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Auf dem Trek geht‘s rund um die Teck

Mountainbike Der Neuseeländer Anton Cooper hat bei den Olympischen Spielen in Tokio den sechsten Platz belegt. Wenn er nicht gerade Rennen fährt, lebt der 27-Jährige bei seiner Freundin in Holzmaden. Von Sandra Langguth

Es ist Montagmorgen, 8 Uhr. Nicola Sprung aus Holzmaden ist schon seit Stunden wach, tigert unruhig durch die Wohnung, kann kaum still sitzen. Als der Startschuss für das olympische Mountainbike-Rennen der Männer fällt, verfolgt sie das Geschehen gespannt vor dem Fernseher. Während viele andere rund um die Teck in diesem Moment genau das Gleiche tun und dem Kirchheimer Manuel Fumic die Daumen drücken, interessiert sich die 26-Jährige für jemand ganz anderen - Anton Cooper. Der Neuseeländer liefert bei seinen ersten Olympischen Spielen ein geniales Rennen ab und liegt zeitweise auf Medaillenkurs. Für Nicola Sprung ist die Spannung kaum auszuhalten, schließlich beobachtet sie da gerade ihren Lebenspartner, wie er bei seinem bisherigen Karrierehöhepunkt über Stock und Stein rast. Am Ende belegt Anton Cooper Platz sechs. Ein tolles Ergebnis für den Neuseeländer, der im internationalen Rennzirkus längst kein unbeschriebenes Blatt mehr ist. 2015 setzte sich der 27-Jährige bei der Cross-Country-WM die Krone auf, nachdem er 2012 bereits Junioren-Weltmeister geworden war. Dass er später mal große Teile seiner Zeit im schwäbischen Holzmaden verbringen würde, ahnte der Technikspezialist damals freilich noch nicht. „Wir haben uns Ende 2014 in Neuseeland kennengelernt“, erzählt Nicola Sprung, die selbst jahrelang im Leistungssport zuhause war. Nach dem Sieg bei den deutschen Jugendmeisterschaften im Biathlon verschlug es sie vom Schlossgymnasium aufs Sportinternat in Furtwangen, wo sie auch ihr Abi machte. Nach Pfeifferschem Drüsenfieber und zwei Knie-OPs fand die sportliche Karriere jedoch ein jähes Ende, und so machte Nicola Sprung erstmal eine Auslandsreise, bei der sie ihrem Anton begegnet ist. „So hatte das doch noch was Gutes“, sagt die angehende Gesundheitsmanagerin lachend.

Seit sieben Jahren sind die beiden nun ein Paar, und wenn Anton Cooper nicht gerade irgendwo auf der Welt ein Rennen fährt oder sich im heimischen Christchurch fit hält, macht der Mountainbike-Profi, der bei Cannondale einst Team-Kollege von Manuel Fumic war und seit 2016 für das Trek Factory Racing XC Team fährt, die Straßen und Trails auf der Alb unsicher. Mal mit dem Rennrad, mal nimmt er das Hardtail. Sein Fully kommt eher selten zum Einsatz, auch wenn es in Tokio auf dem technisch anspruchsvollen Kurs das Rad der Wahl war. „95 Prozent macht der Fahrer aus, fünf Prozent das Rad“, schätzt der Profi, dessen fahrbare Untersätze im fünfstelligen Bereich kosten.

Auch Nicola Sprung ist inzwischen auf den Geschmack gekommen, hat ebenfalls auf ein Trek-Bike umgesattelt und schon erste MTB-Rennen bestritten. „Aber nur kleinere“, winkt die Holzmadenerin ab. Sie will sich jetzt erstmal aufs Berufliche konzentrieren, denn im September ist das Bachelorstudium zu Ende. „Bislang konnte ich Anton über den Winter immer nach Neuseeland begleiten und mit ihm dort ein halbes Jahr bleiben“, berichtet die 26-Jährige, die einfach ihr Praxissemester ans andere Ende der Welt verlegt hat.Ob das Hin-und-her auch mit Job funktioniert, muss sich erst zeigen. „Diesen Winter gehe ich schon nochmal mit“, überlegt sie lachend. Doch das ist noch eine Weile hin. Jetzt wurde erstmal Antons 27. Geburtstag in Holzmaden gefeiert, und morgen stehen die Radausfahrten des TSV an, bei denen beide mitfahren. Nächstes Renn-Highlight ist die Weltmeisterschaft im Cross Country, die am 25. August im italienischen Val di Sole beginnt. Dann werden bei Familie Sprung wieder kräftig Daumen gedrückt.