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Am Anfang war die Sonne

Energie Die Teckwerke mausern sich von der Energiegenossenschaft zum nachhaltigen Stromerzeuger. Jetzt geht die zehnte Windanlage ans Netz. Von Thomas Krytzner

Geschäftsführer Felix Denzinger und Aufsichtsratchef Bernd Söllner erinnern sich an die Anfangszeit mit den ersten Photovoltaikm
Geschäftsführer Felix Denzinger und Aufsichtsratchef Bernd Söllner erinnern sich an die Anfangszeit mit den ersten Photovoltaikmodulen. Geschäftsführer Olaf Essig freut sich auf die anstehende Installation der zehnten Windkraftanlage im Jubiläumsjahr.Foto: Thomas Krytzner

Mit 175 Unterschriften von Bürgern und Unternehmern startete am 17. Mai 2011 die Erfolgsgeschichte der Teckwerke in der Kirchheimer Stadthalle. Heute zählt die Genossenschaft über 800 Mitglieder. Geschäftsführer Felix Denzinger erinnert sich: „Der damalige Boom mit den Photovoltaikanlagen brachte einen riesigen administrativen Aufwand mit sich. Mit der Gründung der Teckwerke konnten wir die Verwaltungskosten deutlich minimieren.“ Für Vorstandsmitglied Olaf Essig war die Gründungsversammlung ein Meilenstein in der nachhaltigen Energieerzeugung: „Die Energiewende stand im Mittelpunkt und wir wollten, dass die Stadt auch Strombetreiber wird.“ Zu Beginn standen Solaranlagen im Fokus. „Bürger und Unternehmen können sich an der erneuerbaren Energie beteiligen. Die Einlagen der Mitglieder werden in verschiedenen Sparten der Stromgewinnung investiert“, erklärt Felix Denzinger.

Je ein Genossenschaftsanteil kostet 100 Euro. Obwohl jeder so viele Anteile kaufen kann, wie er will, gibt es pro Genossenschafter aber nur eine Stimme an der Hauptversammlung, erläutert Olaf Essig das Prinzip der Bürgerbeteiligung. Der Erfolg gibt dem gewählten System recht: „In den ers- ten Jahren setzten wir maximal 30 000 Euro um. Jetzt verzeichnen wir einen Jahresumsatz von rund einer Million Euro“, freut sich Felix Denzinger. Der Gesamtwert der in Betrieb genommenen Anlagen beläuft sich auf rund fünf Millionen Euro. „Damit können wir 40 000 Haushalte mit Strom versorgen, praktisch ganz Kirchheim“, bestätigt Olaf Essig.

Der Leitsatz der Teckwerke begleitet die Genossenschaft seit Jahren: „Zu jeder Zeit so viel Energie mit erneuerbarer Energie wie nötig zu produzieren“, bringt es Felix Denzinger auf den Punkt.

Deutschland ohne Atomkraft?

Was mit der Solarenergie begann, gipfelt heute im Bau von Windanlagen. Olaf Essig, der sich in der Genossenschaft vorrangig um Windenergie kümmert, sieht den Energiemix als wesentlichen Bestandteil zum Klimaschutz. „Windkraftanlagen benötigen maximal sechs Monate, um das für den Bau angefallene CO2 zu kompensieren.“ Er ist deshalb überzeugt: „Die Windenergie gehört zu den umweltfreundlichsten, saubersten und sichersten Energieressourcen.“

Im Jahr 2019 gründeten die Teckwerke ein eigenes Unternehmen, um sämtliche Belange rund um das Thema Windenergie abwickeln zu können. Ein Jahr später erfolgte die Grundsteinlegung für den Windpark Falkenhöhe im Schwarzwald. „Mit der Errichtung und Inbetriebnahme von drei Windanlagen geht im zehnten Jahr der Genossenschaft auch die zehnte Anlage ans Netz“, freut sich Olaf Essig. Im Windbereich sei der Begriff „Regionalität“ weiter zu fassen, erklärt der Windkraftexperte: „Aufgrund des Planungsrechtes mussten wir unser Bestreben um Standorte in der Region verwerfen.“

Damit der Ausstieg aus der Atomkraft durch erneuerbare Energien kompensiert werden kann, muss laut Geschäftsführer Felix Denzinger noch viel umgedacht und geändert werden. Einen Hoffnungsschimmer gibt es laut Denzinger aber bereits jetzt: „In den letzten zwei Jahren gab es immer wieder Tage, an denen Deutschland ohne Atomkraft mit Energie versorgt wurde.“

Er zeigt sich zufrieden, dass die Stadt Kirchheim erkannt hat, dass die bisherigen Ziele für den Klimaschutz zu niedrig waren. „Unser Antrieb ist die Energiewende. Viele andere Länder haben das Beispiel Deutschland bereits kopiert.“ Auf Solarenergie setzt die Genossenschaft nach wie vor. „Wir konnten kürzlich im neuen Steingau-Quartier in Kirchheim Photovoltaikanlagen installieren und liefern den Strom aus der Anlage an alle interessierten Bewohner.“ Bernd Söllner, Aufsichtsratsvorsitzender der Teckwerke, ergänzt: „Auch die Bierbrauer der Braurevolution produzieren künftig mit der Kraft der Sonne.“

Mit dem geplanten Umzug ins Hauptgebäude des Energiezentrums an der Paradiesstraße versprechen sich Felix Denzinger und Olaf Essig nicht nur mehr Platz, sondern auch mehr Bürgernähe: „Wir freuen uns, wenn wir Kunden beraten und ihnen aufzeigen können, woher der Strom kommt.“