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„Blutiger Strom“ statt Ökostrom

Zum Artikel „Kleine Anlagen vor dem Aus?“ vom 2. August

Es klappert die Mühle am rauschenden Bach. So war es einmal! Heute treffen wir überwiegend aufgestaute Fließgewässer mit brummenden Wasserkraftanlagen an. Das Bild vom „grünen Strom“ aus Wasserkraftanlagen - nachhaltig und ökologisch sauber - ist bis heute in unseren Köpfen verankert. Ausgeblendet wird, dass täglich Hunderttausende Fische und wirbellose Tiere von Turbinen und Rechenanlagen gequetscht, zerhackt und durch Druckunterschiede getötet werden.

Es wird Zeit, dass die alten Wasserkraftanlagen zum Schutz der im Wasser lebenden Tiere auf den aktuellen Stand gebracht werden. Es ist nicht hinnehmbar, dass unsere wenigen Mittelgebirgsbäche durch kleine Wasserkraftanlagen, die keinen messbaren Beitrag zum Klimaschutz leisten, zerstört werden. Vor Jahren hat das Bundesumweltamt auf die negative Ökobilanz der Kleinanlagen hingewiesen und keine weitere Förderung empfohlen. Die Stromerzeugung der Kleinwasserkraftanlagen liegt bundesweit im Null-Komma-Bereich. In Baden-Württemberg tragen 1 700 Klein- und Kleinstanlagen mit einem Anteil von gerade einmal 0,5 Prozent zur Energieversorgung bei.

Verschwiegen werden die verheerenden ökologischen Folgen für unsere Gewässer. Fließgewässer gehören zu den gefährdetsten Lebensräumen in Deutschland. Nur acht Prozent unserer Oberflächengewässer befinden sich in einem guten Zustand. Das Ziel der Wasserrahmenrichtlinie, unsere Gewässer bis 2017 in einen guten Zustand zu versetzen, wurde weit verfehlt. Millionen an Förderbeträgen für Kleinwasserkraftanlagen wurden über das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) verpulvert, ohne dass sich die ökologische Situation unserer Fließgewässer nur annähernd gebessert hätte. Die Verbraucher zahlen für „Ökostrom“ und erhalten weiterhin „Blutigen Strom“.

Die Vorlage eines neuen Wasserkrafterlasses macht zumindest Hoffnung, dass die Fehlentwicklung in der Energiepolitik mit der Förderung der kleinen Wasserkraft gestoppt wird.

Günter Richter, Kirchheim