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Autoverkehr bremst Bus

Zum Artikel „Riemer kündigt ,schöne neue Ortsmitte‘ an“ vom 4. Mai und den Leserbriefen „Der böse Individualverkehr“ und „‚Buskaps‘: nur Nachteile“ vom 11. Mai

Die Kritiker des Buskaps in Ötlingen übersehen etwas Entscheidendes: Die Planung sieht vor, auf Höhe der Ratsstube drei Längsparkplätze zu schaffen. Diese können aber nur eingerichtet werden, wenn die jetzige, lang gestreckte Busbucht entfällt und durch das kürzere Buskap ersetzt wird. Bei einem Haltestellenkap kann ein Bus viel dichter an den Bordstein heranfahren, was das Ein- und Aussteigen für gehbehinderte Menschen enorm erleichtert. Dass immer mehr mobilitätseingeschränkte Fahrgäste in Kirchheim unterwegs sind - häufig mit Rollatoren - wissen alle, die regelmäßig mit Stadtbussen unterwegs sind. Beim Buskap gewinnt man außerdem Gehwegfläche, die für das Aufstellen einer Unterstellmöglichkeit mit Wartebank genutzt werden kann. Natürlich muss genau abgewogen werden, ob ein Buskap vertretbar ist oder ein Verkehrshindernis darstellt.

Diese Haltestelle wird nur von einer einzigen Buslinie - aus Lindorf kommend - im Halbstundentakt angefahren und fast ausschließlich als Ausstiegshaltestelle genutzt. Die Haltezeiten sind hier also selten und dann sehr kurz, da das Buspersonal selten Fahrscheine ausgeben muss. Bis der Auto- und Radverkehr auf der Hauptachse der Stuttgarter Straße Grün erhält und hinter der Kreuzung auf die Haltestelle trifft, ist der Bus meist längst wieder gestartet. Von „Kolonnen“ ausgebremster Autofahrer kann also in diesem Fall überhaupt nicht die Rede sein.

Im Übrigen könnte man den Spieß umdrehen: Wie häufig kommt es vor, dass die Stadtbusse von Kolonnen von Autos ausgebremst werden oder bei Busbuchten von Falschparkern an der zügigen Ein- und Ausfahrt gehindert werden? Was ist die größere Zumutung: zehn Sekunden hinter einem Bus zu warten oder im Stadtbus wegen Behinderung durch den Individualverkehr seinen Anschluss an die S-Bahn zu verpassen?

Dieter Hutt, Kirchheim