Owen. „Prospect des uralten Schloßes Teck bey Kirchheim“ lautet die Unterschrift unter einem Bild, das sich in der 1752 veröffentlichten
Rolf Götz
„Historischen Beschreibung des Herzogthums Würtemberg“ des herzoglichen Archivars und Geschichtsschreibers Christian Friedrich Sattler findet – und bis in die jüngste Zeit wurde dieses Bild als historische Ansicht der Burg Teck kolportiert, so etwa noch in dem vom Schwäbischen Albverein herausgegebenen und von Ernst Waldemar Bauer verfassten Bild- und Textband „Hinter der blauen Mauer“ aus dem Jahre 1993 oder auf einer jüngst im Innenhof der Teckruine aufgestellten Informationstafel.
Dabei hatte bereits 1891 der Owener Stadtpfarrer Eduard Hochstetter darauf hingewiesen, dass dieses Bild auf das sogenannte Owener „Pestbild“ von 1542 zurückgeht, das einst über einem Opferstock der Owener Marienkirche hing, dann 1884 am Eingang in den Chor aufgehängt wurde, später im Besprechungsraum des Owener Pfarrhauses zu sehen war und das jetzt im Owener Geschichtshaus ausgestellt ist. Es zeigt im Hintergrund das Stadtbild von Owen, wobei am Stadttor das Owener Stadtwappen zu erkennen ist.
Den Mittelpunkt des Bildes bildet aber eine Allegorie auf das Gleichnis vom reichen Mann und armen Lazarus (Lukas 16, 19 bis 31), wie auch die Bildunterschrift belegt: „Vatter Abraham, sende Lazarum, das er mir das auswendigst thail in das waßer tauche, und labe meine zunge, dan ich wirdt sehr peiniget in diesen flammen.“ Links oben im Bild liegt der reiche Mann auf einem Ruhebett, im Vordergrund links und rechts sind Sieche, zum Teil mit Krücken, zu erkennen, in der Mitte eine Bürgersfrau, die aus der Stadt kommt und Wein und Brot spendet. Die Bildmitte bildet ein Opferstock mit Schloss und eisernen Bändern. Wohlhabende Bürger könnten mit dem Bild zum Einlegen von Spenden in den Opferstock ermuntert worden sein, damit sie nicht das Los des reichen Mannes in der Hölle treffen möge.
Diese Stadtansicht versetzte ein unbekannter Maler im 17. oder 18. Jahrhundert in einem auf Leinwand gemalten Ölbild auf einen Berg, sodass die Meinung aufkam, das Bild zeige die Burg Teck – wo doch allgemein bekannt gewesen sein muss, dass die Burg 1525 in Brand gesteckt worden war.
Dieses Bild wurde dann zur Vorlage für den Kupferstich von 1752. Im 19. Jahrhundert war das Bild ebenso wie das sogenannte Pestbild in der Marienkirche aufgehängt, und zwar an der zweiten südlichen Arkadensäule. Und alle, die das Bild beschrieben, hatten keine Zweifel, dass es sich um ein altes Bild der Herzogsburg handelte.
Aber immerhin vermerkte 1864 der Gutenberger Pfarrer Eduard Friedrich Hochstetter verwundert, dass die Herzogsburg „nach dem alten Bilde in der Kirche einer Stadt ähnlich sah“. Aber selbst der „Teckbote“ führte von 1832 an – also schon im „Wochenblatt für den Oberamtsbezirk Kirchheim“, das vor 180 Jahren, am 20. Januar 1832, erstmals erschien – das vermeintliche Bild der alten Herzogsburg in seinem Logo, bis es dann in den 1920er-Jahren auf der Titelseite des „Teckboten“ vom 1889 erbauten Teckturm abgelöst wurde.
So gesehen, zierte das Bild der Stadt Owen fast hundert Jahre lang versehentlich den Kopf der Kirchheimer Zeitung.