau
Obstwiese erweist sich als überaus fruchtbar

Im Jahr 1961 gründete Dr. Peter Schneider in Dettingen das Unternehmen Schneider Form. Damit legte er den Grundstein für eine Firma, die mit richtungsweisenden Entwicklungen im Formenbau Geschichte schrieb.

Dettingen. „Als mein Vater, Dr. Peter Schneider, am 21. Oktober 1961 ein Grundstück mit einer Größe von über 20 000 Quadratmetern in Dettingen erwarb, um dort ein Unternehmen mit zwölf Mitarbeitern zu gründen, wurde er – milde gesagt – ungläubig belächelt“, erzählt Dr. Louis Schneider, Inhaber des Dettinger Unternehmens Schneider Form. Die Obstwiese von einst habe sich jedoch als überaus fruchtbar erwiesen: In den folgenden Jahren erarbeitete sich das Unternehmen nicht nur einen guten Ruf – es schrieb auch Geschichte im Formenbau.

So entwickelte sich aus dem Unternehmen schnell ein großer Betrieb. Ebenso schnell wurden Formen aus dem Hause Schneider zu einem Begriff in der Fachwelt. Für Furore sorgte in den Anfangsjahren unter anderem die Entwicklung der Pressform für den weltweit ersten Stuhl aus Kunststoff. Nachdem der Möbelhersteller Bofinger mit seinen Plänen für den aus Kunststoff gepressten Stuhl in Dettingen vorsprach, wurde mit schwäbischem Tüftlergeist das zunächst als spleenig verrufene Vorhaben realisiert. Der „Bofinger-Stuhl“ jedoch stellte sich als bahnbrechend heraus, da er ohne jede Handarbeit in nur vier Minuten auf einer Presse hergestellt werden konnte. „Der Stuhl war ein richtiger Paukenschlag. Von diesem Zeitpunkt an waren wir bekannt im Formenbau“, sagt Louis Schneider stolz.

In den darauffolgenden Jahren entwickelte Schneider Form eine weitere Reihe von Innovationen: So kam zum Beispiel 1974 eine Spritzgießform für Flaschenkästen auf den Markt. Das Unternehmen machte aber auch 1981 von sich reden, als es die Spritzgießwerkzeuge für das weltweit erste Fahrrad aus Kunststoff entwickelte und herstellte. Heute spricht Louis Schneider schmunzelnd von „kuriosen Sachen“, die man damals produziert habe. Doch das Unternehmen blieb durch die auffälligen Kreationen stets im Gespräch.

Im Laufe der Jahre ist Schneider Form dann immer mehr in die Automobilbranche vorgedrungen. „Sie generiert die komplexesten Formen. Hier sind die Anforderungen am höchsten“, weiß Louis Schneider. So stellte das Dettinger Unternehmen in den 90er-Jahren die weltweit erste Spritzgusskarosserie für den Smart her. „Das war ein ganz großer Meilenstein.“ 2007 folgte das Werkzeug für das Kotflügelmodul des BMW X5. Auch hier seien die Anforderungen „wahnsinnig groß“ gewesen, betont der Unternehmer.

Mittlerweile liegt der Schwerpunkt von Schneider Form im Formenbau für die Automobilbranche. Weltweit erhält das Unternehmen, das neben dem Standort in Dettingen über ein Werk in Portugal sowie Vertriebsbüros in England und China verfügt, Aufträge von Automobilherstellern. „In der Automobilbranche leben wir von der Modellvielfalt. Denn für jedes Modell braucht man neue Formen“, erklärt Louis Schneider, der vor 21 Jahren die Aufgabe übernahm, die „ehemalige Obstwiese“ in Dettingen zu bewirtschaften. Insgesamt gehören seinem Unternehmen 300 Mitarbeiter an – davon sind knapp 190 in Dettingen beschäftigt.

2011 ist für Schneider Form nicht nur wegen des Jubiläums ein erfreuliches Jahr – auch wirtschaftlich geht es der Firma bestens, freut sich Louis Schneider. So konnten heuer fünf Millionen ­Euro in neue Maschinen investiert werden. In der 50-jährigen Geschichte des Unternehmens gab es aber auch immer wieder schwierige Zeiten, fügt Louis Schneider hinzu. Am heftigsten traf das Unternehmen ein branchenweiter Einbruch im Druckgussbereich vor fünf Jahren. „In dieser Abteilung waren wir damals nahezu ohne Arbeit. Zum ersten Mal mussten wir Mitarbeiter entlassen“, erinnert sich Louis Schneider. „Das war sehr schmerzhaft.“ Die jüngste Finanz- und Wirtschaftskrise ist an Schneider Form hingegen ohne größere Prob­leme vorübergegangen. „Wir haben die Krise zwar schon zu spüren bekommen, aber wir hatten keine Kurzarbeit.“

Das Erfolgsrezept von Schneider Form sei die stetige Weiterentwicklung einer Idee, betont der Unternehmer. „Wir suchen immer wieder neue Herausforderungen.“ Außerdem sei eine personelle Kontinuität sowohl in der Unternehmensführung als auch bei den Mitarbeitern ein wichtiger Baustein. „Nur so können wir auf das vorhandene Know-how aufbauen und es weiterentwickeln.“ Aber auch die Motivation der Mitarbeiter und die Identifikation mit dem Unternehmen hätten dabei geholfen, „uns so erfolgreich zu machen“.