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Das Wandern ist jedermanns Lust

Hobby Der Deutsche Wanderverband hat vor fünf Jahren den 14. Mai zum „Tag des Wanderns“ ernannt. Er will der Öffentlichkeit das Thema Wandern näherbringen. Corona hat zudem für einen Boom gesorgt. Von Marion Brucker

Waldbaden gehört zu den jüngeren Trends.Foto: Marion Brucker
Waldbaden gehört zu den jüngeren Trends.Foto: Marion Brucker

Das Wandern ist des Müllers Lust.“ Als Franz Schubert 1823 den Text des Wilhelm Müller vertonte, der zu einem der bekanntesten Volkslieder wurde, war das Wandern von den Romantikern entdeckt worden. Schriftsteller wie Joseph von Eichendorff unternahmen Wanderungen und prägten mit ihrer Suche nach Einsamkeit den Sinn des Wanderns.

So auch bei Peter Freier. „Laufen ist das Einzige, was mir tatsächlich Spaß macht“, sagt der Kirchheimer Wanderbuchautor. Er genießt die Ruhe, ins Grün zu kucken, einen Seidelbast zu entdecken den Duft des Bärlauchs einzusaugen oder eine Blindschleiche zu sehen. „Ich brauche keine sensationellen Erlebnisse, sondern Kleinzeug, das nicht gleich zu sehen ist. Das finde ich beruhigend.“

In Corona-Zeiten suchen die Menschen mehr Ablenkung in der Natur. Der Absatz an Wanderführern steigt. „Die Gegend vor der Haustür ist beliebt“, erklärt Pressereferentin Eva Priller vom Geranova Bruckmann-Verlagshaus. Hier sind mehrere der über 30 Wander- und Radführer, die Freier mit seiner Frau in den vergangenen 30 Jahren verfasst hat, erschienen. So auch „Zeit zum Wandern Schwäbische Alb: Die 40 schönsten Wanderungen - GPS-Tracks zum Download - Top-Touren“, den sie 2020 aktualisiert haben.

Freier mag es konventionell. „Ich schwöre auf eine Karte im Maßstab 1:50.000“, sagt er. Er möchte wissen, in welcher Umgebung er sich befindet, auch wenn man mit GPS einfach ans Ziel kommt. Aber nicht nur das Finden des Weges hat sich verändert, seit 1989 die Freiers den Lehrerberuf an den Nagel gehängt haben, um sich ganz dem Wandern zu widmen, sondern auch die Tourenlänge. „Anfang der 90er-Jahre war eine Wanderung, die weniger als 20 Kilometer hatte, ein Spaziergang“, erklärt Freier. In ihrem ers- ten Wanderführer waren die Strecken plus minus 25 Kilometer lang. Um auch Kindern das Wandern schmackhaft zu machen, sind die Touren nun eher auf drei bis vier Stunden ausgelegt.

„Einen ganz großen Wandel gibt es bei der Kleidung“, erklärt der 74-Jährige. Früher trugen Wanderer rot-weißkarierte Hemden aus Baumwolle sowie rote Strümpfe zu Kniebundhosen. Die Farbe war bewusst gewählt. „Wenn etwas passiert ist, war das Rot ein sichtbarer Farbkleks und entscheidend für das Auffinden einer Person“, sagt Freier. Vor allem in bergigen Gebieten war das wichtig. Die Baumwollkleidung ist durch Fleecejacken und atmungsaktive Unterwäsche abgelöst worden, die Kniebundhosen durch Wanderhosen mit abtrennbaren Hosenbeinen. Freier setzt jedoch weiterhin auf seine Kniebundhosen: In moorigem Gebiet seien sie einfach besser, weil sich die Hosenbeine nicht vollsaugten, die Strümpfe bei Hitze heruntergerollt werden könnten. Durch die Schnürung an den Knien käme Luft an die Beine.

Nicht mehr missen dagegen möchte er die Gortex-Schuhe, die die Lederstiefel ablösten. „Das war eine Revolution, was die Fußbekleidung anbetrifft“, sagt er. Freier erinnert sich noch genau, wie er und seine Frau vor einer Durchquerung der Schweiz ihre neuen Lederstiefel tagelang einliefen. „Nach keinen 200 Metern hatten wir überall Blasen“, sagt er. „Der Gortex-Schuh trägt sich wie ein Ballettschühchen“, schwärmt er. Ein weiterer Vorzug ist, dass bei Regen die Füße trocken bleiben. Lederstiefel dagegen saugen sich bei Nässe voll und wiegen abends eineinhalb Kilogramm mehr.

Verändert hat sich auch der Rucksack. Er baumelt nicht mehr von Lederriemen gehalten am Rücken. Stattdessen gibt es ihn mit breiten Trageriemen. Freier rät dazu, einen Rucksack mit Hüftgurt zu kaufen. „Er entlastet die Schultern, weil so das Gewicht von den Trageriemen auf die Hüfte verlagert wird“, erklärt er. Sinnvoll sei auch ein Brustgurt, der beim Abstieg das Rutschen der Träger verhindert. Für den Abstieg empfiehlt er außerdem Teleskopstöcke. Die entlasten die Gelenke und sind ebenfalls eine Erfindung neueren Datums. So ausgerüstet lasse sich bequem eine Tour machen.

Der Wald ist beliebt, nicht nur zum Waldbaden, sondern auch zum Wandern wie hier beim Hepsisauer Zipfelbachtal. Archiv-Foto: Die
Der Wald ist beliebt, nicht nur zum Waldbaden, sondern auch zum Wandern wie hier beim Hepsisauer Zipfelbachtal. Archiv-Foto: Dieter Ruoff