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Altes Lager auf eigene Faust erforschen

Geschichte Der Journalist Joachim Lenk hat eine Gebäude- und Straßenkarte über die ehemalige Soldatensiedlung in Münsingen erstellt. Das Albgut können die Besucher jetzt selbst erkunden. Von Anneliese Lieb

Die neue Gebäudekarte über das „Alte Lager“ in Münsingen hilft den Besuchern, sich zurechtzufinden.
Die neue Gebäudekarte über das „Alte Lager“ in Münsingen hilft den Besuchern, sich zurechtzufinden.

Wer zum ersten Mal das Albgut besucht, kommt ins Staunen“, sagt Joachim Lenk. Der Münsinger Journalist und Kenner des ehemaligen Truppenübungsplatzes sowie der Soldatensiedlung hat in Ergänzung zur militärhistorischen Freizeit- und Wanderkarte über den ehemaligen Truppenübungsplatz Münsingen jetzt eine Gebäude- und Straßenkarte über die angrenzende Soldatensiedlung „Altes Lager“ erstellt. Ein informativer Begleiter durch das „Alte Lager“.

Autor Joachim Lenk kennt das „Alte Lager“ schon sehr lange und hat sich intensiv mit der Geschichte beschäftigt. Sein Buch über den Schießplatz, („Letzter Appell in Schwäbisch Sibirien“) gibt umfassend Auskunft. Aktuell schreibt er über das Alte Lager („Baracken, Bataillone und Bâtiments“). Auch dies wird er zusammen mit dem Münsinger Grafiker und Verleger Wolfgang Wiedemann im Herbst herausbringen.

Als der ehemalige Münsinger Nudelfabrikant zusammen mit seiner Ehefrau Annegret das „Alte Lager“ übernommen hat, waren eine ganze Reihe Gebäude sanierungsbedürftig. Heute stehen auf dem als Kulturdenkmal ausgewiesenen Gelände, das rund 72 Hektar groß ist, noch knapp 150 Gebäude. Die ehemalige Truppenunterkunft wurde Ende des 19. Jahrhunderts gebaut, um den Männern des XIII. Königlich Württembergischen Armeekorps nach getaner Feldausbildung auf dem angrenzenden Schießplatz ein Dach über dem Kopf zu bieten. Davon profitierten in der Folgezeit weitere Generationen von Soldaten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg konfiszierte die französische Armee die militärische Liegenschaft. 1992 wurde die Bundeswehr neuer Eigentümer, die das „Alte Lager“ bis Ende 2005 nutzte. Zehn Jahre später erwarb Franz Tress die einstige Soldatensiedlung, die er in den nächsten Jahren sukzessive „zu einer zivilen, nachhaltigen Wohlfühlwelt“ umgestalten wird.

Bei Führungen mit Tress oder der Traditionsgemeinschaft Truppenübungsplatz Münsingen hatten in den zurückliegenden Jahren die Menschen Gelegenheit, die Gebäude zu besichtigen. „Wer das weitläufige Gelände auf eigene Faust erkunden möchte, ist mit dieser übersichtlichen Gebäude- und Straßenkarte bestens gewappnet, und wird sich nicht verlaufen“, sagte Joachim Lenk. Es handelt sich dabei um keine topografische, sondern um eine dreidimensionale Grafik. Sie weist den Besuchern über farbige Zahlen den Weg zu den thematisch zusammengestellten Sehenswürdigkeiten. Diese sind auf der Rückseite des Faltplans beschrieben und mit mehr als 30 historischen Fotos und Postkarten illustriert.

„Der Betrachter erfährt zum Beispiel alles Wissenswerte über die ehemalige Offiziersspeiseanstalt aus dem vorletzten Jahrhundert und die Königlich Württembergische Post aus dem Jahr 1907, in der sich heute ein Bistro und die Albgut-Verwaltung befinden“, so Lenk. Er erklärt, wo einst die Offiziere und die Mannschaften genächtigt und gegessen haben, wo verwundete Soldaten und verletzte Pferde der Kavallerie versorgt wurden und wo die Kapelle steht, die einst ein Geräteschuppen war. Der 110 Meter lange und 8,9 Meter hohe Kohlenhof ist ebenso beschrieben, wie der Fernmeldeturm Gonio, die ehemalige Kommandantenvilla, die einem Schloss gleicht, sowie das im 20. Jahrhundert weit über die Kreisgrenzen hinaus bekannten Hardt-Hotel, in dem hohe Militärs und prominente Zeitgenossen nächtigten.

„Die Karte erinnert nicht nur an die Vergangenheit, sie zeigt auch auf, wie heute die einzelnen Gebäude, die zum Teil unter Denkmalschutz stehen, genutzt werden. Zum Beispiel als gläserne Manufakturen, als Veranstaltungslocations, als Ausstellungshallen, als Museum und als Kunsthaus“, betont Franz Tress und lädt Besucher zur Besichtigung der Anlage und der Manufakturen ein.

1 Die Wanderkarte über das Albgut, ehemals „Altes Lager“, gibt es auf der Homepage www.Wiedemann-Verlag.de