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Brodelnde Musik lässt keinen kalt

Konzert „The Rapparees“ – ein Quintett aus Belfast heizt dem Publikum in der Bastion mächtig ein, besticht aber auch durch besinnliche Momente. Von Rainer Kellmayer

Von Belfast nach Kirchheim: Die fünf Jungs von „The Rapparees“ brachten Stimmung ins Bastionsgemäuer.   Foto: Rainer Kellmayer
Von Belfast nach Kirchheim: Die fünf Jungs von „The Rapparees“ brachten Stimmung ins Bastionsgemäuer.   Foto: Rainer Kellmayer

Ihre Musik ist temperamentvoll, sprüht vor Lebensfreude und sorgt für gute Laune: „The Rapparees“ begeisterten im Kirchheimer Club Bastion das Publikum vom ersten Ton an. Das aus der nordirischen Hauptstadt Belfast stammende Quintett ist ein Publikumsmagnet - schon seit Tagen war die Veranstaltung ausverkauft. Vor zwölf Jahren haben die Nordiren in der Bastion bereits einmal ein Gastspiel gegeben. Seither scheint ihre Musik noch wilder, noch bodenständiger geworden zu sein. Mit der urwüchsigen, durch schottische Elemente aufgepeppten Folk-Music ihrer Heimat, spielten sich die „Rapparees“ in die Herzen der Zuhörer. Bandchef Joe McKeague klärte in seiner launigen Moderation auf: Ein Rapparee ist ein Gauner, der - ähnlich wie Robin Hood - den Reichen etwas wegnimmt und den Armen gibt.

Texte der irischen Arbeiterklasse

Die Texte der Songs sind in der irischen Arbeiterklasse verwurzelt. Sie handeln von Liebe, Schmerz, Trauer und den Freuden des Lebens. Doch das signifikante Markenzeichen der Band ist ihre brodelnde Musik, die niemanden kalt lässt. Als der Sänger Joe McKeague „Ireland and Australia“ anstimmte und seine Kollegen mit ihren Instrumenten im Hintergrund ordentlich Dampf machten, stand die Bastion sofort unter Strom: Es wurde geklatscht und gestampft, und viele summten die eingängigen Melodien mit.

George Sloan sorgte - gut abgestimmt mit dem Gitarristen Conor Markey - an den Drums für den nötigen Drive. Und Kevin Mawds­ley steuerte mit der Fiddle besondere Klangfarben bei. Mit bravourösen Saitengängen auf seiner Bouzouki brachte Luke Ward das Publikum ein ums andere Mal zum Staunen: Beim wilden Rauf und Runter auf dem Zupfinstrument schienen die Finger heiß zu laufen. Darüber hinaus sorgte er mit charakteristisch gefärbter Stimme im fetzigen „Clear the Way“ und in „Hot Asphelt“ für klare vokale Linien.

Bei den eingeschobenen Instrumentals brach sich das irische Temperament vollends Bahn. Stürmisch perlten die Läufe, die Fiddle startete vehemente Ritte über Saiten und Griffbrett, und George Sloan ließ die Bassdrum mächtig dröhnen. Doch er konnte auch anders. In den ruhigen Songs griff er gelegentlich zu Jazzbesen und weichen Paukenschlegeln und sorgte so für interessante Grundierungen des Sounds. In diesen besinnlichen Momenten hatten „The Rapparees“ ihre stärksten Szenen. Andächtig lauschte das Publikum den schwelgerischen Balladen, in denen der Sänger Joe McKeague zu faszinierenden Höhenflügen ansetzte: Strahlend in der vokalen Formung, mit metallisch färbenden Stimmbändern und ausdrucksstarker Phrasierung.

Doch mit dieser Ruhe war es bald vorbei: Erfrischende Titel wie „Clear Bottle“ oder „Rocky Road to Dublin“ heizten mächtig ein. Bei dem musikalischen Feuerwerk hielt es die Zuhörerinnen und Zuhörer kaum auf den Sitzen. Und da Corona das Tanzen unterband, machte das Publikum seiner Begeisterung mit Gejohle, frenetischem Klatschen und lautstarkem Gesang in den Refrains Luft. Von Song zu Song steigerte sich die Stimmung und erreichte beim Schluss-Song „Outlaw Rapparee“ ihren Siedepunkt.

Der Beifall wollte nicht enden - lautstark forderte das Publikum eine Zugabe. „The Rapparees“, die mit ihrer unbändigen Spielfreude die Zuhörerinnen und Zuhörer gefesselt haben und den Auftritt augenscheinlich auch selbst genossen, ließen sich nicht lumpen: Im zugegebenen „South Australia“ zogen sie nochmals alle Register und überschütteten das Auditorium mit rasanten Tonfolgen und fetzigem Groove: Lebensfreude pur.