Andreas Volz
Kirchheim. Leinwand, Stühle, Kassenhäuschen, Plakate – alles ist abgebaut, abgehängt und eingemottet. Allenfalls ein paar Palmen warteten diese Woche noch darauf, von ihren Besitzern abgeholt zu werden. Das „Einmotten“ ist für Reimund Fischer immerhin ein Punkt, der positiv in seiner Bilanz für 2014 verzeichnet ist: In Ötlingen hat er den lange gesuchten Lagerraum gefunden, in einer ehemaligen Produktionshalle.
Mit den Zuschauerzahlen hat er ausgesprochen knapp sein angepeiltes Minimum von 10 000 erreicht. „Es waren ganz genau 10 028. Viel ist das nicht, viel sind 16 000. Aber für das Wetter, das wir hatten, sind 10 028 trotzdem gut“, stellt Reimund Fischer fest und zeigt damit, dass er einfach kein Talent zum Pessimismus hat.
Nicht anders ist das bei der finanziellen Bilanz. Da gewährt er im Pressegespräch zumindest einen Einblick in seine Ausgabenseite: „Der Fixkostenblock ist immer da. Egal, ob das Wetter gut oder schlecht ist. Da fragt keiner nach, die wollen alle ihr Geld.“ Aber auch hier zeigt Reimund Fischer Verständnis. Wenn jemand für seine erbrachte Leistung Geld verlangt, sei das „richtig so und legitim“.
Dass es gewisse Fixkosten geben muss – sei es für Personal, Wasser, Strom oder Toiletten –, leuchtet sicher jedem ein. Es gibt aber auch branchentypische Kosten, an die nicht jeder gleich denkt. Der Filmverleih verlange nämlich seinen Anteil an den Einnahmen, erzählt Reimund Fischer. Je nach Film und Filmverleih liege dieser Anteil zwischen 38 und 48 Prozent des Preises einer Eintrittskarte.
Das Wetterrisiko trägt Reimund Fischer bei dieser Rechnung aber ganz allein: „Es gibt eine Mindestgarantie.“ Auch wenn sich das größte Unwetter über dem Martinskirchplatz austobt und deshalb selbst der beste Film keine 50 Zuschauer anzulocken vermag, zahlt der Kinobetreiber zwischen 500 und 1 000 Euro als Mindestpauschale an den Filmverleih. Es kann also – wetterbedingt – durchaus Abende geben, an denen es aus betriebswirtschaftlicher Sicht besser wäre, erst gar keinen Film zu zeigen.
Doch auch an diesem Punkt kommt wieder Reimund Fischers unerschütterlicher Optimismus durch: „Ich weine nicht groß drüber, weil das Wetter dieses Jahr nicht so gut war. Das ist halt so, c’est la vie! 2014 ist rum, das ist erledigt. Jetzt heißt es: Neues Jahr, neues Glück, neuer Spaß. Jetzt beginnt das Jahr 2015, und ich freu‘ mich schon drauf.“
Der Spaßfaktor sei beim Sommernachtskino immer vorhanden – auch für den Betreiber und auch in einem verregneten Sommer. Das treue Publikum gebe ihm sehr viel zurück. Teilweise bringen die Leute kleine Geschenke und Aufmerksamkeiten für ihn und seine Mitarbeiter, teilweise sprechen sie ihm Lob oder auch Mitgefühl aus. Viele würden ihm im Lauf der Open-Air-Wochen die Hände schütteln und sagen: „Das ist toll, was Sie hier machen“ oder auch: „Das mit dem Wetter tut uns so leid für Sie“. Das sind dann die Momente, in denen es sich für Reimund Fischer lohnt, mit seinem Sommernachtskino in Kirchheim Wind und Wetter zu trotzen. Auch von seinen Sponsoren hat er schon viel an positiver Rückmeldung bekommen. Sie haben bereits signalisiert, dass sie im nächsten Jahr wieder dabei sein wollen.
Der Termin für nächstes Jahr steht übrigens schon fest. Wer also gerne langfristig plant, was Sommer, Urlaub und Kino betrifft, kann ihn sich jetzt vormerken: Das Kirchheimer Sommernachtskino 2015 beginnt am Donnerstag, 13. August, und endet am Sonntag, 6. September. 2016 gibt es, bedingt durchs Schaltjahr, eine Verschiebung um weitere zwei Tage: Dann startet das Sommernachtskino am Donnerstag, 11. August, und dauert bis Sonntag, 4. September.
Welche Filme 2015 zu sehen sind, beginnt sich demnächst herauszukristallisieren. Derzeit trifft sich die Branche in Leipzig zur Filmkunstmesse. Regisseure und Schauspieler von Rang und Namen kommen nach Sachsen, um ihre neuesten Werke zu bewerben. Für die Macher des Sommernachtskinos ist es wichtig, jetzt schon in Leipzig die Weichen für das kommende Jahr zu stellen.
Einen Programmpunkt, vielleicht sogar mehrere, werden sie auf der Messe aber eher nicht finden. Reimund Fischer möchte nämlich mit lokalen Kulturanbietern zusammenarbeiten, mit Orchestern, Chören oder Musikvereinen: „Wer im nächsten Sommer eine Open-Air-Veranstaltung plant, dem bieten wir den Platz, das Ambiente und die Vermarktung.“ Wer also Interesse daran hat, sein Konzert oder seine Theater-Aufführung – ohne Aufwand für die „Location“ – über die Bühne zu bringen, kann jederzeit mit Reimund Fischer Kontakt aufnehmen. Das gilt auch für diejenigen, die als Sponsor mit von der Partie sein wollen oder als Kulturpate. Zu erreichen ist Reimund Fischer unter der Telefonnummer 01 60/97 21 60 56.