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Cooles Nest mit sozialer Wärme

Wohnen Die Tübinger „Nestbau“ hat im Steingau-Areal raumsparende Wohnformen in einem Haus vereinigt. Am Samstag kann es besichtigt werden. Von Thomas Zapp

Gunnar Laufer-Stark zeigt den Ausblick, den Personen mit Pflegebedarf vom zweiten Obergeschoss aufs Quartier haben.Foto: Markus
Gunnar Laufer-Stark zeigt den Ausblick, den Personen mit Pflegebedarf vom zweiten Obergeschoss aufs Quartier haben.Foto: Markus Brändli

Bezahlbar, sozial, integrativ, generationenübergreifend und wenn eine Wohnform ein „Co-“ im Namen hat, für kooperativ und gemeinschaftlich, dann sind schon ziemlich viele Zutaten für modernes Wohnen vereinigt: Ansprüchen gerecht werden. Die 2010 in Tübingen als gemeinwohl-orientierte Aktiengesellschaft gegründete Nestbau hat es bei ihrem Neubau im Kirchheimer Steingau-Areal geschafft, all diese Aspekte unter einem Dach zu vereinen und passt damit perfekt in das Konzept des Quartiers.

Neue Ansätze zum gemeinschaftlichen Wohnen und Arbeiten auf reduzierter Fläche will man dort anbieten. Der „coole“ Teil befindet sich Erdgeschoss und im ers- ten Stock. Dort sind auf insgesamt 500 Quadratmetern die „Co‘s“ beheimatet: Zum einen diejenigen, die sich zum Co-Working treffen, also sich in Gemeinschaftsräume oder durch Glaswände getrennte Nischen einbuchen, um gemeinsam oder auf kleinem Raum zu arbeiten. Zum anderen gibt es hier aber auch Möglichkeiten zum „Co-Living“. Das ist eine Art preisgüns- tige Alternative zum Hotel oder Appartement, wo sich etwa Berufstätige auf Zeit einmieten können, aber beispielsweise die Küche gemeinsam nutzen. „Von den zehn Zimmern hat jedes ein eigenes Bad, das ist also keine Studenten-WG“, sagt „Nestbau“-Geschäftsführer Gunnar Laufer-Stark.

Für sein Unternehmen „Nestbau“ ist die Kombination aus Co-Living und Co-Working ein Schüssel zur Wirtschaftlichkeit. „In Tübingen waren wir die Ersten, die Co-Working-Spaces geschaffen haben und die Ersten, die sie wieder geschlossen haben“, erzählt er. Denn die Trends wandeln sich schnell, und deshalb ist es für ihn wichtig, flexibel zu sein.

Sechs Wohnungen gibt es im zweiten Obergeschoss und zwar mit und ohne Sozialbindung. „Die sehen aber genau gleich aus“, betont Gunnar Laufer-Stark. Die neuen Förderbedingungen machten es auch attraktiv, sagt der Geschäftsführer, die zwei Euro Differenz in der Quadratmeter-Miete für die drei Sozialwohnungen würden mit 200 000 Euro gefördert.

Und ganz oben im Dachgeschoss, wo man in den großen Räumen mit warmen Wandfarben und Zugang auf geräumigen Terrassen die teuren Sahnestücke des „Nests“ vermuten könnte, kommt die ambulant betreute WG für zwölf Menschen mit Pflegebedarf rein. „Das ist als Alternative zum Heim gedacht“, sagt Gunnar Laufer-Stark. Im Gegensatz zu einem reinen Altenheim finde man für diese Art von WG auch problemlos Personal. Die Heimaufsicht sei jedenfalls begeistert von den Räumlichkeiten und dem Umfeld gewesen. „Sie sehen es als Bereicherung“, freut sich der „Nestbau“-Geschäftsführer. Sieht man an der modernen Küche noch keinen Unterschied, wird im Bad deutlich, dass hier künftig Menschen mit Einschränkungen leben werden: Der Rollstuhl passt problemlos hinein und an der Dusche hängt eine rote Kordel, wenn mal dringend Hilfe benötigt wird. Und wenn es wie in der Corona-Zeit mal wieder einen Lockdown gibt, bietet der Blick von der Terrasse auf das lebendige Viertel mit dem Spielplatz zumindest Abwechslung.

Durch die „coole Mischung“, so Gunnar Laufer-Stark, finanziere sich das Projekt durch verschiedene Kanäle. So bietet das Erdgeschoss neben vier Einzelappartements auch einen großzügigen Veranstaltungsraum mit Bühne, eigener Küche und Durchreiche. Hier lassen sich Konzerte oder Seminare abhalten.

Am Samstag, 18. September, wird dort die erste Band spielen und der „Nestbau“-Geschäftsführer das Projekt vorstellen. Vielleicht steht er dann auf der Freitreppe in den ersten Stock, auf der man auch Platz nehmen kann, auf beweglichen Sitzwinkeln. Von 10 bis 14 Uhr können sich Interessierte umschauen. Anschrift ist die Rosa-Heinzelmann-Straße 8 im neuen Steingau-Quartier in Kirchheim.