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Chancenloser Wolf?

Zur Debatte um die Rückkehr der Wölfe nach Baden-Württemberg

Offensichtlich ist bestimmten Interessengruppen jedes Mittel recht, um gegen den Wolf Stimmung zu machen. Nicht genug damit, dass man versucht, bei der Bevölkerung Vorurteile und Ängste zu schüren, jetzt muss Isegrimm auch noch als Sündenbock für den Artenschwund herhalten.

Dass die Anwesenheit der Wölfe insbesondere bei Weidetierhaltern auf keine große Begeisterung stößt, ist nachvollziehbar. Nicht aber, dass rabiate Wolfsgegner den großen Beutegreifern jegliches Lebensrecht in unserer Kulturlandschaft absprechen. Dass es auch anders geht, zeigt die besonnene Reaktion der Berufsschäfer, die weitaus am häufigsten von Wolfsübergriffen betroffen sind. Ihr Verband erkennt den Schutzstatus des Wolfes ausdrücklich an und fordert - zu Recht - im Gegenzug eine angemessene staatliche Unterstützung für die Prävention und Kompensation von Wolfsübergriffen.

Brauchen wir den Wolf überhaupt, ist oft zu hören. „Das ist wohl eine falsche Frage“, meint der renommierte Zoologe und Wolfsforscher Kurt Kotrschal, „typisch für unsere hemmungslos materialistische Gesellschaft. So wird der Wolf zum Symbol für das Lebensrecht anderer Tiere neben uns, zum Symbol dafür, dass wir Menschen nicht die Herren der Erde sind (. . .), sondern deren Gäste, mit der Pflicht, Verantwortung auch für unsere Mitgeschöpfe zu übernehmen. Wenn wir mit kolonialer Arroganz von den Leuten in Afrika und Asien verlangen, unter großen Opfern ihre Elefanten für uns zu schützen, dann werden wir doch fähig sein, mit ein paar Wölfen und Bären zu leben. Und sei es, um als Mensch in den Spiegel schauen zu können.“

Marie-Luise Strewe, Lenningen