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Das Prinzip „Gutmensch“

Heutzutage hat man als Deutscher die Wahl zwischen zwei Extremen: Entweder man ist ein Rechtsextremer oder ein Gutmensch. Dazwischen gibt es leider nichts, und das stellt mich vor ein ethisches Dilemma. Ein Rechtsextremer kann und will ich nicht sein. Die Gründe dafür dürften allgemein bekannt sein. Aber auch so mancher Gutmensch verschließt seine Augen gerne vor der Wirklichkeit.

Als vor gut einem Jahr in Frankfurt ein acht Jahre alter Junge von einem aus der Schweiz kommenden Eritreer vor die Gleise eines einfahrenden Zuges gestoßen und überrollt wurde, gab es eine Reaktion eines bis dato unbedeutenden Grünen-Politikers namens Eike Lengemann aus Isernhagen, Region Hannover, die sprachlos machte: „Im Autoverkehr sterben jährlich mehr als 3000 Personen - keine allzu großen Diskussionen. Im Bahnverkehr stirbt eine Person - (. . .) Bundesminister unterbricht Urlaub. Bitte immer die Verhältnismäßigkeit wahren (. . .)“. Hätte man einen Preis für die allerschlimmste Verharmlosung eines Schwerverbrechens verliehen, so hätte Lengemann diesen mit Sicherheit gewonnen.

In Ulm stehen fünf Flüchtlinge aus dem Irak, Iran und Afghanistan derzeit vor Gericht. Ihnen wird vorgeworfen, ein 14 Jahre altes Mädchen am 31. Oktober 2019 unter Drogen gesetzt und insgesamt neunmal vergewaltigt zu haben. Ulms Oberbürgermeister Gunter Czisch gab den Eltern eine Mitschuld, da sie aus seiner Sicht nicht richtig auf ihre Tochter aufgepasst hätten. Und die allergrößte Sorge des Spiegels bezüglich dieser Tat ist, dass sie den Rechtspopulisten in die Hände spielen könnte. Die Befindlichkeit des Opfers und seiner Familie kommt natürlich erst an zweiter Stelle. Es gäbe auch noch einen Mittelweg zwischen den beiden anfangs erwähnten Extremen: Die Anerkennung der Realität!

Roman Schuster, Kirchheim