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CDU wirft „weiten Blick“ auf den Hungerberg

Infrastruktur Kirchheimer Unionspolitiker wollen einen „ganzheitlichen Vorzeigestandort“.

Kirchheim. Die CDU-Fraktion im Kirchheimer Gemeinderat hat zum Thema „Hungerberg“ einen Spaziergang auf den Teckberg gemacht, um sich bei den kritischen Fragen im wahrsten Sinne des Wortes eine Übersicht über die ganze Raumschaft zu verschaffen. Kirchheim ist mit Dettingen und Notzingen in einer Verwaltungsgemeinschaft und Projektpartnerin beim geplanten Vorhaltestandort Hungerberg. „Die Dettinger Bürgerinnen und Bürger haben die Verantwortung auf sich genommen, über den Vorhaltestandort Hungerberg abzustimmen. Das ist nicht leicht, weil gewichtige Fragen abzuwägen sind, die die ganze Region betreffen“, sagt der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Wilfried Veeser.

Wird der Hungerberg in Zukunft als Gewerbefläche aktiviert, bringt Dettingen auf seiner Gemarkung 21 Hektar landwirtschaftliche Fläche ein. Es ist nachvollziehbar, dass dies für die einen im Interesse des Naturschutzes und der Landwirtschaft schwer wiegt. Will man es dennoch tun, müssen in der verantwortlichen Abwägung Gründe wirken, die in diesem Zielkonflikt ebenso Gewicht haben. In der Region stehen schwerwiegenden Strukturveränderungen an, allein die Umstellung von Verbrennungsmotoren zu wasserstoff- und batteriegetriebener E-Mobilität.

„Am Horizont sieht man diese Umbrüche schon sehr deutlich. Viele vertraute Arbeitsplätze in der Automobilindustrie werden wegfallen. Arbeiterinnen und Arbeiter, Ingenieurinnen und Ingenieure werden sich sehr wahrscheinlich in neue Tätigkeitsfelder einarbeiten müssen“, sagt die Fraktionsvorsitzende Natalie Pfau-Weller. Thilo Rose konstatiert: „Auf der einen Seite gibt es den mobilisierten Widerstand gegen jegliche Veränderung. Doch das hängt uns als Wirtschaftsregion immer weiter von den technologischen Fortschritten ab.“ Gewerbliche Brachflächen gebe es nominell, aber nicht am Stück, heißt es in der Fraktion. Oft sind solche Brachflächen von Wohngebieten umschlossen oder in Mischgebieten. Ist da der Standort Hungerberg nicht ideal? Er liegt an wichtigen Verkehrsachsen, die Anbindung ans Schienennetz ist möglich, und sollten dort neue Arbeitsplätze geschaffen werden, verteilt sich die Mobilität der Mitarbeitenden auf Busse, Bahn und Radverkehr - nicht nur aufs Auto. „Und wenn Menschen hierherziehen werden, verteilen sie sich erwartungsgemäß auf die drei beteiligten Kommunen und darüber hinaus“, wirft Eva Baudouin ein.

Ihr Gemeinderatskollege Dieter Hoff nennt ein weiteres Argument: „Wir müssen interkommunal denken, Nutzen und Lasten teilen und auf die Auswirkungen in der Raumschaft achten. Schon jetzt arbeiten wir bei Schulen und Nutzung des Dettinger Hallenbades zusammen. Die Zukunft heißt auch, dass wir Ressourcen bündeln und schonen, Doppelstrukturen vermeiden und im Ergebnis alle Gewinner sind.“

Wie sind die konkreten ­Bedenken zu bewerten, zur Versiegelung des Bodens, der Störung der Kaltluftströme nach Kirchheim durch die Industriegebäude und die Artenvielfalt? Die Mitglieder der Fraktion waren irritiert, wie stark das Urteil ausgewiesener Experten durch Behauptungen und Unterstellungen infrage gestellt wird. Vielmehr müsse man die eigene Meinung durch ausgewiesene Expertenmeinung ergänzen, das entspreche vernünftigem Handeln.

Am Ende ihrer Diskussion hofften die Fraktionsmitglieder, dass sich die Dettinger nicht Bange machen lassen. Die Fraktionsvorsitzende Natalie Pfau-Weller stellt fest: „Das angestrebte Ziel ist plausibel und richtig. Nachhaltiges, grünes Bauen bei einer möglichen Realisierung unverzichtbar. Der Hungerberg hat das Zeug, zu einem ganzheitlichen Vorzeigestandort zu werden.“pm