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Der Impfbus rollt vorerst weiter

Corona Nach Schließung der Kreisimpfzentren beruhigt sich der politische Streit über deren Fortbestand. Mobile Teams sollen für weitere drei Monate übernehmen. Von Bernd Köble

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Spontanes Impfen ohne Termin: Der Impfbus ist auch nach Schließung der Kreisimpfzentren bis Ende des Jahres im Einsatz, allerdings mit einem deutlich größeren Einzugsgebiet.Foto: Carsten Riedl

Die Mietverträge sind gekündigt, die Kühlschränke stehen abholbereit, am Donnerstagabend gab es die letzten warmen Worte für die zahlreichen Helfer. Dann war Schluss. Die beiden Kreisimpfzentren, die im Januar in Esslingen und in der Messehalle auf den Fildern in Betrieb gegangen sind, werden ihren Platz in den Geschichtsbüchern behalten. Inzwischen ist auch die Begleitmusik verstummt, die lauter wurde, je näher der vom Land beschlossene Schließungstermin rückte.

Die Zusage der Stuttgarter Regierung, für eine Übergangszeit von drei Monaten weiter auf mobile Impfteams zu setzen, um damit all jenen ein Angebot zu machen, die über Arztpraxen schwer zu erreichen sind, hat die Wogen geglättet. Neben Ärzten und Hilfsorganisationen wie Malteser hatte zuletzt auch eine politische Mehrheit aus Freien Wählern, CDU und SPD im Esslinger Kreistag vor einer Schließung gewarnt. Die SPD wollte kurz vorher prüfen lassen, inwieweit der Landkreis das Angebot der Impfzentren, an die auch die mobilen Teams gekoppelt waren, in eigener Regie fortsetzen könnte. Es werde in manchen Quartieren auch weiterhin zusätzliche Angebote brauchen, blickt SPD-Fraktionschef Michael Medla schon mal voraus. „Die Pandemie wird auch in drei Monaten nicht zu Ende sein.“

Nach den Plänen des Sozialministeriums werden bis Jahresende im ganzen Land noch 30 mobile Impfteams vorwiegend in Pflegeheimen und Brennpunkt-Quartieren unterwegs sein, die für mehrere Landkreise zuständig sein werden. Für die Landkreise Esslingen, Ludwigsburg und Rems-Murr sind vier Einheiten vorgesehen, die beim Klinikum Stuttgart angesiedelt sind. Auch insgesamt elf Impfbusse sollen vorerst weiter durchs Land rollen und Marktplätze, Veranstaltungsorte und kleinere Gemeinden ansteuern.

Für den Fortbestand einer mobilen Versorgung hatten sich in den vergangenen Wochen auch Landkreise und Kommunen stark gemacht. Für Esslingens Landrat Heinz Eininger ist allerdings klar, dass eine Übernahme der Impfzentren durch den Kreis weder rechtlich und finanziell noch medizinisch möglich gewesen wäre. „Mit welchen Ärzten hätten wir das macht?“ Von den rund zehn Millionen Euro, die Einrichtung und Betrieb der beiden Impfzentren während neun Monaten gekostet haben, hat das Land, das die gesamten Kosten trägt, inzwischen knapp die Hälfte überwiesen. Für Eininger wäre ein Fortbetrieb finanziell nicht vertretbar gewesen. „Wenn wir ehrlich sind, war das eine teure Ausstattung, die wegen des Impfstoffmangels lange Zeit unter Mindestauslastung lief“, sagt er. Seit Sommer hatte die Nachfrage an beiden Standorten bereits spürbar nachgelassen. Nach einem kurzen Zwischenhoch wurden in der vergangenen Woche in beiden Zentren zusammen noch 445 Dosen pro Tag verimpft.

Jetzt soll das Impfen wieder zur Normalität in Arztpraxen werden. „Wir haben jetzt eine gute Übergangslösung“, meint Eininger. „Wir sollten aus dem Regelsystem aber nicht ausscheren, solange uns die Pandemie nicht dazu zwingt.“