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Der Mensch und die Religion

Zum Artikel „Selber denken und dann Haltung zeigen“ vom 18. Mai

Frau Käßmann zeigt Kante in Sachen Friedenspolitik. Die derart gescheite Frau könnte mehr. Immerhin hat sie Luthers Hexenglauben, Rassismus und Bauernverrat erwähnt. „Auf ein Neues?“ Luthers Freiheit versagt hier. Kirche musste das Leitbild ihres Herrn schon früh zugunsten autoritär fester Strukturen verlassen.

Seit 2 000 Jahren oder länger befasst sich Religion mit der Eindämmung konfliktträchtiger Verhaltensweisen. Ihre Funktionsträger glaubten sich zu Recht im Einklang mit der ewigen Schöpfermacht. Ihr sprachgebundenes Denken war zu wenig aufnahmefähig für Göttliches in Bezug auf ihre Mitmenschen. Lange funktionierte das Zusammenspiel von Liebesgeschehen und Drohszenarien. Die Angst vor Autoritätsverlust stoppte die Entdeckung des positiven Menschen in Freiheit spätestens bei Meister Eckhardt im 14. Jahrhundert. Es verblieb Sehnsucht nach „Freiheit eines Christenmenschen“. „Positives Christentum“ im 20. Jahrhundert verbrannte im Dünkel.

Schwelender Kulturstreit verhindert in Schulen und Kirchen ein Menschenbild. Religion wird nachfrageorientiert, fokussiert auf Bekämpfung des „Bösen“ an ­Symptomen, verbleibend globales Fehderecht. Das geht nicht. Symptombekämpfung scheitert an Dynamiken des Menschen der anhaltenden Moderne.

Geistwesen - Säugetier? - Seit gut 30 000 Jahren, afrikanisch viel länger, ist der Mensch Jäger, mit genetischer Bewährung, weshalb der Zivilisationsmensch als beklagtes Rädchen im Getriebe marktwirtschaftlich noch am besten funktioniert, da zwar Gejagter, aber auch Jagender.

Jagen, Fischen, Liebe, Freundschaft erzeugen Augenleuchten vom gleichen Seelenkanal. Neues: Epigenetik funktioniert fast ­biblisch ins dritte und vierte Glied für Lebensmut und Gesundheit. Dazu gehört heute selbstbewusste Entschleunigung.

Karl Dannenhauer, Weilheim