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Backe, backe Brötchen

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Der Duft frisch gebackener Brötchen weht aus dem alten Backhäuschen im Freilichtmuseum in Beuren. 22 kleine Backmeis- ter stehen aufgeregt um den Ofen und warten gespannt darauf, bis sie endlich ihre Leckerbissen verspeisen können. Nach 20 Minuten ist es soweit, und die Museumspädagogin Elke Müller zieht mit dem Backschießer ein Blech nach dem anderen aus dem Holzbackofen und stellt sie auf das Bänkchen. Sofort stürzen sich alle Kinder auf die Bleche und beginnen ihre Meisterwerke zu probieren. „Meine schmecken am besten!“, posaunt Nico Ljosaj stolz über den ganzen Museumsplatz. Der künftige Viertklässler war schon mehrmals bei der Brotbackaktion des Fördervereins der Grundschule Owen mit dabei und kann sich schon als „Profi“ betiteln. Wie viel Arbeit beim Brot backen geleistet werden muss, haben die Kinder einen Nachmittag lang miterlebt. 

Zuerst bringen die Kinder gemeinsam mit Elke Müller und drei Müttern des Fördervereins das Feuer im Holzbackofen zum Brennen. Dann geht es auch schon ans Eingemachte. Angekommen in der Backstube, ertüfteln die Grundschülerinnen und Grundschüler erst einmal das Rezept für den optimalen Brotteig. Schnell ist klar: So viele Zutaten braucht man gar nicht, um Brot zu backen, aber Wasser, Mehl, Butter, Hefe und Salz dürfen eben trotzdem nicht fehlen.

Um den Vergleich zwischen frisch gemahlenem Vollkornmehl und gekauftem Weißmehl zu sehen, fangen die kleinen Bäcker an, die Weizenkörner in der alten Mühle zu mahlen. Ein kraftaufwendiger Prozess, wie die Kinder feststellen. Letztendlich wird das mitgebrachte Weißmehl zum Backen verwendet und die Kinder wiegen in Zweierteams das Mehl auf der alten Waage ab und füllen es in ihre Schüsseln. Inmitten des Mehlhaufens in der Schüssel wird jetzt ein Loch für die Hefe geschaufelt. „Hefe ist ein Pilz und sorgt dafür, dass der Teig aufgeht“, erklärt Elke Müller den Kleinen. Nach einer Kostprobe rutscht die Begeisterung für Hefe bei den meisten Kindern aber schnell in den Keller.

Der nächste Schritt, der getan werden muss, ist, die Butter in kleinen Stücken in der Schüssel zu verteilen. „Ihhh!“ oder „Das ist ja eklig!“ ertönt es aus den Mündern der Kleinen, als sie ihre mit Butter beschmierten Hände in die Luft halten. Die Butter an den Händen ist aber wichtig, damit der Teig geschmeidig wird. Nachdem noch warmes Wasser und eine Prise Salz in die Schüssel gegeben wurden, heißt es kneten, kneten, kneten was das Zeug hält. Dabei haben die jungen Bäckerinnen und Bäcker am meisten Spaß, und es fliegt auch schon mal die ein oder andere Teigkugel durch die Gegend. Als alle Teams den Teig mit der richtigen Konsistenz  in den Händen halten, geht es ran ans Brötchen formen und verzieren. Verfeinern können sie mit verschiedenen Saaten, von Mohn über Sonnenblumenkerne bis hin zu Leinsamen. „Jeder von euch sollte mindestens ein Brötchen mit besonderem Erkennungsmerkmal auf dem Blech haben, damit alle ihre Kunstwerke wiedererkennen“, rät Elke Müller und stellt kurze Zeit später zufrieden fest: „Beim Dekorieren entstehen die unterschiedlichsten Brötchen in allen Formen und Varianten. Keines gleicht dem anderen.“

Die Zeitung ist nicht nur zum Lesen da

Bevor die Leckerbissen in den Ofen kommen, zeigt die Museumspädagogin den Kindern, dass eine Zeitung nicht ausschließlich zum Lesen geeignet ist: „Früher wurde mit der „Zeitungsknäul-Methode“ eine Minute lang gemessen, ob im Ofen die richtige Temperatur herrscht, ob noch mehr geheizt oder ob mit dem Hudelwisch noch gehudelt, also feucht ausgewischt werden muss, um die Hitze zu senken.“ Sie erklärt den Grundschülern, dass daher das schwäbische Sprichwort „No et hudla“ stammt. Während die zerknüllte Zeitung im Ofen verharrt, singen die kleinen Backfans drei Mal das Lied „Backe, backe Kuchen . . .“ Nachdem der Zeitungs-Check die richtige Temperatur signalisiert, kommen endlich alle Brötchen in das Ofenloch. Ab jetzt heißt es nur noch warten, bis die ersten Düfte die Näschen erreichen. Am Abend dieses erlebnisreichen Tages ist eins garantiert: Mit leerem Magen geht kein Kind ins Bett.Cara Döhlemann