Nach 29 Jahren als Chef-Anästhesist des Nürtinger Kreiskrankenhauses wurde Dr. Jürgen Welter in den Ruhestand verabschiedet
Patienten jahrzehntelang in Tiefschlaf versetzt

Seit 1982 war Dr. Jürgen Welter Chefarzt der Anästhesie am Nürtinger Kreiskrankenhaus. Viele Neuerungen gingen auf sein Konto. Am Montagabend gab es zu Welters Ehren im Festsaal des neuen Nürtinger Klinikums eine Feier anlässlich seines bevorstehenden Ruhestandes.

Nürtingen. Der Übergang vom Berufsleben in den Ruhestand fällt nicht jedem leicht. Doch Dr. Jürgen Welter ist sich sicher: „Langweilig wird es mir nicht.“ Die Bereitschaft zur Veränderung bescheinigte denn auch Landrat Heinz Eininger Dr. Welter, dessen Zeit als Chefarzt der Anästhesie in Nürtingen 1982 begann – mit gerade einmal 35 Jahren. „Er hat jahrzehntelang Tausende Patienten in den Tiefschlaf versetzt“, brachte Eininger augenzwinkernd Welters Tätigkeit auf den knappen Nenner, und bescheinigte dem scheidenden Anästhesisten ein ausgesprochenes Streben nach Harmonie – „keine leichte Aufgabe“. Zwischen den vier Ecken Wirtschaftlichkeit, medizinische Qualität, Patientenwohl und gute Arbeitsbedingungen müsse man immer wieder vermitteln. „Ohne Sie wird die Kreisklinik ein anderes Gesicht haben, denn Sie haben vor allem die Nürtinger Klinik mitgeprägt“, sagte Eininger.

Eine Charakterisierung des Anästhesisten nahm die Handchirurgin Dr. Christa Ludwig vor. Es gebe neben dem Herrscher auch den reinen Dienstleister. Den Katastrophenmediziner mit virtuellem Blaulicht auf dem Kopf und den Bedenkenträger, der ständig um das Leben des Patienten fürchte. „Jürgen Welter war, wie es sein soll, eine gute Mischung“, sagte sie.

„Sie können mit großem Stolz auf das zurückblicken, was Sie hier geschaffen haben und nun in andere Hände legen“, sagte Klinikleiter Norbert Nadler. Werte wie Höflichkeit, Anerkennung und Respekt, das stetige Bemühen um Ausgleich und Befriedung, die Unterstützung von Mitarbeitern in schwierigen Situationen – all dies habe Dr. Jürgen Welter ausgezeichnet.

„Wenn Sie doch freundlicherweise. . .“, sei eine typische Redewendung Welters und durchaus als Pendant zu der freundlichen Weise zu sehen, die ihm eigen ist, beschrieb Dr. Rüdiger Sommer den scheidenden Kollegen. Welter habe die Anästhesie-Abteilung um die Aktivitäten Schmerztherapie, Schmerzambulanz und die Aufnahme stationärer Schmerzpatienten erweitert. Entscheidend sei auch seine Initiative zur Einrichtung der Abteilung Hand- und Plastische Chirurgie gewesen. Sorgen bereitete Sommer der Ärztemangel.

Auch Dr. Jürgen Welter blickte auf die vergangenen 29 Jahre zurück. Selbstverständliches wie die Einrichtung eines Aufwachraums oder die verantwortliche Leitung der operativen Intensivstation sei damals teils mit Erstaunen wahrgenommen worden. Sein Dank galt dem Pflegepersonal, das allen Neuerungen gegenüber sehr aufgeschlossen gewesen sei. Die Veränderungen im Gesundheitswesen streifte er ebenso wie die Umstrukturierung des Nürtinger Klinikums.